Köln, 25.1.2003, Demonstration der Kölner Initiative 'Kein Krieg im Irak'Bilder

"Was nicht ist, kann ja noch werden..."

Kabarettist Wilfried Schmickler auf dem Abschlußkundgebung auf dem Roncalliplatz (auszugsweise)

Aber wie dem auch sei, meine Damen und Herren, wir Deutchen müssen uns in diesem Zusammenhang ja keine Sorgen machen, da hat Gerhard Schröder ja im Wahlkampf eindeutig Stellung bezogen: der deutsche Weg ist kein Trampelpfad für wildgewordene Buschkrieger.

Wer erinnert sich nicht an diese beeindruckenden Bilder, als der Schröder begleitet von den musikalischen Schleimscheißern der Dummdudel-Kapelle Pur auf dem SPD-Wahlkampf-Truck rumposierte als deutschnationaler Friedensengel aus garantiert ökologischem Anbau - Mahatma Schröder auf Krötenwanderung.

Nein, beim bevorstehenden Horror-Trip ins militärische Abenteuerland Irak da stehen wir Deutschen diesmal ausnahmsweise nicht auf dem Trittbrett, uneingeschränkt beschränkte Solidarität hin, nordatlantische Waffenblutsbrüderschaft her - ab sofort gilt: ami go alone, wir bleiben home. No Germans to the front! Das hat der Schröder klipp und klar so gesagt, und wenn er das so gesagt hat, dann - eh - hat er das auch so gesagt.

Tja, und dann hat die Hertha Däubler-Gremlin auch noch was gesagt, nämlich dass der Bush mit dem ganzen Sadam-Tam-Tam ja nur von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken wolle, und das hätte Adolf Htler seinerzeit genauso, wenn nicht sogar besser gemacht.

Na, da hat's aber gerappelt im deutsch-amerikanischen Karton. George Trouble-You Bush zu vergleichen mit Adolf Hitler - da fragt man sich wirklich, welcher Däubel die Hertha da geritten hat. Denn erstens ist Adolf Hitler mit einer richtigen Mehrheit gewählt worden, zweitens hat er die Arbeitslosen von der Straße geholt, statt sie da verrecken zu lassen und drittens hat Hitler einen veritablen Weltkrieg vom Zaum gebrochen - obwohl, was nicht ist, kann ja noch werden...


Im Kampf für Frieden

Solidaritätsbotschaft von Kazuo Soda aus Fukuoka, Japan, Überlebender des US-Atombombenangriffs auf Nagasaki am 9.8.1945, zur Demonstration „Kein Krieg im Irak“ am 25.1.2003, dokumentiert vom Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis im Kölner Friedensforum

Liebe Friedensfreunde in Köln,

im Namen der Überlebenden der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki danke ich Ihnen, daß Sie mich an Ihrer Friedensaktion am 25. Januar teilnehmen lassen, indem ich Ihnen eine Solidaritätsbotschaft sende - eine Botschaft gegen das angemaßte Gewaltmonopol der US-Regierung.

Es ist traurig und unverzeihlich, daß es immer noch eine Nation gibt, die nichts aus unserer Geschichte gelernt hat. Das 20. Jahrhundert war gekennzeichnet von Kriegen und Massenvernichtungen - oft im Namen der GERECHTIGKEIT.

Und wieder sieht sich die Menschheit den gleichen Tragödien ausgesetzt: Sollte die Bush-Regierung ihren Plan, den Irak anzugreifen, durchführen, hätte dies großen wirtschaftlichen und politischen Schaden zur Folge - auf Kosten unzähliger Menschenleben, besonders aus der Zivilbevölkerung. Dieser Krieg würde sich nicht nur auf den Nahen Osten auswirken, sondern auch auf die übrige Welt.

Die Spirale der Gewalt, gespeist aus Haß und Vergeltung, bedroht die Menschheit. Der Terrorismus ist nur ein Beispiel dafür.

FRIEDE KANN NUR AUF GEWALTFREIEM WEG GESCHAFFEN WERDEN - NICHT MIT GEWALT.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang zitieren aus einer japanischen Postkartenaktion aus dem Jahr 2002 - gerichtet an Präsident Bush:

„Wir japanischen Atombombenopfer, Hibakusha, sind in tiefer Sorge (...) über den von Ihnen, Herr Präsident, angedrohten möglichen Einsatz von Atomwaffen gegen die - von Ihnen so benannte - ‚Achse des Bösen‘. Die Hibakusha erlebten die ‚Hölle auf Erden‘, geschaffen durch die US-Bombardierungen. In unseren Augen sind dies TEUFLISCHE WAFFFEN; wir haben nie aufgehört, an die Mächtigen dieser Welt zu appellieren:

ATOMWAFFEN DÜRFEN NIE WIEDER EINGESETZT WERDEN - UNTER WELCHEN UMSTÄNDEN AUCH IMMER!

(...) Angesichts der gegenwärtigen Krise können wir nicht schweigen, da das Überleben der Menschheit und unseres Planeten bedroht ist durch die Haltung Ihrer Regierung, Herr Präsident.“

Wir Atombombenopfer verpflichten uns zum Kampf gegen Gewalt und Unmenschlichkeit
  • GEGEN DEN KRIEG, GEGEN TERROR
  • NIE MEHR HIROSHIMA - NIE MEHR NAGASAKI
Laßt uns die Befürworter des Krieges isolieren durch die Solidarität aller friedliebenden Menschen dieser Welt!

Für Ihre Friedensaktion wünsche ich Ihnen VIEL ERFOLG.

