Nürnberg, 18.6.2004, Siemens-AktionstagBilder

Bundesweiter Siemens-Aktionstag

Aus einer Meldung der IG Metall Bruchsal vom 25.5.2004 - Neues aus dem Siemens-Konzern - NewsLetter der Projektgruppe Siemens der IG Metall (23.5.04)

Bundesweiter Siemens-Aktionstag am 18. Juni

Der Konflikt zwischen Siemens einerseits und Betriebsräten und IG Metall andererseits um die Verlagerung von Arbeitsplätzen und um Arbeitszeit, Einkommen und Tarifverträge hat allgemeine Bedeutung für den Standort Deutschland. Das zeigt auch das große Echo in den Medien.

Anlässlich der Siemens-Konferenz der IG Metall am 14.5. in Nürnberg hat Siemens-Chef v. Pierer erklärt, er wolle die Gewerkschaft und die Betriebsräte als Partner. Die IG Metall begrüßt diese neuen Töne ebenso wie die Klarstellung, dass Siemens jetzt nicht den Arbeitgeberverband und damit den ME-Tarifvertrag verlassen will und dass die Forderung nach unbezahlter Arbeitszeitverlängerung derzeit nicht für den gesamten Konzern gilt, sondern "nur" für einzelne Standorte (z.B. Kamp-Lintfort). Der 2. Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, hat dem Siemens-Vorstand jetzt Gespräche angeboten.

Aber noch ist nichts gewonnen, die Siemens-Verlagerungsstrategie gilt noch unverändert. Umso mehr ist es nötig, den öffentlichen Druck auf den Konzern zu erhöhen und die Solidarität zwischen den aktuell gefährdeten und den anderen Standorten zu zeigen. Machen Sie deshalb mit am 18. Juni beim bundesweiten Aktionstag der Siemens-Standorte !!

Näheres zum bevorstehenden Aktionstag und zur Siemens-Konferenz der IG Metall unter: http://www.igmetall.de/siemens/ oder im Siemens-Intranet unter: http://intranet.igmetall.siemens.de

Verlagerungspläne Handy-Fertigung (1): Siemens-Standort nahe Rumänien geplant

Nach den Gesprächen zwischen Betriebsleitung und Betriebsräten vor zwei Wochen steht fest, dass Baupläne und Anträge für eine eigene Siemens-Handy-Fertigung in Arbeit sind. Dies sind die Fakten nach den Treffen mit der Firmenleitung:
  • Die Massenfertigung soll weiterhin nach Ungarn ausgelagert werden
  • Lediglich so genannte Innovationscenter sollen in Bocholt und Kamp-Lintfort bleiben; ca. 2000 Arbeitsplätze würden gestrichen.
  • Flextronics Ungarn soll nur in der Übergangssphase Teilproduktionen übernehmen, bis in der Nähe der rumänischen Grenze ein eigener Siemens-Standort fertig ist.
  • Über die Investitionen soll vom Siemens-Vorstand und -Aufsichtsrat im Juli beschlossen werden.
Verlagerungspläne Handy-Fertigung (2): Stimmen die Zahlen? Gibt es Alternativen?

Siemens ICM hat die Geschäftszahlen für die Handy-Fertigung der vom Gesamtbetriebsrat beauftragten Unternehmensberatung Ernst & Young vorgelegt. Die soll die ICM-Zahlen und die Verlagerungspläne betriebswirtschaftlich bewerten und Alternativen zu den Verlagerungsplänen entwickeln. Aufgrund der großen Datenmengen werden die Ergebnisse erst in einigen Wochen auf dem Tisch liegen. Entsprechend wird der nächste Beratungstermin mit der Firmenleitung erst Mitte Juni stattfinden. Parallel dazu finden jetzt IG Metall-Mitgliederversammlungen in Bocholt und Kamp-Lintfort statt, die jetzt die Wahl einer Tarifkommission für Verhandlungen mit Siemens vorbereiten.

