Aachen, 1.9.2005 - Verleihung des Aachener Friedenspreises an Hanne Hiob und Roy Bourgeois, USABilder

Aachener Friedenspreis 2005

Das Programm

17.30 Uhr: Willy-Brandt-Platz
DGB-Antikriegstag

Musikalisches Programm: Gruppe "Liederschlag" - Euch zum Trotz! - Lieder an die Nation

anschließend (18.15 Uhr)
Friedensdemonstration mit den Aixotic Sambistas

vom Willy-Brandt-Platz zur Aula Carolina

19.00 Uhr: Aula Carolina, Pontstr. 7-9
Verleihung des Aachener Friedenspreis 2005
an Roy Bourgeois und Hanne Hiob

  • Begrüßung: Johanna Müller, stellv. Vorsitzende des Aachener Friedenspreis e.V.
  • Grußwort für die Stadt Aachen: Bürgermeisterin Astrid Ströbele
  • Ansprache: Otmar Steinbicker, Vorsitzender des Aachener Friedenspreis e.V.
  • Laudatio: Bernhard Nolz, Sprecher der Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden
  • Preisverleihung an Roy Bourgeois und Hanne Hiob
  • Dankrede des Preisträgers Roy Bourgeois
  • Dankrede der Preisträgerin Hanne Hiob
  • Abschlusslied: „We shall overcome“ („we shall overcome... some day - oh deep in my heart, I do believe, we shall overcome some day!“ „we’ll walk hand in hand... we shall live in peace....“)
Musikalischer Rahmen
Anirahtak und Jürgen Sturm Duo (Gesang + Gitarre)
Vicente Bögeholz und Ensemble (Mitglieder des Aachener Sinfonieorchesters)
Vicente Bögeholz (Chile/Deutschland) - Gitarre
Anja Busemann (Deutschland) - Violine
Julia Prinsen (USA) - Violine
Tom Morrisson (Schottland) - Viola
Nigel Fish (Südafrika) - Violoncello

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de


Portrait Roy Bourgeois (USA)

katholischer Priester, Foltergegner, Friedensaktivist

Roy Bourgeois setzt sich seit mehr als 25 Jahren aktiv von unten und unter großen persönlichen Opfern für Frieden und Menschenrechte ein. Seit 1980 ist sein persönlicher Schwerpunkt die Organisation von Protestaktionen gegen das Training lateinamerikanischer Soldaten (u.a. für Folterungen) an der Militärschule in Fort Benning (US-Bundesstaat Georgia). Seine Teilnahme an gewaltfreien Protestaktionen gegen diese Militärschule brachte ihm vier Jahre Haft in USA-Gefängnissen ein.

Sein Schwerpunkt-Thema, der Protest gegen die systematische Ausbildung von Folter-Experten ist im vergangenen Jahr zu einem weltweiten, aber auch zu einem innenpolitischen Schwerpunkt-Thema geworden.
  • Presseberichte über Pläne des Pentagon, im Irak Todesschwadronen wie in El Salvador einzusetzen
  • Skandal um Folterungen im US-Militärgefängis Abu-Ghreib im Irak
  • Folterungen im US-Gefängnis Guantanamo (Verurteilung durch den Europarat)
  • Strafanzeige der US-Menschenrechtsorganisation Center for Constitutional Rights” (CCR) gegen Verteidigungsminister Rumsfeld, gegen den früheren CIA-Direktor Tenet und amerikanische Militärs wegen des Folterskandals in Abu-Ghreib bei der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe
  • Skandal um Folteransätze bei der Ausbildung von Bundeswehr-Soldaten
  • Skandal um Folterdrohung bei Polizeiverhör (Daschner-Prozess in Frankfurt)
Die Auszeichnung mit dem Aachener Friedenspreis würdigt 60 Jahre nach der Befreiung von Krieg und Faschismus in Deutschland und 30 Jahre nach dem Ende des Vietnamkrieges einen ehemaligen Berufsoffizier der US-Armee, der nach dem Erlebnis des Vietnamkrieges katholischer Priester wurde, nach Südamerika ging, um den Armen zu helfen und aus seinen konkreten Erfahrungen heraus mit gewaltlosen Aktionen unter persönlichen Opfern gegen Krieg, Gewalt und Folter kämpft.

