Köln, 7.8.2004, Einweihung des Hiroshima-Nagasaki-Parks im Gedenken an die Atombombenabwürfe vom 6. und 9.8.1945Bilder

Der Hiroshima-Nagasaki Park in Köln

Mitteilung des Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreises Köln über den Festakt zur Einweihung des Hiroshima-Nagasaki-Parks am 7. August 2004

Der Hiroshima-Nagasaki Park in Köln - Benannt zum Gedenken an die Atombombenopfer von 1945 und den Lebenden zur Mahnung

"Die Bezirksvertretung Innenstadt beschließt, die zwischen Bachemer Straße, Universitätsstraße, Dürener Straße und Bundesbahntrasse gelegene Parkanlage zu benennen in Hiroshima-Nagasaki-Park"

So heißt es in der Beschlussvorlage, die der Bezirk 1 im Dezember 2001 verabschiedete.

Die Initiative zu dieser Parkbenennung war im Jahr 2000 von Mitgliedern des Kölner Friedensforums ausgegangen, die sich bald darauf zum Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis Köln zusammenschlossen. Am 6. August 2000 wurde vor dem Kölner Dom die nachstehend abgebildete Petition verlesen: (...)

Der darin zum Ausdruck gebrachte Wunsch, in Köln einen geeigneten Ort nach Hiroshima und Nagasaki zu benennen, wurde von vielen der Anwesenden, aber auch von Oberbürgermeister Fritz Schramma unterstützt.

Er veranlasste auf den förmlichen Antrag der InitiatorInnen hin die Suche nach einem geeigneten Ort, den das Amt für Liegenschaften schließlich in dem Parkgelände über dem Aachener Weiher fand.

Dieser Ort erscheint auch uns in mehrerlei Hinsicht besonders geeignet. Der zukünftige Hiroshima-Nagasaki-Park liegt nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft des Japanischen Kulturinstituts und des Museums für ostasiatische Kunst, in einem zentralen und viel besuchten Naherholungsgebiet. Die hügelige Grünfläche birgt auch die Trümmer Kölns aus dem Zweiten Weltkrieg, die hier in großen Mengen abgeladen wurden und die - würden sie nicht mit der Zeit vergessen - an sich schon Mahnung genug sein sollten gegen jede Art von Krieg. Zudem hat der Park inzwischen einen würdigen Nachbarn bekommen: den Park der Menschenrechte, der von amnesty international im Dezember 2002 eingeweiht wurde.

Warum diese Parkbenennung?

Die Stadt Köln ist seit dem 25. April 1985 Mitglied "Städtebündnis mit Hiroshima und Nagasaki zur Förderung der Solidarität der Städte mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung der Atomwaffen in aller Welt".

Ein halbes Jahr zuvor, am 30. Oktober 1984, hatte der Rat die "Stadt Köln ( ) zur atomwaffenfreien Zone" erklärt.

In dem Beschluss heißt es: "Im Rahmen seiner kommunalen Möglichkeiten wird der Rat alle Möglichkeiten nutzen, die Herstellung, Lagerung, Stationierung und den Transport von atomaren, biologischen und chemischen Waffen und Trägersystemen im Kölner Stadtgebiet zu unterbinden. Der Rat appelliert an die Bundesregierung, den Wunsch der Kölner Bürger, ihre Stadt von ABC-Waffen und -Trägern freizuhalten, zu respektieren ..."

Der Hiroshima-Nagasaki-Park soll ein sichtbarer Ausdruck des oben bekundeten Willens der Kölner BürgerInnen sein und immer wieder Anstoß dazu geben, sich gegen die atomare Bedrohung zu engagieren und die gefassten Beschlüsse mit Leben zu erfüllen.

"Noch nie war die Gefahr so groß wie heute. Ein Atomkrieg rückt näher... Ich habe Angst, dass die Erinnerung an Hiroshima und Nagasaki zu verblassen beginnt."

So der oberste Waffenkontrolleur der UNC, Mohammed al-Baradei, Anfang des Jahres in einem Interview mit dem SPIEGEL (5/2004).

"Ich habe Angst, dass Atomwaffen in die Hände skrupelloser Diktatoren oder Terroristen fallen. Ich habe Angst auch vor dem Nukleararsenal demokratischer Staaten, denn solange diese Waffen existieren, gibt es keine absolute Garantie gegenüber den katastrophalen Konsequenzen aus Diebstahl, Sabotage oder Unfall."

... und auch keine Gewähr, dass solche Waffen von eben diesen Staaten nicht ganz bewusst eingesetzt werden. Im Gegenteil: Vieles deutet darauf hin, dass Atomkriege "führbar" gemacht werden sollen. So warnen die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW):

"Die nächste Runde des atomaren Rüstungswettlaufs hat schon begonnen. Die USA und andere Atommächte planen die Entwicklung einer neuen Generation von Atomwaffen, z.B. Mininukes. Diese sollen als ´ganz normale Waffen` auch gegen Staaten eingesetzt werden, die keine Atombombe besitzen. Der Begriff der gegenseitigen nuklearen Abschreckung hat ausgedient. Der atomare Präventivschlag ist die aktuelle Option militärischer Strategien."

Einladung der IPPNW zum Europäischen Kongress "Atomwaffen & Atomenergie in einer instabilen Welt" (7.-9. Mai 2004 in Berlin, http://www.atomkongress.de)

Dass die Erinnerung an die Opfer der Atombombenabwürfe vom 6. und 9. August 1945 nicht verblasst, sondern wach bleibt und zu immer neuem Engagement gegen Atomwaffen anregt - dazu soll die Benennung des Hiroshima-Nagasaki -Parks in Köln beitragen.

Die feierliche Einweihung des Hiroshima-Nagasaki-Parks findet am Samstag, dem 7. August 2004, statt.

16.00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch" im Museum für ostasiatische Kunst (Universitätsstr. 100)

18.00 Uhr: Festakt im Park am Aachener Weiher

Der Hiroshima-Nagasaki -Arbeitskreis Köln ist Mitglied im Kölner Friedensforum und setzt sich vor allem für die weltweite Abschaffung aller Atomwaffen, gegen krieg und für eine Politik der gewaltfreien Konfliktlösung ein.

In diesem Zusammenhang betrachten wir es als unsere besondere Aufgabe, das Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vom August 1945 in Köln lebendig zu halten.

Unsere Arbeit finanzieren wir aus Spenden. Das gilt auch für die Veranstaltungen zur Einweihung des Parks und die Fertigung eines Gedenksteins.

Dafür brauchen wir Deine/Ihre Unterstützung.

Spendenkonto: Hiroshima-AK (K. Fischer), Konto Nr. 236 624 63, Stadtsparkasse Köln (BLZ 370 501 98), Stichwort Hiroshima-Naqasaki-Park

V.i.S.d.P/Kontakt: Karin Fischer, Ölbergstr. 43, 50939 Köln, Tel.: 0221/465587, Fax: 0221/4302730


Mit einem Schlag spurlos vom Antlitz der Erde verschwunden

Rede von Karin Fischer, Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis Köln

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, liebe Mitwirkende, Besucher und Gäste,

ich freue mich, Sie und Euch im Namen des Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreises Köln hier zur Feier der Benennung des Hiroshima-Nagasaki-Parks begrüßen zu dürfen.