Im Kampf für Frieden
(gez.) Kazuo Soda

Übersetzung: Gisela Behrendt (Bonn), Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis im Kölner Friedensforum


Bundesweit Protest gegen drohenden Krieg

Artikel in 'junge Welt' vom 27.1.2003

10000 Teilnehmer in Köln. Standortblockade in Geilenkirchen und Menschenkette in Berlin

Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in mehreren deutschen Städten gegen einen drohenden Irak-Krieg demonstriert. Auf der größten Protestveranstaltung versammelten sich in Köln bis zu 10000 Kriegsgegner, in Geilenkirchen blockierten rund 400 Menschen die Zufahrt zum Stützpunkt der AWACS-Aufklärungsflugzeuge, die bei einem Krieg mit deutschen Soldaten an Bord an der türkisch-irakischen Grenze patrouillieren sollen.

Nach Angaben der Polizei verliefen alle Protestveranstaltungen ohne besondere Vorkommnisse. Überrascht wurden die Behörden lediglich von dem regen Zustrom in Köln, wo die Initiative »Kein Krieg in Irak« zu einer Kundgebung aufgerufen hatte. Ursprünglich waren dort nur 2500 Teilnehmer erwartet worden.

Zur Sitzblockade in Geilenkirchen hatte die Aachener Gruppe der katholischen Bewegung Pax Christi aufgerufen. Mit Polizei und Standortbefehlshaber war eine einstündige Sperrung der Zufahrt zum AWACS-Gelände verabredet, die am Nachmittag ohne Zwischenfälle zuende ging. Die Friedensaktivisten riefen die Soldaten der Bundeswehr dazu auf, sich dem AWACS-Kommando zu verweigern. Ihr Einsatz in den Maschinen sei ein Verstoß gegen Grundgesetz und Soldatengesetz der Bundesrepublik.

In Berlin und Brandenburg gab es ebenfalls Aktionen. Auf Initiative einer Kirchengemeinde in Glienicke, nördlich von Berlin, wurde entlang der Bundesstraße 96 eine Menschenkette gebildet. Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg unterstützte die Aktion.

In Berlin-Prenzlauer Berg bildeten an der Schönhauser Allee Hunderte Menschen von 14.00 bis 14.15 Uhr eine Menschenkette. Sie folgten einem Aufruf der Gethsemane-Kirchengemeinde. Viele Teilnehmer hielten Plakate mit einer Friedenstaube oder Kerzen in den Händen. In Leipzig folgten nach Polizeiangaben rund 500 Menschen einem Aufruf des örtlichen Friedenszentrums. Ohne Zwischenfälle zogen sie mit Transparenten und Plakaten vor das amerikanische Konsulat, um dort ihren Widerstand gegen einen möglichen Krieg zu artikulieren. Rund 50 Demonstranten trafen sich vor dem Oberkommando der US-Streitkräfte in Europa in Stuttgart. Auch hier blieb laut Polizei alles friedlich. In Dresden demonstrierten Mitglieder des Irakischen Kulturclubs gegen den drohenden US-Angriff.

Auch für die kommenden Tage sind Aktionen geplant: In Dresden ist für den heutigen Montag eine Demonstration unter dem Motto »Nein zum Krieg im Irak« angesetzt. Die Evangelische Kirche im Rheinland lädt ebenfalls für Montag in Düsseldorf zu einem zentralen Friedensgottesdienst ein. In Nordhausen und Worbis organisieren PDS und örtliche Friedensgruppen Kundgebungen und Mahnwachen.


Lieber vögeln als schießen

Artikel in 'taz Köln' vom 29.1.2003

10.000 Menschen demonstrierten in Köln gegen den geplanten Irakkrieg. Ein breites Bündnis sorgte für ernste Reden, bunte Bilder und witzige Parolen.

Die Losungen unterstrichen die Breite des Spektrums. "Morden ist Sünde" hieß es auf einer Fahne, "Drop Bush, not bombs" auf einer anderen. Mehr als 10.000 Menschen waren am Samstag dem gemeinsamen Aufruf des DGB und der Initiative "Kein Krieg im Irak" gefolgt und forderten eine friedliche Lösung des Konflikts.

Etwa 7.000 zogen vom Rudolfplatz aus durch die Kölner Innenstadt. Tausende weiterer Kriegsgegner schlossen sich der Demonstration im Laufe des Nachmittags spontan an. Nach Angaben der Polizei verlief der Protest ohne Zwischenfälle. "Absolut friedlich", bestätigte Polizeihauptkommissar Griskewitz, Einsatzleiter vor Ort.

"Wir sagen Nein zum Krieg im Irak ohne Wenn und Aber", ließ ein DGB-Vertreter verlauten. Stadthistoriker Martin Stankowski, der die Bühnenbeiträge moderierte, betonte: "Sozialismus und Feminismus sind so wichtig wie nie zuvor."

Ein wenig Happening-Stimmung kam auf, als die Magic Street Voices bei sonnigem Wetter John Lennons "Give Peace a Chance" intonierten.

Der in Deutschland lebende irakische Ökonom Kadhim Habib erklärte, ein Krieg mache die Probleme im Irak nur schlimmer. "Das irakische Regime muss beseitigt werden", so Professor Habib, "aber das ist Aufgabe des irakischen Volkes."

Kölns Kardinal Joachim Meisner hat inzwischen angeordnet, in die Gottesdienste Gebete zur Erhaltung des Friedens aufzunehmen. Meisner selber ist heute um 9 Uhr im Dom in Aktion zu sehen, wenn er seinen umstrittenen jährlichen Soldatengottesdienst abhält, zu dem auch Bundesverteidigungsminister Peter Struck erwartet wird. Verschiedene Friedensinitiativen haben zu Protesten dagegen aufgerufen.

Die Demo vom Samstag und Interviews zum Beispiel mit dem Friedensforscher Johan Galtung sind bei www.koeln1.tv im Internet