Insgesamt 181 Aktivisten der von ihm gegründeten Organisation „School of the Americas Watch“ (SOAW) haben bisher mehr als 80 Jahre im Gefängnis verbracht. Am 15. März 2005 traten erneut elf Aktivisten, darunter eine 63jährige Nonne des Maryknoll-Ordens und ein 79 jähriger Rentner, Haftstrafen zwischen 3 und 6 Monaten an. Sie waren bei der Protestaktion im vergangenen November friedlich auf das Gelände der Militärschule eingedrungen und wurden dort festgenommen.

Pater Roy Bourgeois ist außerhalb der USA weitgehend unbekannt. Dort erhielt er 1997 von Pax Christi USA den Preis „Teacher of Peace“.

Bibliographie:
Disturbing the Peace. The Story of Father Roy Bourgeois and the Movement to Close the School of the Americas, New York 2004,

Lebenslauf:

1938 in dem kleinen katholisch geprägten Ort Lutcher (US-Bundesstaat Louisiana) geboren

1963-1967 diente er als Marineoffizier in Vietnam und wurde mit dem Verwundeten-Abzeichen „Purple Heart“ ausgezeichnet. Nach dem Militärdienst trat er dem Maryknoll Missions Orden bei.

1972 wurde Roy Bourgeois als katholischer Priester ordiniert.

Anschließend ging er für fünf Jahre nach Bolivien, um mit den Armen zu arbeiten. Unter der Diktatur von General Hugo Banzer wurde er verhaftet und ausgewiesen.

Als 1980 in El Salvador vier Ordensschwestern des Maryknoll Ordens von Soldaten umgebracht wurden - zwei von ihnen kannte er gut - wurde Roy Bourgeois zum Kritiker der Außenpolitik der USA in Lateinamerika.

Seitdem verbrachte er vier Jahre in US-Gefängnissen wegen der Teilnahme an gewaltfreien Protestaktionen gegen das Training lateinamerikanischer Soldaten (u.a. für Folterungen) an der Militärschule in Fort Benning (US-Bundesstaat Georgia). Das erste Mal wurde er gleich zu 18 Monaten von Richter Robert Elliot verurteilt, dem gleichen Richter, der den berüchtigten Leutnant Calley (verantwortlich für das My-Lai-Massaker in Vietnam mit 300 Toten) freisprach.

1990 gründete Roy Bourgeois die School of the Americas Watch (SOAW), eine Organisation, die die Aktivitäten der„School of the Americas (SOA) in “Fort Benning recherchiert. Diese Militärausbildungsstätte wurde inzwischen in „Western Hemisphere Institute for Security Cooperation“ (WHINSEC) umbenannt. Die „School of the Americas Watch (SOAW)“ definiert sich als Graswurzel-Bewegung und ist der Gewaltlosigkeit verpflichtet.

Roy Bourgeois war an mehreren Dokumentarfilmen beteiligt, so 1983 an „Gods of Metal“ über den nuklearen Rüstungswettlauf und 1995 an „School of Assassins.“

1996 dokumentierte die „Washington Post Handbücher der Militärausbildungsstätte mit Anleitungen zu Folterungen und Exekutionen von Aufständischen. Zahlreiche Zeitungen in den USA forderten die Schließung der Militärschule in Fort Benning. Doch geändert wurde nur der Name. Die Ausbildungsinhalte, einschließlich der Folter, blieben.

1997 erhielt Roy Bourgeois von Pax Christi USA den Preis „Teacher of Peace“.

1998 trat Roy Bourgeois in Madrid vor dem spanischen Richter Baltasar Garzon als Zeuge gegen Chiles Ex-Diktator General Augusto Pinochet auf.

Jedes Jahr im November rufen Roy Bourgeois und die „School of the Americas Watch (SOAW)“ zu Protestaktionen gegen die Militärschule in Fort Benning auf.

Am 21.11. 2004 marschierte Roy Bourgeois wieder mit mehr als 16.000 Menschen vor den Toren von Fort Benning auf, um gegen die Folterausbildung zu protestieren. Es war die bisher größte Protestaktion.