Es lag uns sehr am Herzen, diesen Festakt gemeinsam mit unserem langjährigen japanischen Friedensfreund Kazuo Soda zu begehen, und so freuen wir uns ganz besonders, daß er in diesem Jahr wieder nach Köln kommen konnte und heute hier ist. Ein glücklicher Zufall wollte es, daß der Internationale Versöhnungsbund in diesen Tagen in Köln sein 90jähriges Bestehen feiert. Ich möchte dem Versöhnungsbund unser aller Glückwünsche aussprechen und ihm dafür danken, daß er die Parkeinweihung kurzerhand in sein eigenes Programm mit aufgenommen hat, so daß wir diesen Festakt hier gemeinsam begehen können.

Der heutige Festakt hat einen frohen Anlaß - feiern wir doch mit der Parkbenennung einen kleinen Erfolg bürgerschaftlichen Friedensengagements - und einen sehr traurigen Anlaß. Heute, am 7. August vor 59 Jahren gab es die Stadt Hiroshima nicht mehr. Zehntausende von Menschen waren am Vortag mit einem Schlag spurlos vom Antlitz der Erde verschwunden, ausgelöscht von einem Strahlenblitz - heller als tausend Sonnen.

Zehntausende lagen tot oder sterbend in den Trümmern. Zehntausende von Verletzten und zum Teil grauenvoll zugerichteten Menschen irrten auf der Suche nach Hilfe oder Verwandten umher, und viele tausend derer, die aus verschonten Gebieten herbeieilten, um zu helfen, liefen in der atomar verseuchten Mondlandschaft in ihr Verderben. In Hiroshima wußte und erfuhr lange niemand, was wirklich geschehen war. Und die Bürger von Nagasaki ahnten nicht, daß sie drei Tage später das gleiche Schicksal ereilen sollte.

Mehr als eine viertel Million Menschen wurde durch die Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 getötet. Noch höher ist die Zahl derer, die seither an den Folgen dieser menschengemachten Katastrophe gestorben sind oder bis heute unter ihnen zu leiden haben.

Von all dem legt die Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch", die wir vor zwei Stunden im Museum für Ostasiatische Kunst eröffnet haben, ein erschütterndes Zeugnis ab. Wer sich mit dieser Dokumentation des Grauens beschäftigt hat, wird kaum begreifen können, daß keine Lehren daraus gezogen wurden; daß wir heute vielmehr vor einer Situation stehen, in der wieder laut und schamlos über den Einsatz von Atomwaffen nachgedacht wird, in der sogenannte "einsetzbare" nukleare Miniwaffen entwickelt werden und die atomare Bedrohung der Welt solche Ausmaße angenommen hat, daß der oberste Waffenkontrolleur der UNO, Mohammed al-Baradei, sich Anfang dieses Jahres veranlaßt sah zu sagen: "Noch nie war die Gefahr so groß wie heute. Ein Atomkrieg rückt näher ... Ich habe Angst, daß die Erinnerung an Hiroshima und Nagasaki zu verblassen beginnt."

Diesem Vergessen entgegenzuwirken, war und ist das Ziel der Benennung dieses Parks.

Die Initiative dazu wurde vor vier Jahren von Mitgliedern des Kölner Friedensarbeitskreises Pax an! und des Kölner Friedensforums ergriffen, die später zu fünft den Hiroshima- Nagasaki-Arbeitskreis gründeten. Viele der hier Anwesenden werden sich an das Hiroshima-Gedenken 2000 vor dem Kölner Dom erinnern. An jenem 55. Gedenktag kam nicht nur die erwähnte Ausstellung nach Köln - als Schenkung von Kazuo Soda und anderen Bürgern aus Fukuoka. Es wurde - angeregt durch diese Schenkung - auch eine Petition zur Unterstützung eines Antrags an den Rat der Stadt Köln verlesen, daß die Stadt, die seit 1985 Mitglied im "Städtebündnis mit Hiroshima und Nagasaki zur Förderung der Solidarität der Städte mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung der Atomwaffen in aller Welt" ist, eine Straße oder einen Platz nach diesen beiden Städten benennen möge.

Viele Besucher des Gedenktags 2000 haben diese Petition unterschrieben. Zu ihren ersten Unterzeichnern gehörte auch Oberbürgermeister Fritz Schramma, dem ich an dieser Stelle für seine Unterstützung danken möchte. Dank sagen möchten wir auch dem Beamten im Liegenschaftsamt, Herrn Buchholz, dessen Engagement wir es zu verdanken haben, daß dieser Park für die Benennung ausgewählt wurde, und der Bezirksversammlung Innenstadt, die der Namensgebung schließlich nicht nur einmütig zugestimmt, sondern auch die Ausrichtung des heutigen Festaktes unterstützt hat.

Durch den heutigen Festakt und durch die vom Grünflächenamt rings um den Park angebrachten Namensschilder, für die wir uns hier ebenfalls bedanken möchten, bekommt der Bezirksbeschluß vom Dezember 2001 endlich öffentlich wahrnehmbare Substanz. Und so wünschen wir uns, daß dieser Park nicht nur ein beliebtes Erholungsgebiet im Herzen Kölns bleiben möge, sondern seinen Besucherinnen und Besuchern jetzt und in Zukunft auch immer wieder Anstoß geben wird, der Atombombenopfer von Hiroshima und Nagasaki zu gedenken, sich mit der Frage der Atomwaffen zu befassen und sich für die weltweite Abschaffung dieser tödlichen Bedrohung zu engagieren.

Diesem Anliegen würden wir gerne noch Nachdruck verleihen: durch einen Gedenkstein, den wir - nach Möglichkeit im kommenden Jahr zum 60. Jahrestag der Atombombenabwürfe - hier im Park aufstellen wollen. Für seine Fertigung haben wir einen japanischen Künstler gewonnen, Herrn Hide Nasu, dessen Entwurf im Museum für Ostasiatische Kunst ausgestellt ist. Wir freuen uns, Herrn Nasu und seine Familie heute ebenfalls unter uns zu wissen, und hoffen, daß viele Menschen helfen werden, dieses Projekt zu finanzieren, damit es bald realisiert werden kann.

Ich will mich im Interesse der nachfolgenden Beiträge kurz fassen, aber nicht versäumen zu erwähnen, daß wir für die heutige Veranstaltung viel Unterstützung von den verschiedensten Seiten erhalten haben: offen sichtbare Unterstützung wie die von den MusikerInnen und anderen Mitwirkenden des heutigen Programms, die die Gedenktage zum Teil schon seit Jahren mitgestalten, sowie weniger offensichtliche, wie etwa Strom und tatkräftige Hilfe vom Japanischen Kulturinstitut, Sonnenschirme von der GEW/Rheinenergie, Zelte, Tische und Bänke von der Kulturkirche, Stühle von "Zug um Zug", Bühnenwagen und Transporthilfe von der Firma Quickline, Musikanlage samt Tontechnikerin Nicky von den Magic Street Voices usw. Nicht zu vergessen die vielen Helferinnen und Helfer, die am Aufbau mitgewirkt haben, das Café Hirsch im Museum, das heute extra bis 22 Uhr geöffnet bleibt, und das Personal des Museums, das uns die ganze Zeit hilfreich zur Seite gestanden hat. Ihnen allen - und ich hoffe, niemanden vergessen zu haben - möchte ich im Namen unseres Arbeitskreises unseren herzlichen Dank aussprechen.

