Der Krieg und die Medien (9)
Wie die Menschen auf den Krieg eingestimmt werden
1. Über die Bilder von den jubelnden Palästinensern und andere Manipulationen im 'Krieg gegen den Terror':
2. Wie in vergangenen Kriegen manipuliert wurde, um kriegslüstern zu machen:
2a. Medien und Krieg - Das 'Massaker von Srebrenica'
3. Der Angriff der Mainstream-Medien auf die 'Verschwörungstheoretiker':
4. 'Die Akte Saddam' und die Auseinandersetzung um das 'Massaker' von Halabja:
5. Die 'Beweise' des Herrn Powell für den Angriff auf den Irak:
6. Wie der 'Sieg' gegen den Irak in Szene gesetzt wurde:
7. Die 'Festnahme' der Saddam Hussein genannten Person
8. Der erste Gerichtstermin mit der Saddam Hussein genannten Person
9. Schritte zur Installation bzw. Verfestigung des Feindbildes Nordkorea

§130 Volksverhetzung

Gerhard Wisnewski zitiert aus dem Strafgesetzbuch

'Der Spiegel'
Titelseite der Ausgabe vom 14.2.2005

(2) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer

1. Schriften (§ 11 Abs. 3), die zum Haß gegen Teile der Bevölkerung oder gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe aufstacheln, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordern oder die Menschenwürde anderer dadurch angreifen, daß Teile der Bevölkerung oder eine vorbezeichnete Gruppe beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden,

a) verbreitet,

b) öffentlich ausstellt, anschlägt, vorführt oder sonst zugänglich macht,

c) einer Person unter achtzehn Jahren anbietet, überläßt oder zugänglich macht oder

d) herstellt, bezieht, liefert, vorrätig hält, anbietet, ankündigt, anpreist, einzuführen oder auszuführen unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stücke im Sinne der Buchstaben a bis c zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermöglichen, oder

2. eine Darbietung des in Nummer 1 bezeichneten Inhalts durch Rundfunk verbreitet.

(...)


Atomwaffen ausschließlich zur Abschreckung

Betrachtungen zur Rolle der Medien bei der Installation des Feindbildes Nordkorea, 18.2.2005

"Nordkoreas Atomwaffen werden unter allen Umständen nukleare Abschreckung zur Selbstverteidigung bleiben." So heißt es in einer vom Nordkoreanischen Außenministerium am 10.2.2005 veröffentlichten Erklärung, die damit weit hinter den von führenden US-Kreisen angestellten Überlegungen hinsichtlich des Einsatzes von Atomwaffen und eines gewinnbaren Atomkriegs zurückbleibt. Aber der überwiegende Teil der Medien hat eine andere Brille aufgesetzt und zitiert diesen Satz aus der Erklärung erst gar nicht.

Wie so häufig gelingt es ihnen, bei Betrachtungen weder nach links noch nach rechts zu blicken. Die Atomwaffenarsenale der USA oder Israels beispielsweise und die damit verbundenen, wesentlich größeren Gefahren zu benennen, unterbleibt geflissentlich. Wenn die USA, die den Globus mit Atomwaffenstützpunkten übersäht haben und als einziges Land Atombomben zum Einsatz gebracht haben, ein Land an den Pranger stellen, das von sich behauptet, im Besitz von Atomwaffen zu sein, sind große Teile der Medien auf einem Auge blind. Wenn der Dieb ruft: "Haltet den Dieb!", sehen die Medien ihre Aufgabe darin, diesem Ruf das entsprechende Gehör zu verschaffen statt die Verlogenheit dieses Rufs zu entlarven.

Dem 'Spiegel' steht für Propaganda offensichtlich ein besonders großes Budget zur Verfügung. Bundesweit leuchtet sie uns in den Straßen und auf den Plätzen großformatig entgegen. Und es ist erstaunlich, wie schnell das gelungen ist. Am Donnerstag, dem 10. Februar 2005, wird die Erklärung veröffentlicht und die ersten Eilmeldungen der Nachrichtenagenturen gehen rund um den Globus. Nur wenige Tage später sind die Städte gepflastert mit dem Titelbild des am Sonntag erscheinenden 'Spiegel' - im Großformat gedruckt und in die Leuchtkästen gehängt. Aber der 'Spiegel' ist nicht allein.

'Der Spiegel'
Titelseite der Ausgabe vom 14.2.2005 als Propaganda im öffentlichen Raum

Auch die alternative 'taz' entwickelt sich zu einer Vorhut der US-amerikanischen Propaganda-Maschinerie. Während die Tageszeitungen 'Bild' und 'Express' ihre Artikel über Nordkoreas Atomwaffen auf die zweite Seite plazieren und 'Die Welt' und die 'Frankfurter Allgemeine' das Thema zwar auf ihren Titelseiten, aber relativ verhalten bringen, schießt die 'taz' aus vollen Rohren. Sie verkürzt den Text der Erklärung "Wir ... haben Atombomben zur Selbstverteidigung hergestellt" in der Titelzeile zu "Wir haben Atomwaffen" und setzt die herausgegriffenen Wörter auch noch in Anführungszeichen. Dazu bringt sie eine von AP verbreitete Zeichnung, die darstellen soll, wie mit Nordkoreas Atomwaffen das Weiße Haus zum Ziel wird, und füllt damit die obere Hälfte der Titelseite.

