Bremerhaven, 1.5.2003, DGB-Demo zum
1. Mai
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Mai in Bremerhaven

Bericht von Uwe Menger

Die Gewerkschaften riefen auf, gemeinsam gegen den Sozialabbau der Regierungskoalition zu protestieren. Endlich, das wurde ja auch langsam Zeit, freute sich so mancher aktiver Gewerkschafter. Waren doch die traditionellen Maiveranstaltungen am internationalen Kampftag der Arbeiter in den letzten Jahren zu müden Latschdemos oder günstigstenfalls zu Spaziergängen verkommen. Nicht dass dem einen oder anderen dieses Lustwandeln unangenehm gewesen wäre, traf man sich doch mit den alten Kämpfern im jährlichen Turnus und zeigte, dass man noch dazu gehört. Sehen und gesehen werden bei Bier und Sonnenschein im Wonnemonat Mai, na das war ja auch nicht zu verachten. Trotzdem kamen leise Klagen auf: „Früher da waren wir noch viel mehr.“

Doch diesmal war alles anders. Das begann schon mit dem Wetter. Es regnete, und das machte doch ein wenig bange, ob der vielen Arbeit die man investiert hatte. Denn diesmal ging`s um was. Galt es doch endlich etwas gegen den erdrückenden Sozialabbau zu tun, dafür hatte man geworben.

Doch, da staunte man nicht schlecht, gut 3500 Demonstranten (und das nach den offiziellen Polizeiangaben) hatten sich in beiden Demonstrationszügen versammelt. Es waren sogar einige Wagen dabei mit mächtig lauter Mukke aus fetten Boxen. Deren Bässe wummerten die dicken Regenwolken vom Himmel, die Sonne strahlte und die Stimmung stieg. Vorneweg die Sambatruppe „Samba Randale“, es folgten Jugend für Power und Soziales (JuPS), Verdi-Jugend, Kulturladen Wulsdorf, IG Metall-Jugend und weitere.

Die zahlreich vertretene Jugend sorgte für gute Laune und es gab Musik von Hiphop bis Rock, von Lieder gegen rechts bis hin zu Samba.

Der ernste Anlass dieser Demonstration fiel dabei keineswegs unter den Tisch, so waren Forderungen wie „Stoppt die Asozialdemokraten“ und „Her mit den Ausbildungsplätzen“ oder „Wer nicht ausbildet muss umgelegt werden“ zu lesen. Auf Flugblätter wurden die aktuellen Sozialschweinereien angeprangert.

Schließlich, angekommen auf dem Platz vor der Großen Kirche, schlug die Stunde der Redner. Karsten Behrenwald (DGB-Kreisvorsitzender) machte den Anfang und fand klare Worte für Schröders Sozialpolitik, die er als eine Zumutung empfand. Es nutzte die Gelegenheit die angestrebten ungerechten Reformen im Arbeitsrecht, beim Gesundheitswesen und bei den Leistungen für Arbeitslose zu kritisieren und drohte weiteren gewerkschaftlichen Widerstand an, während Landeschef Henning Scherf mit sorgenvoller Miene auf seinen Einsatz wartete.

Geradezu stürmischen Beifall gab es für Gesche Funk und Paula Müller von den JuPS (Jugend und Powere für Soziales). Für sie war der Irakkrieg das Thema des Tages und sie nahmen wahrlich kein Blatt vor den Mund. Ihre Schelte galt der amerikanischen Außenpolitik und dem völkerrechtswidrigen Überfall auf ein wehrloses Land, deren Bevölkerung unter den wirtschaftlichen Begierden anderer zu leiden hat. Dieser leidenschaftliche Beitrag und die bunten Friedensfahnen verdeutlichten, dass in Bremerhaven das Thema Irakkrieg noch nicht vom Tisch ist.

Auf Bremerhaven bezogen rügten die beiden Mädchen schließlich die Verschandelung des Stadtbildes durch die hetzerischen Plakate der DVU. (Wie wahr, wie wahr.......)

Aber hatten die Bremerhavener Regierungsfürsten nicht einst durch eine Änderung ihrer Statuten den rechten Demagogen Tür und Tor geöffnet? Doch das gehört heut nicht hierher.

Jugend für Power und Soziales, dass wollen wir uns merken.

Dagegen hatte Henning Scherfs Rede die Wirkung einer Schlaftablette. Ohnehin wirkte er angespannt und nervös, spielte dann aber wieder seine gewohnte Rolle als netter Bürgermeister für jedermann und verkündete: “In Bremerhaven muss etwas getan werden und wir werden etwas tun.“

Tja Henning, das wussten wir auch schon.