Ich danke Ihnen.


Die Welt verwandeln

Rede von Elizabeth Compton, Vorsitzende des Englischen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes (Fellowship of Reconciliation)

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!

Als ich Jahre 1961, eine 19-jährige Studentin in Cambridge, den Versöhnungsbund zuerst kennenlernte, hätte ich nie gedacht, daß ich am 90. Jahrestag des Bundes hier bei der Eröffnung des Hiroshima-Nagasaki-Parks in Köln stehen wurde und sprechen dürfte. Für mich ist es eine große Ehre, und ich danke Ihnen.

Friedensgruppen in England gedenken wie Sie an diesem Wochenende die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki. Ich überbringe Ihnen die Grüße dieser Gruppen, vor allem Englischen Versöhnungsbunds, Pax Christi England, Christian CND, Church and Peace und der konfessionellen Friedensgruppen.

Der erste Weltkrieg, der 1914 begann und die Gründung des Versöhnunsbundes veranlaßt hat, sollte "der Krieg der alle Kriege zu Ende bringt" sein. 1918 war der Abscheu vor Waffenkampf ungeheuer. Dennoch sehen wir schon in den Bedingungen des Versailler Vertrags die Samen, die den Nationalsozialismus hervorbrachten, und schließlich zu den Atombombenabwürfen führten.

Wiederum dachte man, daß der Krieg endlich undenkbar geworden war. Die Wissenschaftler hatten eine Waffe erzeugt, die so grauenhaft war, daß niemand, nicht einmal ein Wahnsinniger, sie hätte benützten wollen.

Wieder eine Illusion! Seit dem zweiten Weltkrieg, und trotz der Vereinten Nationen, sehen wir überall in der Welt kleine und große Kriege innerhalb und zwischen Staaten und Bevölkerungen. Ich nenne sie nicht - die Zahl ist zu groß.

Lohnt es sich also nicht, Friedensbewegungen beizutreten? Haben sie total gescheitert? Ist es besser, wenn wir nach Hause gehen und uns auf Friede in unserem Haus und Gemeinde konzentrieren? Wir haben in den lezten paar Jahren erlebt, wie der Ökumenische Rat der Kirchen in seiner "Dekade zur Überwindung von Gewalt" immer mehr das domestische und gemeinschaftlische betont hat.

Es ist wahr, daß heutzutage in Westeuropa die meisten Leute den Krieg als übel und fürchterlich betrachten. Wir als Friedensleute müssen sie überzeugen, daß er unnotwendig ist. Gut, daß wir die Grauenhaftigkeit darstellen und dagegen mahnen, daß wir von Waffenhandel sprechen. Am wichtigsten ist es, daß wir von Alternativen reden. Daß wir die Fälle bekannt machen, wo Gewaltlosigkeit gelungen ist. Daß wir unseren Politikern und unseren Nachbarn überzeugen, daß unsere Helden - Gandhi, Martin Luther King, Nelson Mandela, Mairead Corrigan, Hildegard Goß-Mayer - tatsächlich die sind, die die Welt verwandeln können.


Die Kettenreaktion unterbrechen

Rede von Clemens Ronnefeldt, Friedensreferat des Versöhnungsbundes

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Friedensfreudinnen und Freunde,

für die Einladung, bei der heutigen Einweihung des Hiroshima-Nagasaki-Parks die Festrede halten zu dürfen, möchte ich mich bei den Veranstaltern ganz herzlich bedanken.

Es ist mir ein Anliegen, zu Beginn allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreises beim Kölner Friedensforum ganz herzlich zu gratulieren. Mit Beharrlichkeit und Überzeugungskraft ist es Ihnen gelungen, innerhalb von nur vier Jahren aus einer Idee Wirklichkeit werden zu lassen.

Im Einladungsfaltblatt zu diesem Festakt ist zu lesen: "Der Hiroshima-Nagasaki-Park soll ... immer wieder Anstoß dazu geben, sich gegen die atomare Bedrohung zu engagieren".

Während viele Überlebende der beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki noch immer um ihre Anerkennung als Atombombenopfer kämpfen, ist es bis heute nicht gelungen, die enorme Gefahr, die nach wie vor von Atomwaffen ausgeht, zu bannen - oder gar den Krieg als solchen weltweit zu ächten.

Acht Staaten der Erde besitzen derzeit atomare Waffen: Die USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich, Israel, Indien und Pakistan. Auf die beiden erstgenannten - USA und Russland - entfallen 96% der gegenwärtig weltweit bekannten 30 000 Atomwaffen. Von diesen sind 17 500 sofort einsatzbereit, davon wiederum 4000 sogar in ständiger Höchstalarmbereitschaft.

Erst im Januar dieses Jahres rüttelte der Chefwaffeninspektor der Wiener internationalen Atomenergie-Kontrollbehörde, Mohammed al Baradei, die deutsche Öffentlichkeit in einem Spiegel-Interview mit den Sätzen auf:

"Noch nie war die Gefahr (eines Atomkrieges) so groß wie heute. Ein Atomkrieg rückt näher, wenn wir uns nicht auf ein neues internationales Kontrollsystem besinnen" (Der Spiegel, 26.1.2004).

Liebe Festgäste,

bei der heutigen Einweihung des Hiroshima-Nagasaki-Parkes geht es um weit mehr als die Erinnerung und Vergegenwärtigung eines historischen Ereignisses. Jede Person, die diesen wunderschönen Park betritt, ist gleichzeitig aufgerufen, an einer Welt ohne atomarer Bedrohung, einer Welt ohne einer neuen Generation von Mini-Atomwaffen und ohne den Einsatz von uranhaltiger Munition, wie sie im jüngsten Afghanistan- und Irak-Krieg verwendet wurde, mitzuarbeiten.

Es gibt Hoffnungszeichen, auf denen wir in unserem Engagement für den Frieden aufbauen können:

Der 1970 abgeschlossene Atomwaffensperrvertrag - inzwischen von 180 Staaten unterzeichnet - legte fest, dass über den Kreis der bisherigen acht Atomstaaten keine weiteren Länder in den Besitz dieser Massenvernichtungsmittel kommen sollten. 1995 wurde der Vertrag, der in Kapitel VI die Verpflichtung enthält, alle Atomwaffen abzurüsten, auf unbestimmte Zeit verlängert. Leider fehlt noch immer der öffentliche Druck, die Regierungen der acht Atomstaaten zur Realisierung dieser eingegangenen Verpflichtung zu bewegen.

1996 wurde der Atomteststopp-Vertrag abgeschlossen und umfasst derzeit 170 Unterzeichnerstaaten. Bis heute allerdings ist dieser Vertrag nicht in Kraft getreten, weil alle 44 Staaten, die zivil Atomenergie nutzen, beitreten müssen, um das Vertragswerk gültig werden zu lassen.

Nichtunterzeichnet haben bisher Indien, Pakistan und Nordkorea; unterzeichnet, aber nicht ratifiziert haben die USA, China und Israel.