'Die Tageszeitung'
Titelseite der Ausgabe vom 11.2.2005

Hier ein Überblick über die Titelzeilen einiger 'führender' Presseorgane:
  • 'taz', 11.2.2005: "Nordkorea: 'Wir haben Atomwaffen'"
  • Bild-T-Online, 10.2.2005: "Was plant der irre Diktator Kim Song Il? Nordkorea gibt erstmals zu: Wir haben Atombomben"
  • Express, 11.2.2005: "Nordkorea: Wir haben die Bombe" (Atompilz abgebildet)
  • Frankfurter Allgemeine, 11.2.2005: "Pjöngjang: Wir haben Atomwaffen - 'Gegen ein feindlich gesinntes Amerika'"
  • Die Welt, 11.2.2005: "Nordkorea erklärt sich zur Atommacht"
  • Spiegel, 14.2.2005: "Der Irre mit der Bombe - Atom-Macht Nordkorea"
  • Bild, 11.2.2005: "Nordkoreas Herrscher Kim Jong II gesteht Besitz von Nuklearwaffen - Was will der irre Diktator mit den Atomraketen?"
Die Medien wissen, mit welchem Vokabular sie die Botschaft transportieren müssen, um ihre Leserschaft anzusprechen: "Das stalinistische Regime" (taz), "Der kommunistische Staat" (taz), "Nordkoreas irrer Staatschef" (Bild-T-Online), "Der irre Diktator" (Bild-T-Online), "Nordkoreas Diktator" (Express), "Der Irre mit der Bombe" (Spiegel), "Der Tyrann und die Bombe" (Spiegel), "Der irre Diktator mit den Atomraketen" (Bild). Die 'taz' baut auf das antikommunistische Weltbild ihrer Leserschaft - das Ziel im Blick, einen wesentlichen Teil der Friedens- und Antiglobalisierungsbewegung zu infizieren. Und viele andere Zeitungen wissen um die Wirkung des negativ besetzten Begriffs 'Diktator'. Und wenn das noch zu wenig ist, kommt noch ein Schuß Geistesgestörtheit hinzu.

Die Passage der von der Nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung, aus der in den Agenturmeldungen und den Medien Versatzstücke herausgegriffen werden, lautet komplett:

"Die USA offenbaren ihr Bestreben, das politische System in Nordkorea um jeden Preis zu stürzen, indem sie es mit einem Nuklearschlag bedrohen. Um Ideologie, System, Freiheit und Demokratie, wie sie vom Volk (Nordkoreas) gewählt sind, zu schützen, sind wir gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen, das Atomwaffenarsenal (Nordkoreas) zu stärken. Wir hatten bereits den entschiedenen Schritt unternommen, uns aus dem Atomwaffensperrvertrag zurückzuziehen und haben Atombomben zur Selbstverteidigung hergestellt, um mit der immer unverhohleneren Politik der Bush-Administration, die Demokratische Volksrepublik Korea zu isolieren und zu ersticken, fertig zu werden. Seine (Nordkoreas) Atomwaffen werden unter allen Umständen nukleare Abschreckung zur Selbstverteidigung bleiben." ( www.kcna.co.jp)


Der Sieger

Der Irre mit der Bombe - Atom-Macht USA

'Der Sieger'
Montage: SoZ

"Der Vorhof der Hölle"

Woher wir unser Wissen über Nordkorea haben - Betrachtungen von Andreas Vogel, 3.3.2005

"Nordkorea ist ein Regime, das sich mit Raketen und Massenvernichtungswaffen ausrüstet und gleichzeitig seine Bürger verhungern lässt." Das wissen wir von US-Präsident George W. Bush aus seinem Bericht zur Lage der Nation vom 29. Januar 2002, in dem er mit Irak, Iran und Nordkorea die 'Achse des Bösen' definiert.

Nordkorea ist ein "schreckliches Regime". Es sind dort Leute am Werk, "die Geld für die Entwicklung atomarer Waffen ausgeben, aber ihre Kinder verhungern lassen". Das wissen wir von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), dessen Erkenntnis uns - verbreitet über die Nachrichtenagentur AP - am 10.2.2005 u.a. von 'N24' vermittelt wird.