Arbeitszeitverlängerung & Lohnverzicht sind keine Lösung

Siemens-Chef v. Pierer hat erklärt, dass die Verlagerungspläne vom Tisch sind und 2.000 Jobs gerettet sind, wenn in der Handy-Fertigung 5 Stunden mehr gearbeitet wird, natürlich unbezahlt. Dazu kommen Abstriche bei Lohn & Gehalt.

Die Siemens-Handy-Sparte hat nur eine Umsatzrendite von 1% vor Steuern. Aber eine einfache Rechnung zeigt, dass die Handy-Sparte auch durch Arbeitszeitverlängerung und Lohnverzicht niemals die geforderte 10% Rendite schafft: Wenn 2.500 Menschen 46 Wochen im Jahr 5 Stunden länger für umsonst arbeiten, erhöht das bei gleichem Absatz die Rendite nur auf 1,51% und würde zudem 338 Jobs kosten. Selbst wenn die 2.500 KollegInnen ein Jahr lang unbezahlt für Siemens arbeiten, wäre die Rendite erst bei 4,76%. Es wird also dem Management Besseres einfallen müssen als Lohnverzicht. Zum Beispiel eine innovative und stetige Produktstrategie oder Prozessverbesserungen. Mehr dazu unter: http://www.igmetall.de/siemens/ oder im Intranet unter: http://intranet.igmetall.siemens.de

Quelle: www.bruchsal.igm.de


Am 18. Juni: bundesweiter Aktionstag der Siemens-Kollegen

Online-Veröffentlichung von 'Rote Fahne' vom 15.5.2004

Am 14.5. fand in Nürnberg eine Konferenz der IG Metall für Siemens-Betriebsräte und Vertrauensleute statt. Siemens will Tausende von Arbeitsplätzen in Deutschland vernichten - der Gesamtbetriebsrat spricht von bis zu 74.000. Gleichzeitig hat die Unternehmensleitung damit gegenüber den Arbeitern und Angestellten ein Erpressungsmanöver eingeleitet. Vor allem will Siemens-Chef von Pierer (CSU) die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich einführen. Nach Angaben der IG Metall würde das bei Siemens 20.000 Arbeitsplätze gefährden.

In den letzten Wochen gab es gegen diesen Kurs in verschiedenen Werken Protestaktionen. So blockierten am 10. Mai 350 Kolleginnen und Kollegen der Siemens-Niederlassung in Hannover im Anschluss an eine außerordentliche Betriebsversammlung die Hauptverkehrsader Hildesheimer Straße. In Hannover sollen nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden bis zu 160 der 1.600 Stellen vernichtet werden.

Auseinandersetzung um die Richtung

Bei der gestrigen Konferenz gab es eine engagierte Auseinandersetzung um die Richtung, die eingeschlagen werden soll. Berthold Huber, zweiter IG Metall-Vorsitzender, kündigte Verhandlungsbereitschaft mit der Konzernleitung an. Denn die Unternehmer erzeugten "eine Stimmung von Angst und Druck", es gehe darum, "den Fortbestand unserer Gesellschaft nicht zu gefährden".

Tatsächlich stellt aber eine wachsende Zahl von Arbeitern und Angestellten mehr und mehr ein gesellschaftliches System in Frage, das allein den Profit- und Machtinteressen der internationalen Konzerne untergeordnet ist. Viele suchen nach neuen gesellschaftlichen Perspektiven.

In verschiedenen Redebeiträgen kam eine ausgesprochen kämpferische Tendenz zum Ausdruck. So ein Siemens-Kollege aus Nürnberg unter großem Applaus: "Hier geht es um reine Profitgier. Wir müssen um jeden Arbeitsplatz kämpfen! Nachgeben ist keine Lösung. Vereinbart keinen Lohnverzicht - umsonst arbeiten können wir überall. Wir brauchen die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!"

Beschlossen wurde auf der Konferenz ein bundesweiter Aktionstag gegen die Jobvernichtung am 18. Juni. Warnstreiks, Demonstrationen und Aktionen vor den Toren sind dafür im Gespräch.

Quelle: www.rf-news.de