Liebe Festgäste,

neben diesen Grundlagenverträgen gibt es weitere Zeichen der Hoffnung, die ausgebaut werden können:

Fast die gesamte südliche Erdkugel ist bereits atomwaffenfrei.

Im Vertrag von Pilindaba wurde beschlossen, ganz Afrika zur atomwaffenfreien Zone zu erklären, gleiches wurde auch im Vertrag von Tlatelolco für Süd- und Mittelamerika und im Raratonga-Vertrag für den Südpazifik unterzeichnet.

Der Vertrag von Bangkok erklärt weite Teile Südasiens zur atomwaffenfreien Zone. Wie wichtig eine Einbeziehung Indiens und Pakistans in diesen Vertrag wäre, zeigte sich im Jahre 2002, als beide Länder ihre gegenseitige Bedrohungsrhetorik dermaßen steigerten, dass die gesamte Welt vor einem real drohenden Atomkrieg in dieser Region erzitterte.

Liebe Festgäste,

vielleicht werden sie sich fragen: Wie können wir, die wir hier versammelt sind, mit unseren bescheidenen Möglichkeiten, einen konkreten Beitrag zu einer Welt ohne Atomwaffen leisten?

In Deutschland gibt es eine rege Gruppe von Menschen, die sich unter dem Namen "Gewaltfreieaktion Atomwaffen abschaffen" dem weltweiten Bündnis "Abolition 2000" angeschlossen haben, dem rund 2000 Organisationen rund um den Globus angehören.

Noch immer lagern in Deutschland Atomwaffen in Büchel in der Eifel und in Ramstein, derzeit nicht belegte, aber aktivierbare Atomdepots gibt es in Memmingen und in Nörvenich.

Mit Mahnwachen, Gottesdiensten und Aktionen zivilen Ungehorsams versuchen die Mitglieder der Gruppe "Gewaltfreieaktion Atomwaffen abschaffen" die öffentliche Meinung zu sensibilisieren und die Bundesregierung wie die US-Regierung zum Abzug der Atomwaffen zu bewegen.

Durch Unterschriftenaktionen, Mitarbeit und Spenden können wir alle die derzeit laufende Kampagne "Auf keinem Auge blind - Atomwaffenfrei bis 2020" unterstützen.

Der Stadtrat von Köln hat bereits 1984 ein Zeichen gesetzt, in dem er die Stadt Köln zur atomwaffenfreien Zone erklärt hat. Mögen diesem Beispiel noch viele andere Städte und Gemeinden folgen! Die Anträge dazu kann jede und jeder von uns in vor Ort stellen!

Eines der größten Hoffnungszeichen ist derzeit die so genannte "Bürgermeisterkampagne". Die deutsche Delegation der Gruppe "Gewaltfreieaktion Atomwaffen abschaffen" übergab in diesem Jahr dem Bürgermeister von Hiroshima weitere 22 von ihnen gesammelte Beitrittsunterschriften zu den "Bürgermeistern für den Frieden". Herr Akiba, der Bürgermeister von Hiroshima, gehört zu den Initiatoren dieser Gruppe, der sich bisher schon rund 600 Bürgermeister aus aller Welt angeschlossen haben. Ihr Ziel ist die Abschaffung aller Atomwaffen bis zum Jahre 2020.

Wir alle können in Briefen unsere eigenen Bürgermeister bitten, dieser Gruppe beizutreten. Laut Umfragen lehnen mehr als 90% der deutschen Bevölkerung Atomwaffen ab. Bürgermeister auch aus Deutschland können darauf verweisen, durch ihren Beitritt den Mehrheitswillen der Bevölkerung auszudrücken.

Liebe Festgäste,

dass ich heute hier als Festredner eingeladen bin, hängt auch damit zusammen, dass der Versöhnungsbund, für den ich als Friedensreferent tätig bin, gestern und heute in Köln sein 90-jähriges Bestehen feiert.

Am 3. August 1914 versprachen sich am Kölner Hauptbahnhof der deutsche Theologe Prof. Friedrich Siegmund-Schultze und der englische Quäker Henry Hodgkin in einem historischen Handschlag, alles in ihrer Macht stehende zu tun, dem gerade frisch erklärten 1. Weltkrieg entgegen zu treten.

Dieses Band der Freundschaft und der aktiven Friedensarbeit mit dem Ziel der Überwindung des Krieges hält bis heute. Es freut mich deshalb besonders, dass unter unseren Festgästen auch etliche Freundinnen und Freunde des englischen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes gekommen sind.

Köln scheint mit seiner Weltoffenheit ein gutes Pflaster für internationale Bündnisse zu sein. Ohne den Beschluss des Rates der Stadt Köln vom April 1985, Mitglied im "Städtebündnis mit Hiroshima und Nagasaki zur Förderung der Solidarität der Städte mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung der Atomwaffen in aller Welt" zu werden, würden wir wohl kaum heute diesen Festakt zur Einweihung dieses wunderschönen Parks begehen können.

Ich möchte schließen mit einigen Sätzen des wohl prominentesten Versöhnungsbund-Mitgliedes aus den USA, Dr. Martin Luther King:

"Finsternis kann keine Finsternis vertreiben.
Das gelingt nur dem Licht.
Hass kann den Hass nicht austreiben.
Das gelingt nur der Liebe.
Die Kettenreaktion des Bösen - Hass, der neuen Hass gebiert,
Kriege, die neue Kriege nach sich ziehen, muss unterbrochen werden".
(aus: Kraft zum Lieben, Rede 1963, zit. nach: Hiroshima - Nagasaki, hg. von IPPNW, Berlin 2002).

Ich wünsche dem neuen Hiroshima-Nagasaki-Park viele interessierte Besucherinnen und Besucher aus aller Welt, die sich zum Engagement für den Frieden inspirieren lassen und danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Für die Recherche vieler Fakten dieser Rede danke ich Xanthe Hall von IPPNW, Berlin.)


Grußwort im Namen des Oberbürgermeisters

Rede von Renate Canisius, Bürgermeisterin der Stadt Köln

Sehr geehrter Herr Soda, sehr geehrte Frau Compton, sehr geehrter Herr Ronnefeldt, sehr geehrte Frau Thelen, liebe Kollegin, sehr geehrte Herren und Damen,

Ich freue mich sehr, stellvertretend für unseren Oberbürgermeister Fritz Schramma heute Abend ein kurzes Grußwort an Sie richten zu können.

Die meisten guten Ideen und Initiativen haben ihren Ursprung in der Bürgerschaft. So auch der Anlass, der uns heute Abend hier zusammen führt, nämlich die feierliche Einweihung des Hiroshima-Nagasaki-Parks.

Am Anfang stand die Initiative von Mitgliedern des Kölner Friedensforums. Im Jahr 2000 hatten sie sich zum Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis zusammengeschlossen. Am 6. August desselben Jahres traten sie mit dem Wunsch an die Öffentlichkeit, dass die Stadt Köln einen Platz bekommt, der in seiner Namensgebung an die atomare Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki erinnert und so zur vollständigen Abschaffung aller Atomwaffen und zum Frieden mahnt.

