Köln, 27.3.2004 - 'Nur mit uns!' - Künstler gegen den Kulturkahlschlag in der freien KunstszeneBilder

Nur mit uns!

Information der Offenen Initiative Kölner Künstler- und Künstlerinnen

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freunde und Freundinnen...

Hier die Daten unserer Demo und Kundgebung am Samstag, 27.3.2004: NUR MIT UNS!

Treffpunkt, Aufstellung: Ebertplatz 11 Uhr;

Demo ab ca. 11.30 Uhr über die Ringe: Ebertplatz, Hansaring, Kaiser-Wilhelm-Ring, Hohenzollernring, Rudolfplatz.

Dort Abschlusskundgebung ab ca. 12.30 Uhr, Rudolfplatz Westseite...

Vorläufiges Programm: Cologne City Drummers-Cowboys on dope (Rausch)...

Hauptredner: Dr. Werner Rügemer

Zeitgleich fährt Heiner Moers mit etlichen Gepannen durch die ganze Stadt und wird die Demoroute kreuzen... in der Demo selber ist es nicht möglich, die vielen grossen Gespanne zu integrieren... Ein sehr grosser Wagen (10 M) ist von beiden Seiten beschriftet: Europäische Kulturhauptstadt Köln 2010? NUR MIT UNS!, sowie ca. 2 dutzend Namen von Initiativen, die die Sache unterstützen... Dieser Wagen wird auch um den Neumarkt fahren ... Wir haben damit die Möglichkeit, quasi 2 Routen zu nutzen und die Polizei ist damit einverstanden... In der Demo selber können wir zwei Fahrzeuge mitführen: einen Lautsprecherwagen, der auch als Anlaufpunkt (demoleitung) fungiert...er wird einen Anhänger ziehen mit Motiv... dahinter einen kleinen Traktor mit Anhänger, aus dem wir quasi einen Themenwagen gestalten.... einige Künstler werden auch mit Handkarren usw. dabeisein...

Es wird zahlreiche Pappen geben und auch ein, zwei Transparente... Wir bitten alle Gruppen, vor allem die Sozialen Bewegungen mit eigenen Transparenten und Forderungen zu erscheinen...

Alle Infos, Erklärungen und Daten sowie einige Reaktionen und Meinungen, siehe: www.meinefresseclub.de

Aufgrund der Rückmeldungen können wir von ca. 1000 Teilnehmern ausgehen... Dafür brauchen wir etwa 20 Ordner, die mit weissen Armbinden gekennzeichnet sind...wer also Lust hat, kann sich auch noch am Tag der Demo bei der Demoleitung (Lautsprecherwagen, Walter Stehling), melden...

Ich hoffe auf eine bunte und laute Demonstration für eine lebendige Kulturstadt Köln...

mit vielen Grüssen
Walter Stehling, Offene Initiative Kölner Künstler- und Künstlerinnen



Kultur und Köln: Haupstadt oder Wüste?

Aufruf der Offenen Initiative Kölner Künstler- und Künstlerinnen

In Köln gibt es eine breite, internationale und über Jahrzehnte gewachsene Kunst-, Musik- und Theaterszene. Die ist nun, wie alle Bereiche der Gesellschaft, von Kürzung und Abbau bedroht. Einschneidende Kürzungen wurden beschlossen: Schliessung aller städt. Nebenbühnen, der Hälfte aller Volkshochschulfilialen, Büchereien, Kein Ankauf neuer Bücher für Schulbibliotheken, Kürzung bei Bürgerzentren, Einfrieren bis zur Streichung von Zuschüssen in freie Projekte, Galerien und Theater. Zudem fällt mit der "Artothek" eine weitere öffentliche Präsentationsmöglichkeit weg und das Kulturamt soll zum Jahresende aufgelöst werden. Gleichzeitig verschärfen und verschlechtern sich die wirtschaft-lichen und politischen Rahmenbedingunge. Projekte werden von Ämtern geschlossen, Mieten und Abgaben steigen, Atelierräume gekündigt und die jährlichen und sehr beliebten "offenen Ateliertage" müssen ebenfalls mit einem Fragezeichen versehen werden. Wir, eine Initiative freier Kölner Künstler- und Künstlerinnen, meinen, das kann nicht sein, wenn Köln Kulturhauptstadt Europas werden will und satte 3 Mio. Euro alleine in die Berwerbung dafür steckt!