Internet: http://www.soaw.org

Medienzitat:
In Fort Benning, dem drittgrößten militärischen Trainingscamp der Welt, werden in einer separaten Schule seit 45 Jahren lateinamerikanische Soldaten und Polizei-Kommandos gestählt. So mancher hat hier das Handwerk des Tötens erlernt. Wortführer der Demonstranten ist der katholische Priester Roy Bourgeois: „Was wir hier haben, ist ein Ausbildungslager für Terroristen. Viele dieser Soldaten haben nach der Rückkehr in ihre Heimat Terror, Leid und Tod über ihr Volk gebracht.“ Der Jesuitenpater Bourgeois organisiert seit Jahren den Widerstand gegen diese von den unterschiedlichsten Menschenrechtsorganisationen angeprangerte Schule, zu deren Absolventen Panamas Drogen-General Noriega ebenso gehört wie die Anführer der Todesschwadronen aus El Salvador. Insgesamt 500 Schwerverbrecher gingen aus dem Institut hervor.“ ... „In den amerikanischen Medien, vom patriotischen Wir-Gefühl beseelt, fand die Demonstration in Columbus kaum statt. Bedauerlich, denn die Schule des Schreckens und die Behandlung ihrer terroristischen Gesinnung wahrlich unverdächtigen Gegner ist eine Nagelprobe für die Glaubwürdigkeit derer, die dieser Tage laut zum Krieg aufrufen. (3 sat, Kulturzeit, 29.11.2001)

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de


Portrait Hanne Hiob (Deutschland)


Wir würdigen mit dem Aachener Friedenspreis an Frau Hanne Hiob das Lebenswerk eines Menschen, der sich seit mehr als 30 Jahren unerschrocken und mit all seiner Kraft gegen Faschismus, Rassismus und Krieg eingesetzt hat. Die Losung: „Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg!“ ist stets ihr Leitmotiv geblieben.

Die Verleihung des Friedenspreises an Hanne Hiob setzt ein Zeichen gegen alle neonazistischen Versuche, den Faschismus wieder salonfähig zu machen. Er ist ein Signal gegen Rechtsradikalismus und die wachsende Militarisierung in unserem Land.

Hanne Hiob ist Widerstandskämpferin gegen „Rechts“ und gegen den Krieg. Das Etikett „Radikale“ stand der grimmigen Kassandra bestens, galt ihr als Ehrenzeichen. Mit dem „Anachronistischen Zug“ und der „Legende vom toten Soldaten“ wird immer wieder auf die Gefahr hingewiesen, dass dieses alte/neue Deutschland erneut den Weg geht, der Deutschland in den Krieg führt. Der ausgegrabene tote Soldat, der immer wieder „kriegsverwendungsfähig“ (k.v.) erklärt wird, symbolisiert, dass die Mächtigen in unserem Lande immer wieder den toten Soldaten aktivieren, also Krieg führen. Und insofern war und ist es geradezu eine - kassandrahafte - Offenbarung, dass Deutschland wieder Krieg führen würde.

Hanne Hiob agitierte und arbeitet auch heute noch in einer Vielzahl von Soloprogrammen („O Deutschland, bleiche Mutter“) sowie theatralische Aktionen für Asylbewerber, gegen Aufrüstung (80-er Jahre), gegen die vermeintlich post- und zugleich präfaschistische westdeutsche „Hai“-Society.

Hanne Hiob wurde als erste Tochter Bertolt Brechts aus der Ehe mit der Wiener Opernsängerin Marianne Zoff am 12. März 1923 in München geboren.

Während der Nazizeit schützte sie die Bekanntheit und Berühmtheit ihres Stiefvaters, Theo Lingen, vor der Verfolgung durch die Nazis.

Ihre Theaterlaufbahn begann sie 1941 als ausgebildete Tänzerin, Soubrette und Schauspielerin. Sie spielte auf allen großen europäischen Bühnen: in München, Wien, Salzburg, Berlin, Zürich, Frankfurt und Hamburg. Sie trat u.a. in Rollen aus Stücken von Gorki, Tolstoi, Strindberg, Sartre, Büchner, Kleist, Max Frisch, Dürrenmatt und Shakespeare, sowie in verschiedenen Erstaufführungen von Brechtstücken in München, Zürich und Frankfurt auf. Besonders erwähnenswert die Aufführung des Theaterstückes: „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ in Hamburg unter der Regie von Gustaf Gründgens. Daneben gab es auch Fernsehauftritte (ab 1969).