Das Anliegen fand die Unterstützung von Herrn Oberbürgermeister Schramma und den im Rat der Stadt Köln vertretenen Fraktionen. Im Dezember 2001 hat die Bezirksvertretung Innenstadt einstimmig beschlossen, dem Parkgelände zwischen Bachemer Straße, Universitätsstraße, Dürener Straße und der Bundesbahntrasse den Namen Hiroshima-Nagasaki-Park zu geben. Er liegt damit in unmittelbarer Nachbarschaft zum Japanischen und Italienischen Kulturinstitut, der Universität, dem Museum für Ostasiatische Kunst und dem Park der Menschenrechte.

Einen besseren Ort hätte es nicht geben können, denn in dieser Nachbarschaft symbolisiert sich die wichtigste Lehre, die wir aus der gewaltsamen und totalitären Geschichte des 20. Jahrhunderts ziehen können. Auch wenn über die Trümmer des Zweiten Weltkriegs buchstäblich längst Gras gewachsen ist, wissen wir aus eigener schuldhafter und leidvoller Geschichte, dass unsere Welt nur dann eine Zukunft hat, wenn wir den Frieden wahren, die Menschenrechte achten, den interkulturellen Dialog pflegen und Freiheit ermöglichen, die auch und zuvorderst die Freiheit des Gedankens, des Wortes und der Kunst ist.

Dass dieser Park sich gerade unter jungen Menschen großer Beliebtheit erfreut, unterstreicht nur, wie gut diese Wahl war.

Meine Herren und Damen,

in jedem Krieg ist es die Zivilbevölkerung, die am meisten zu leiden hat. Hiroshima und Nagasaki sind das Menetekel für die totale Zerstörung einer Stadt und die Vernichtung ihrer Menschen, wenn es zum Einsatz atomarer Waffen kommt. Es ist deshalb die Pflicht aller Menschen, die für ihre Städte Verantwortung tragen, alles in ihrer Macht Liegende zu tun, um Kriege zu verhindern und zu helfen Atomwaffen abzuschaffen.

Durch Beschluss des Rates gehört die Stadt Köln deshalb seit dem 25. April 1985 dem "Städtebündnis mit Hiroshima und Nagasaki" an, das sich jetzt "Mayors for Peace" nennt.

Das Netzwerk wurde gegründet, um weltweit die Solidarität von Städten und ihren Bürgern und Bürgerinnen mit den Opfern der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum Ausdruck zu bringen sowie der Nichtweiterverbreitung und weltweiten Abschaffung von Atomwaffen wirkungsvoll Gehör zu verschaffen. Die Benennung des Parks nach den Städten Hiroshima und Nagasaki bekräftigt diesen Beschluss und unterstreicht den Willen der Kölner Bürgerschaft, zum Frieden in der Welt beizutragen und die Stadt Köln, die sich am 30. Oktober 1984 zur "atomwaffenfreien Zone" erklärt hat, von ABC-Waffen und - Trägersystemen freizuhalten.

Nach wie vor haben diese Anliegen nichts von seiner Dringlichkeit verloren. Im Gegenteil! Die den Weltfrieden gefährdende Verbreitung militärisch nutzbarer Atomtechnologien hält in Besorgnis erregender Weise an. Einem erfolgreichen Verlauf der UN-Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag im Mai 2005 kommt deshalb höchste sicherheits- und friedenspolitische Bedeutung zu. Oberbürgermeister Schramma hat deshalb dem Präsidenten des Netzwerkes "Mayors for Peace" und Oberbürgermeister der Stadt Hiroshima, Herrn Dr. Tadatoshi Akiba, kürzlich seine Unterstützung der Kampagne zum Verbot aller Atomwaffen versichert.

Im Oktober 2003 umfasste das Netzwerk "Mayors for Peace" weltweit 554 Städte in 107 Ländern. Dass die Zahl nach wie vor wächst, unterstreicht den weltweiten Konsens, dass die Nuklearwaffen zu zerstören sind und eben nicht die Städte und ihre Einwohner.

Zu den Mitgliedsstädten von "Mayors for Peace" zählen mehrere Partnerstädte von Köln, nämlich Barcelona, Cork, Peking, Rotterdam, Turin und Wolgograd. In der Pflege unserer insgesamt 23 Städtepartnerschaften finden die friedenspolitischen Aktivitäten der Stadt Köln ihren wichtigsten Ausdruck, meine sehr geehrten Herren und Damen.

Als Köln aus den Trümmern des 2. Weltkriegs wieder erstand, wurden alte und neue Verbindungen geknüpft. Seit vielen Jahrzehnten beteiligt sich die Stadt Köln so auf vielfältige Weise an der Gestaltung Europas.

Für das vom Nationalsozialismus befreite Deutschland war es bewegend zu erfahren, dass Nachbarn schon wenige Jahre nach dem Krieg bereit waren, dem Gegner von gestern die Hand zur Versöhnung zu reichen. Liverpool machte 1952 den Anfang und wurde Kölns erste Partnerstadt. 1958, im Jahr des Inkrafttretens der Römischen Verträge, folgte die so genannte Ringpartnerschaft im "Europa der Sechs" mit den Partnerstädten Esch-sur-Alzette, Lille, Lüttich, Rotterdam und Turin. In den 60er und 70er Jahren wurden die Städtepartnerschaften mit Kyoto, Tunis, Turku, Klausenburg und Tel Aviv-Yafo gegründet, in den 80er Jahren mit Barcelona, Peking, Corinto/El Realejo, Cork, Thessaloniki, Indianapolis und Wolgograd, in den 90er Jahren schließlich mit Kattowitz, Bethlehem und Istanbul. Köln ist in Deutschland die Stadt mit den meisten Städtepartnerschaften.

Diese Städtepartnerschaften sind lebendiger Ausdruck der vielfältigen europäischen und internationalen Beziehungen unserer Stadt und des hohen Stellenwerts, den die europäische Integration, Völkerverständigung und interkultureller Dialog in der städtischen Politik seit Jahrzehnten genießen. Sie sind getragen von der gemeinsamen Überzeugung, dass durch die interkommunale Zusammenarbeit und Begegnungen zwischen Menschen Vorurteile und Trennendes überwunden, Verständnis füreinander geweckt sowie Solidarität und Frieden ganz praktisch gefördert werden.

Durch die zahlreichen bilateralen und interkulturellen Vereine sind die Städtepartnerschaften darüber hinaus fest in der Bürgerschaft verankert und mit ihren ca. 1.500 Mitgliedern längst fester Bestandteil breiten bürgerschaftlichen Engagements geworden.

Zu diesem Engagement leisten das Kölner Friedensforum und der Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis einen ganz wichtigen Beitrag, für den ich Ihnen, meine Herren und Damen, im Namen der Stadt Köln, aber auch ganz persönlich herzlich danken will.


Nie wieder Krieg! Nie wieder Hibakusha!

Rede von Kazuo Soda, Überlebender von Nagasaki und Träger des Aachener Friedenspreises 2001 - übersetzt von Gisela Behrendt und Ursula Forner, Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis Köln

Liebe Freundinnen und Freunde,

wie froh bin ich, diesen Sommer wieder in Köln zu sein!

Vor 7 Jahren, als ich krank zu Bett lag, erreichte mich die traurige Nachricht vom Abriß der "Klagemauer für Frieden", die ein Zeichen setzte gegen Gewalt und für Menschlichkeit.