Destination Kulturhauptstadt 2010? Gut und schön, aber: Nur Mit Uns, denn: In dem offiziellen 11-Punkte Programm zur Bewerbung als Kulturhauptstadt fehlt eine ganz konkrete Plattform für die "Freie-", bzw. "Offszene". Aber gerade diese Szene bietet der Stadt ein unverwechselbares Profil gegenüber allen anderen Mitbewerbern. Haben Essen oder Augsburg oder Münster solch ein pulsierendes Netzwerk an Initiativen wie "Ultimate Academy", Galerie 68elf", "Exit-Art", "Meine Fresse Club", "Kolb-Fabrik", "Bel-Air"?... Nein!

Was nutzen alle Bewerbungsanstrengungen, wenn die Kulturpolitik dieser Szene keine angemessenen Rahmenbedingungen zur Produktion und Präsentation zu bieten vermag? Die Internationale Ausstrahlung der Kulturstadt Köln wäre nicht möglich ohne die gleichzeitige Ankerbindung an die lokale Szene. Und dazu gehört eine funktionierende Infrastruktur an Proberäumen, Studios, Ateliers. Städte wie Berlin oder Frankfurt haben versucht, etwas ähnliches wie in Köln mit Millionensummen aus dem Boden zu stampfen, mit mässigem Erfolg.

Deshalb:
  • Reform des städtischen Atelierprogramms!
  • Erhalt oder Ersatz für die von Kündigung und Abriss bedrohten Ateliers, etwa der "Sidol-Werke, Braunsfeld" oder der "Clouth-Werke, Niehl".
  • 200 Künstler und Künstlerinnen suchen ein Atelier!
  • Schluss mit immer höheren Auflagen und Abgaben für freie Veranstalter!
  • Planungssicherheit und Unterstützung für Produzentengalerien, die sehr wichtig für die Künstler und Kulturschaffenden sind!
  • Platz für nonkommerzielle Experimentierräume!
  • Kunst und Kultur sind keine Ware. Schluss mit der Zerstörung der kulturellen Basis!
  • Mehr Bürger- und Nachbarschaftszentren, preiswerte Räume für kleine Theater und Musikclubs.
  • Keine Schliessung von Bibliotheken, Bildungs- und Kindereinrichtungen!
  • Mehr öffentliche Ausschreibungen für Künstler; Künstler an die Schulen!
  • Wenn man schon kürzt, um die 3 Mio. für die Bewerbung zusammen zu bekommen, dann bitte bei den Vorständen und Spekulanten.
  • Verbesserung aller Rahmenbedingungen für Kunst, Kultur, Theater, damit auch freie Projekte wirtschaftlich arbeiten können.
Denn die Bedeutung des Kultursektors in unserer Stadt, auch als Wirtschaftsfaktor, ist gross. Kulturhauptstadt 2010? Nur Mit uns. Wir leben das schon!

Um uns einmal zu präsentieren, demonstrieren wir: Samstag 27. März. ab 11 Uhr Ebertplatz

Gleichzeitig fährt eine bunte Zirkuswagen-Parade durch die ganze Stadt; Treffpunkt dafür: 9 Uhr. Bel-Air Theater, Eupenerstrasse/Stollbergerstrasse-Braunsfeld

Anschliessend: Kundgebung auf dem Rudolfplatz.

Offene Initiative Kölner Künstler- und Künstlerinnen: Heiner Moers, Bel-Air-Theater; Walter Stehling, Meine Fresse Club, Ingo Kümmel Ges. e.V.; Jochen Jankow, Marion Wübbold, Georg Kohlen, Una Sörgel, Galerie 68elf; Klaus Winterfeld; Anke Müller, Gerda Green; Clouthwerke; Anja Hoinka, Sidolwerke; Exit-Art; Jürgen Raap; Cap Grundheber, Cap-Art; Markus Krips, Kritz-Kratz-Institut; Rolf Hinterecker; Birgit Trautmann; Inge Broska, Heimatmuseum Otzenrath; Hans- Jörg Tauchert, Ultimate Academy; Uli Schulz, Michael Reinker, Kolb-Fabrik; Heinz Bleser, Core; Götz Widmann, Joint Venture; Martin Badde, Mathias Niese; Hansi Böhmer, Andropop; Frank Köllges, The Missiles; Marlis Fey, Max Hohn, Fritz Kolb, Till Passau, Andrea Branka, Rolf Stegh, Unterstützer; Peter Willenhorst, Magic Street Voices; Cowboys on dope; Peter Henseleit, Generalprobe Jaruzelski; Carolin Seger, Kabarettgruppe: Seschmintzky; Frank de Lentdecker, Atelier Bayenthal; Thomas Eichert, Attac; Bündnis Gemeinsam Gegen Sozialraub; Kölner Sozialforum; Kölner Strassenmusiker; Bijan der Spielmann; Cologne City Drummers, Verband deutscher Schriftsteller VDS; Dr. Werner Rügemer... und viele weitere Einzelpersonen und Gruppen....