Nordkorea ist ein "stalinistischer Staat" mit einem "riesigen GUlag", in dem "etwa 150 000 bis 200 000 Menschen ... festgehalten, ausgebeutet und grausam gequält" werden. Das wissen wir aus der 'Welt' vom 29.19.2003. Und die hat es - wie sie schreibt - aus einer Studie des 'US-Komitees für Menschenrechte in Nordkorea' (USCHRK), die "mit Hilfe von Satellitenfotos und Zeugenaussagen ein System von Arbeitslagern und politischen Gefängnissen offen" legt, "das von Hieronymus Bosch erfunden sein könnte, ein Vorhof der Hölle."

Nordkorea ist neben Birma, Kuba, Iran, Simbabwe und Weißrußland einer der sechs "Vorposten der Tyrannei" auf der Welt. Das wissen wir von US-Außenministerin Condoleezza Rice, die diese Erkenntnis am 18.1.2005 vor dem Außenpolitischen Ausschuß des US-Senats in Washington vorgetragen hat.

"Nordkorea, der letzte stalinistische Staat der Erde, ist bankrott. Seit Mitte der Neunziger Jahre, als Russland und China die Hilfsleistungen an den einstigen Bruderstaat zusammenstrichen, sind Hunderttausende Nordkoreaner verhungert." Das wissen wir aus der Zeitung 'Oberösterreichische Nachrichten - Die Zeitung, die ich mag' vom 12.2.2005.

In Nordkorea herrscht ein "Regime des Terrors und des Hungers". "Mitte der neunziger Jahre starben schätzungsweise rund zwei Millionen Menschen den Hungertod. Nach zwei Flutkatastrophen war die Ernte ausgeblieben. Aber nicht die Naturgewalten hatten Schuld an der Tragödie: Die Menschen hungerten bereits, die Industrie war vollkommen marode und Kim Jong Il und sein Clan waren einzig am Machterhalt interessiert." Das wissen wir aus dem Online-Angebot des 'Spiegel' vom 19.2.2005. Innerhalb von nur einer Woche ist offenbar die Erkenntnis gereift, daß es nicht Hunderttausende sondern zwei Millionen gewesen sind, die der Staat hat verhungern lassen.

"Der 'Geliebte Führer' Kim Jong Il hält sein Volk am Limit - verhungern darf es nicht, denn es soll arbeiten." "Die Menschen werden vor dem Hungertod bewahrt, doch zugleich bleiben sie auf dem Niveau der Unterernährung." Auch das wissen wir aus dem 'Spiegel' vom 19.2.2005. Der 'Spiegel' scheint damit deutlich zu machen, daß es doch nicht Ziel des 'Regimes' ist, die Bevölkerung verhungern zu lassen. Er fällt damit seiner eigenen Argumentation und - was noch gravierender ist - der von George W. Bush in den Rücken.

"Nordkorea glaubt zwar ... einen ... Prozess, abgekoppelt von der Weltwirtschaft, organisieren zu können. Aber im Ergebnis wird das Volk strukturell verhungern." Das wissen wir von unserem 'grünen' Politiker Ludger Volmer aus seiner Rede, die er am 29.1.2004 vor dem Deutschen Bundestag gehalten hat. So ist es uns vergönnt zu erfahren, daß es neben dem 'normalen' Verhungern auch ein 'strukturelles' Verhungern gibt. Ein Beispiel für dieses 'strukturelle' Verhungern werden wir in Zukunft in Nordkorea beobachten können - zur Zeit offensichtlich noch nicht. Denn nicht umsonst verwendet Ludger Volmer bei seiner Formulierung die Zukunftsform.

"Die Koreanische Demokratische Volksrepublik ist ein souveräner sozialistischer Staat, der den Interessen des ganzen koreanischen Volkes entspricht. In der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik sind die Klassengegensätze und jedwede Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen beseitigt. Der Staat verteidigt und schützt die Interessen der von Ausbeutung und Unterdrückung befreiten Arbeiter, Bauern, Soldaten und werktätigen Intellektuellen. Die Macht in der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik gehört den Arbeitern, den Bauern, den Soldaten und den werktätigen Intellektuellen. In der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik sind die Produktionsmittel Eigentum des Staates und der Genossenschaften. Das Staatseigentum ist Eigentum des ganzen Volkes."

Das sind Auszüge aus der Nordkoreanischen Verfassung, über die wir kaum etwas wissen. Klar ist, daß ein Staat mit derartigen Vorstellungen in der heutigen Zeit keinen Platz mehr haben kann. Ein solches Relikt aus vergangenen Zeiten muß mit allen Mitteln beseitigt werden. Das Staatseigentum gehört schließlich nicht dem Volk oder sonstwem, sondern den multinationalen Konzernen. Darin scheinen sich George W. Bush, Gerhard Schröder, Condoleezza Rice, Ludger Volmer, 'N24', 'Die Welt' und 'Der Spiegel' - um nur einige wenige zu nennen - einig zu sein.