Heute bin ich überglücklich, dass mir die ehrenvolle Gelegenheit geboten wird, mit Ihnen allen hier die Freude zu teilen, einen Park der Erinnerung und des Friedens in Köln einzuweihen. Dieser Park erscheint mir wie eine Erweiterung - eine Ausdehnung des "Hibakusha Gartens", einst Teil der "Klagemauer für Frieden", die zahlreiche Kölner, Touristen und Friedensfreunde anzog.

In der Tat ist die Namensgebung "Hiroshima-Nagasaki-Park" eine großartige Leistung der Graswurzel-Friedensbewegung, zugleich aber der Kölner Stadtverwaltung durch ihre Unterstützung dieses Prosjekts. Dieser Park stellt eine eindrucksvolle Mahnung dar: Die Tragödien, die wir Japaner vor 59 Jahren durchlitten, dürfen sich nicht wiederholen!

Dieser Friedenspark ist wohl der größte in Europa, vergleichbar mit den Parks in Hiroshima und Nagasaki. Ich sehe in ihm eine wichtige Basis, von der aus eine Friedensbotschaft sich verbreitet - nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Ich bin sicher: Der Hiroshima-Nagasaki-Park ist eine einflussreiche Basis des Friedens in Europa. Die Botschaft, die von ihr ausgeht, heißt: Alle Atomwaffen abschaffen - weltweit! Wir brauchen keine Militärbasen, die Kriegführung ermöglichen. Wir brauchen aber Friedensbasen wie diesen Park, damit der Gedanke eines menschenwürdigen Lebens in Frieden um sich greift.

Ich blicke zurück auf die 59 Jahre seit unserem grauenhaften Erleben des Atomblitzes, der Explosionen über Hiroshima und Nagasaki. Seitdem haben wir in unserem weltweiten Kampf um die vollständige Beseitigung aller Atomwaffen zwar Fortschritte erzielt - nämlich mit dem Abschluß des Atomwaffensperrvertrags und des Umfassenden Atomwaffenteststopp-Vertrages. Diese Verträge sind jedoch nur begrenzt wirksam. Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen: Wir sind noch meilenweit von unserem Ziel entfernt!

Tatsächlich hat die Supermacht (USA) wiederholt subkritische Atomtests durchgeführt. Nicht nur hat sie damit die abgeschlossenen Verträge missachtet - darüber hinaus entwickelt sie taktische Nuklearwaffen. Das Weiße Haus ging so weit, einen nuklearen Präventivschlag anzukündigen gegen jeden Staat, der ihm feindlich gesinnt erscheint.

Geschosse mit abgereichertem Uran haben bekanntlich im Golfkrieg, in Afghanistan und im Irak immense Schäden verursacht und Zivilisten Leid und Tod gebracht. Auch Splitterbomben gehören zu den todbringenden, wenn auch nicht atomaren Waffen, die dort eingesetzt wurden. Wie können wir, die Überlebenden der Atombombe, solche katastrophalen Auswirkungen mörderischer Waffen übersehen? Man hat mir von einem afghanischen Jungen erzählt, der - gefragt, was sein größter Wunsch sei - antwortete: Frieden wünsche ich mir - sonst nichts.

So sind wir Zeitzeugen - die meisten über 70 - auch nach mehr als einem halben Jahrhundert in der Pflicht zur Stellungnahme gegen Atomwaffen. Das Zeugnis, das wir ablegen, soll die irreparablen Folgen menschlicher Verblendung offen legen. Diese Botschaft hat jedoch die Staaten, an die sie gerichtet ist, kaum erreicht. Wenn die gegenwärtige Nuklearpolitik sich nicht ändert, sollten wir weiter bezeugen, wie verbrecherisch sie ist, sogar in einem Leben nach dem Tode. Solange Atomwaffen existieren, können wir Überlebende der Atombombe nicht in Frieden sterben.

Vor 59 Jahren erreichte die Nachricht, eine neuartige Bombe sei über Hiroshima abgeworfen worden, unsere Stadt drei Tage später. An jenem 9. August verwandelte sich Nagasaki in einem Augenblick in eine "lebende Hölle" - mit einem blendenden Blitz und ohrenbetäubendem Getöse. Ich befand mich damals 2,5 km vom Hypozentrum entfernt. Ein paar Sekunden nach der Explosion herrschte Totenstille - bis ein schriller Hilfeschrei mehr Schreie auslöste - überall. Meine Mutter und ich verbrachten die Nacht auf einem Hügel, wohin wir uns - zitternd vor Furcht - geflüchtet hatten. Am nächsten Tag fand ich unser Haus niedergebrannt, die meisten Stadtbezirke waren in Schutt und Asche gelegt. Viele gänzlich oder zur Hälfte verkohlte Leichen zeugten von der zerstörerischen Gewalt der Bombe. Zwei Drittel meiner Mitschüler wurden getötet, die meisten in der Fabrik, wo sie zum Arbeitseinsatz verpflichtet waren, einige in ihren Häusern nahe dem Hypozentrum.

Eine wichtige Frage drängt sich mir auf angesichts unserer, der japanischen gegenwärtigen Situation: Die Frage nach der sinnvollen Erziehung junger Menschen. Bis 1945 wurde uns beigebracht, als Instrumente des Kaisers zu funktionieren, nicht, als Menschen zu leben. Unter dem Eindruck totaler Zerstörung nach der Explosion der Bombe hielt ich - das gestehe ich ein - an der absurden Idee fest, ich sollte meine Dienste dem Kaiser widmen. Militarismus und Opferbereitschaft waren uns eingehämmert worden von Kindesbeinen an. Wie viele junge Leben wurden falschen Werten zum Opfer gebracht? Keine der damaligen Erziehungseinrichtungen dienten der Wahrheitsfindung. Sie waren bloße Trainingsschulen für das machtvolle Militär. Es ist zum Verzweifeln, dass es sogar gegenwärtig bei uns einige Kabinettsminister gibt, die den alten Kaiserlichen Erziehungserlaß hochschätzen, der junge Leute drängte, um des Kaisers willen ihr Leben zu opfern. Schlimmer noch - zu unserer Schande muß gesagt werden: Im einzigen Land, das Opfer von Atombomben wurde, gibt es eine Reihe von Regierungsmitgliedern, die auf atomare Rüstung setzen. Wir können mit Bestimmtheit sagen: Unser Land befindet sich in der schlimmsten Krise seit 1945. Wir werden bedroht von den alten Werten, die uns in der Vergangenheit der Menschenwürde beraubten.

Unsere Regierung hegt den Plan, unser Land wieder zu dem zu machen, was es war - d.h. ein "normaler Staat", der Kriege zu führen imstande ist. Artikel 9 unserer Verfassung, in dem auf Kriegspotential verzichtet wird, ist gefährdet. Tatsächlich wurden japanische Verteidigungskräfte in den Irak gesandt zur Unterstützung des Angriffskriegs der USA und Großbritanniens - sie sind Teil der multinationalen Einsatzkräfte. Ohne Zweifel ist die Haltung unserer Regierung im Irak-Krieg verfassungswidrig. Wie kann dies "humanitäre Unterstützung" genannt werden? Es ist klar: Unsere Regierung und die Parteien, die an der Macht sind, haben sich den Fehlern nicht gestellt, die unser Land in der Vergangenheit gemacht hat.

Auch die Leiden der Atombombenopfer werden von unserer Regierung heruntergespielt wie die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen. Nur 0,8% aller Überlebenden wurden als Opfer von nuklearer Strahlung anerkannt, obwohl fast alle an unterschiedlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Verstrahlung leiden. Im vorigen Jahr wurde mein Antrag auf Anerkennung als an Verstrahlungsfolgen Erkrankter vom Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales glatt abgelehnt. Das bedeutet, das diejenigen, die sich nicht ernsthaft mit der Vergangenheit auseinandersetzen, auch den Kriegsopfern keinerlei Beachtung schenken. Die Koizumi-Regierung hat nichts aus den Folgen des 2. Weltkriegs gelernt.

Wir Hibakusha sind bereit, es mit anderen politischen Problemen aufzunehmen, die im Zusammenhang stehen mit unserem Wunsch nach einer friedlichen Welt frei von Atomwaffen und Krieg. Wir sind entschlossen, gegen Gewalt und Unmenschlichkeit zu kämpfen - zusammen mit allen Menschen, die Frieden wollen.

Laßt uns unsere einmalige Erde schützen vor Atomwaffen - vor ihrem Untergang!

Laßt uns mit vereinten Kräften sinnlosem Sterben ein Ende setzen - überall auf der Welt!

Nie wieder Krieg! Nie wieder Hibakusha!


Grüße von den Überlebenden

Grußbotschaft von Satoru Konishi (Assistant Secretary General) von Nihon Hidankyo (Japanischer Verband der Atombombenopfer)

An die Bürger der Stadt Köln, Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Bürger der Stadt Köln,

es ist uns eine große Freude, Euch mitten in der Gedenkwoche für Hiroshima = Nagasaki geschwisterlich begrüßen zu dürfen, und zwar zur heutigen Einweihung des neuen Friedensparks im Herzen der Stadt, der durch seinen Namen mit unseren Heimatstädten Hiroshima und Nagasaki fest verbunden ist.

"Hiroshima = Nagasaki" - dieser Doppelname war eigentlich die Benennung der abscheulichsten Mißgeburt des menschlichen Aberwitzes und der Technik atomarer Zerstörung, die ihrer äußersten Grausamkeit wegen niemals in der menschlichen Welt hätte sein sollen und nie in der Zukunft wieder angewandt werden sollte.

Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki waren das größte Kriegsverbrechen in der menschlichen Geschichte, zwei kleine primitivste Atombomben haben die beiden Städte zur Hölle gemacht.

Die Leute waren ihrer Menschenwürde beraubt, die Getöteten sowie die Überlebenden, was zur Natur der Kernwaffen, der teuflischen Ausrottungsmittel, gehört.

"Hiroshima = Nagasaki" ist jedoch heute gleichzeitig zum Symbol der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft geworden, durch ihre ununterbrochene Mahnung vor der Drohung eines zweiten Atomkrieges, der mit Sicherheit die Menschheit zur totalen Ausrottung bringen würde.

"Nie wieder Hiroshima!", "Nie wieder Nagasaki!", "Nie wieder Hibakusha!" - das sind Rufe der Atombetroffenen und Wünsche der Atomgetöteten, deren Überreste heute noch in der Erde der beiden Städte ohne Totenfeier verstreut liegen.

An "Hiroshima = Nagasaki" muß ohne Verdeckung ihrer dunklen Seite immer wieder erinnert werden, und gerade heute, wo die absolute Mehrheit der Weltbevölkerung kaum eine Ahnung zu haben scheint, wie fürchterlich die Folgen eines dritten Einsatzes der Kernwaffen sein würden, zumal die Drohung eines solchen Einsatzes in den letzten Jahren durch Bushs Kernwaffenstrategie "NPR" aufs Äußerste wächst.

In diesem Zusammenhang wollen wir zu Eurer Arbeit, diesen schönen Friedenspark am angebrachtesten Platz eingerichtet zu haben, unsere Hochachtung aussprechen.

Lasst uns hier anführen die letzte Strophe aus dem Gedicht "6. August" von dem von uns geschiedenen Dichter Toge:

Wer könnte vergessen diese Wünsche, die aus den grauen
Augenhöhlen der geliebten Frauen und der geliebten Kinder,
Die nimmer mehr zurückkamen,
Uns die Seele zerspaltend ins Innere hineindrangen?

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Bürger von Köln,

wir wollen uns fest verbunden bleiben für immer.


Für eine friedliche Welt frei von Atomwaffen und der Vorherrschaft von Haß und Furcht

Grußwort von Tadatoshi Akiba, Bürgermeister von Hiroshima - übersetzt von Gisela Behrendt und Ursula Forner, Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis Köln

Ich übersende diese Botschaft aus Anlaß der Namensgebung des Hiroshima-Nagasaki-Friedens-Parks in Köln.

Seit dem Atombenabwurf vor 59 Jahren hat Hiroshima ununterbrochen die Abschaffung der Atomwaffen und die Verwirklichung eines dauerhaften Friedens gefordert. Aber Haß, Gewalt und Rachsucht, schier unlösbar miteinander verkettet, führen dazu, dass weiterhin riesige Nuklearwaffenarsenale weltweit gehortet werden sowie zur Aufrechterhaltung riesiger Vorräte an Atomwaffen auf der Erde, und die Gefahr dass sie eingesetzt werden, wächst zusehends.

Besorgt über das allmähliche Verblassen der Erinnerung an die Atombombenerfahrungen, bemüht sich die Stadt Hiroshima, das Wissen über die Angriffe zu verbreiten, so z.B. durch das Angebot von Hiroshima-Nagasaki-Vorlesungen an Universitäten in aller Welt. Wir bitten alle Menschen besonders aber die Jugend eindringlich, in die Fußstapfen der Hibakusha zu treten,die sich fest geschworen haben, eine Wiederkehr der unmenschlichen Atomwaffeneinsätze zu verhindern. Ebenso rufen wir die Städte der Welt auf, sich unserer aktuellen Dringlichkeitskampagne zur endgültigen Ächtung von nuklearen Waffen anzuschließen.

In diesem Zusammenhang ist es von großer Bedeutung, dass es durch die Bemühungen der Kölner Friedensgruppen gelungen ist, diese Namensgebung für den Hiroshima-Nagasaki-Friedenspark zu erreichen. Ihnen allen gilt ein hohes Lob für Ihre unermüdliche Arbeit.

Bitte, bleiben Sie mit uns in Verbindung durch Gebet, Aufklärung und täglichen Einsatz für eine friedliche Welt frei von Atomwaffen und der Vorherrschaft von Haß und Furcht.

Ich bete für den Erfolg und das persönliche Wohlergehen aller Beteiligten.


Die Hände reichen für die endgültige Abschaffung der Nuklearwaffen

Grußwort von Iccho Itoh, Bürgermeister von Nagasaki - übersetzt von Gisela Behrendt und Ursula Forner, Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis Köln

Als Vertreter der BürgerInnen von Nagasaki ist es für mich eine große Ehre eine Botschaft aus Anlaß der Eröffnungszeremonie des Hiroshima-Nagasaki-Parks in Köln übermitteln zu dürfen.

Die beiden Städte Hiroshima und Nagasaki haben nie aufgehört, sich für den Weltfrieden und die Abschaffung der Atomwaffen einzusetzen, damit sich die grauenhafte Katastrophe, die wir vor 59 Jahren erleben mussten, niemals wiederholen möge.

Die Hibakushas (Überlebende des Atombombenangriffs auf Nagasaki) - obwohl nun schon im fortgeschrittenen Alter - werden nicht müde, ihr Erleben des 9.8.1945 eindringlich zu schildern. Zahlreiche junge Menschen sind in Friedensinitiativen engagiert und in Freiwilligendiensten tätig.

Wir als Betroffene fühlen uns berufen, die Erfahrung des Atombombenangriffs weiterzugeben und zu fordern, dass alle Atomwaffen weltweit abgeschafft werden.

Ich bin davon überzeugt, dass eine friedliche Welt ohne Atomwaffen verwirklicht werden kann, wenn wir in unserem Engagement für den Frieden nicht nachlassen, uns die Hände reichen und zusammenarbeiten für die endgültige Abschaffung der Nuklearwaffen.

Zum Schluß möchte ich allen Teilnehmern an diesem Festakt von Herzen viel Erfolg für ihre weitere Arbeit und persönliches Wohlergehen wünschen.


Die Atombombe und der Mensch

Begrüßungsrede von Dr. Adele Schlombs, Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst in Köln, zur Eröffnung der Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch"

Sehr geehrter Herr Soda, Meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Museum für Ostasiatische Kunst wird heute eine Ausstellung eröffnet, die wahrhaftig nichts mit Kunst zu tun hat und die auch nicht vom Museum, sondern vom Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis veranstaltet wird, der sich als Mitglied des Kölner Friedensforums für die weltweite Abschaffung von Atomwaffen einsetzt.

Wenn Sie so wollen, begrüße ich Sie heute also nicht in offizieller Mission als Museumsdirektorin, sondern einfach nur als Mitbürgerin. Die Kontakte mit dem Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreis reichen jetzt schon über zwei Jahre zurück. Als ich hörte, dass es heute viele junge Menschen gibt, die noch nie etwas von den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki gehört haben, war ich sehr erstaunt; und es stand für mich fest, dass wir als Museum alles tun müssten, um dieser Ausstellung zur Verwirklichung zu verhelfen.

Es wurde mir plötzlich auch bewusst, wie einschneidend die Beschäftigung mit Hiroshima und Nagasaki mich als Jugendliche geprägt hatte. Daneben gab es noch ein weiteres Thema: der Zweite Weltkrieg in Europa und die Judenvernichtung, die mich zutiefst erschütterten und sich aufs Engste mit der Frage nach dem Sinn des Lebens verbanden. Das Bekanntwerden mit den historischen Fakten und mit dem, was Hannah Ahrendt als die Banalität des Bösen bezeichnet hat, löste eine tiefe Krise aus, und aus meiner heutigen Sicht war diese Krise ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Erwachsen-Werden oder auf dem Weg zu so etwas wie einer eigenen, inneren Überzeugung, an der nicht zu rütteln ist, die man im Innern spürt und die einem Geduld und Ausdauer und Kraft geben kann.

Der Abwurf der Atombomben am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki hat die Welt wie kaum ein zweites Ereignis des 20. Jahrhunderts verändert. Der Abwurf dieser Bomben trennt uns von allen Generationen, die davor gelebt haben, denn er hat uns der selbstverständlichen Gewissheit beraubt, dass die Welt sich von Generation zu Generation immer weiter fortsetzen wird, dass wir Kinder haben, die wiederum irgendwann Kinder haben werden, dass wir irgendwann sterben und sich die Menschheit immer so weiter fortsetzen wird. Nichts ist mehr sicher, und je mehr man begreift, wie sehr auch im Falle von Hiroshima und Nagasaki die Banalität des Bösen eine wichtige Rolle spielte, umso skeptischer und unsicherer wird man mit Blick auf die Zukunft. Es steht außer Zweifel, dass hätte Deutschland nicht schon im Mai 45 kapituliert, die Ziele wohl Berlin und Frankfurt geheißen hätten. Erwiesen ist außerdem, dass Japan kurz vor der Kapitulation stand und es keinerlei Notwendigkeit gab, diese Bomben abzuwerfen, dass es Präsident Truman vielmehr darum ging, sein kostspieliges Rüstungsprogramm durch sichtbare Ergebnisse zu rechtfertigen und die Vormachtstellung der USA gegenüber Russland zu festigen. In seinen Tagebüchern ist wörtlich die Rede davon, dass man Russland zeigen müsse "wo der Hammer hängt" ("where the hammer hangs"), d.h. wer das Sagen in der Welt habe.

Der Abwurf der Atombomben hat insofern auch eine weitere welthistorische Dimension: Er war der Beginn und die Voraussetzung für den Kalten Krieg, das Wettrüsten und den Wettlauf der beiden Systeme. Auch dies hat meine Kindheit nachhaltig geprägt. Ich erinnere mich sehr lebhaft, welche Ängste meine Geschwister und ich während der Kuba-Krise 1962 ausstanden, wie wir am Radio die Nachrichten verfolgten. Meine älteren Geschwister klärten mich auch über die beiden unheimlichen Koffer auf, die Crustschow wie auch Präsident Kennedy angeblich zu jeder Tagesund Nachtzeit mit sich führten, weil sich darin der Code befand, mit dem es jeder Zeit, binnen weniger Sekunden möglich sein sollte, den atomaren Erstschlag auszulösen, also blitzartig den Untergang der USA bzw. Russlands und Mitteleuropas herbeizuführen. Für mich als Kind war es eine ungeheuerliche Vorstellung, dass zwei Menschen so viel Macht über Leben und Tod haben sollten.

Heute befinden wir uns in einer ganz anderen Epoche, nämlich der der asymmetrischen, terroristischen Kriege. Da möchte man sich fast nach den Zeiten des Kalten Krieges zurücksehnen, in denen die atomaren Waffenarsenale wenigstens noch einer strengen staatlichen Kontrolle unterstanden. Es gibt nichts Tröstliches, keine gute Botschaft, meine sehr verehrten Damen und Herren, die ich Ihnen heute übermitteln könnte. Aber Vergessen? Wie könnte man Hiroshima und Nagasaki vergessen? Das wäre so, als würde man sich freiwillig entscheiden, blind durchs Leben gehen zu wollen. Nur in dem Maße, in dem wir nicht vergessen, bietet die Zukunft Hoffnung und Chancen; und nur so können auch die vielen Hunderttausend unschuldiger ziviler Opfer ihre Würde zurückgewinnen. Das ist der Grund, warum wir diese Ausstellung in unserem Museum zeigen und warum der japanische Künstler Hide Nasu eine Skulptur zum Gedenken an die Opfer der beiden Atombombenabwürfe entworfen hat, die inmitten der Trümmerberge des Zweiten Weltkrieges hier in Köln im Hiroshima-Nagasaki-Park realisiert werden soll. In der Ausstellung werden Sie ein Modell seines Entwurfs vorfinden.

Ich lade Sie ein zur Besichtigung der Ausstellung und hoffe, dass sie zur Aufklärung beiträgt und vor allem von jungen Menschen gesehen wird.