1976 beendete Hanne Hiob ihre Theaterlaufbahn und stellte eigene Brechtabende, Lesungen und antifaschistische Veranstaltungen zusammen. In einem Interview äußerte sie sich dazu: “...ich habe den Zufall, die Tochter Bert Brechts zu sein, mir zu Nutze gemacht, mit seinen Worten meine eigene Botschaft mitzuteilen....“. Seit über 30 Jahren kämpft Hanne Hiob gegen Faschismus, Militarisierung und Krieg. „Man muss auch mit schwachen Mitteln das Unrecht bekämpfen“ (Bertolt Brecht). So gestaltete sie Brechtabende unter dem Titel: „Lehnen Sie sich zurück“, „Der Schoß ist fruchtbar noch“, „Brecht gegen Wallmann“ u.v.a.m.

Als Mitveranstalterin und Akteurin wirkt sie auch in Straßentheaterprojekten mit wie z. B. dem „Anachronistischen Zug oder Freiheit und Democracy“ (1979, 1980 und 1990). Der Anachronistische Zug geht auf ein Gedicht von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1947 zurück. Damals waren zwei Entwicklungswege für Deutschland absehbar: ein antifaschistisch-demokratischer Weg oder die Rückkehr der alten Nazis in ihre Ämter. Der zweite Weg ist später in Westdeutschland beschritten worden. Brecht schrieb das Gedicht “Der Anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy“ und zeigt, wie die ganzen alten Nazis Freiheit für sich forderten. In 41 Strophen werden die unterschiedlichen Klassen und Schichten der Bevölkerung beschrieben, die vom Faschismus profitierten. Erstmals 1979 wurde das Gedicht mit ihrer maßgeblichen Beteiligung vor der tagenden Bundesversammlung in Bonn am Rhein aufgeführt, als das ehemalige NSDAP-Mitglied Carl Carstens zum Bundespräsidenten gewählt wurde. 1980 fuhr der Zug gegen die Kanzlerkandidatur von Franz Josef Strauß während der Bundestagswahl drei Wochen quer durch die Republik. 1990, als die DDR an die BRD angeschlossen wurde, ist der Zug von Bonn 14 Tage durch die DDR gefahren und kam am Wahlabend in Berlin an. Am Silvesterabend 1999 / 2000 kehrte der anachronistische Zug erneut nach Berlin zurück. Von zwölf Uhr bis 18 Uhr fuhr der Zug durch verschiedene Stadtteile von Ostberlin. Während der Zug an der Bahnstation Friedrichstraße Pause machte, gingen einige Darsteller mit der Brechttochter Hanne Hiob mit Transparenten und Losungen in die feiernde Menge und führten die letzte Szene von Brechts Oper »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« auf.

1989 inszenierte Hanne Hiob eine Tournee durch Deutschland unter dem Motto „Am Fleischerhaken hängt er, ach“ (Brecht). Die Abende bestanden aus Berichten von Deserteuren des 2. Weltkrieges - unter ihnen war auch Ludwig Baumann unser Friedenspreisträger aus dem Jahr 1995 - und jungen Bundeswehrgegnern.

„Nun lebet wohl und werdet Kämpfer“, heißt es in ihrer Lesung „Letzte Briefe aus Konzentrationslagern“. Mit diesen inzwischen mehr als 200 Lesungen in Theatern und Schulen, wendet sie sich besonders an die Jugend in unserer Republik. Dabei geht es ihr bei diesen Veranstaltungen nicht nur darum aufzuzeigen, was ein „Drittes Reich“ war. Sondern mit einem ständig aktualisierten Nachwort zeigt sie auch, wie es hier und heute aussieht mit Rassismus, dem Faschismus in unserem Land. - “Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem DAS kroch!“

Zum 60. Mal jährt sich 2005 das Ende des 2. Weltkrieges und die Befreiung vom Naziregime. Zu diesem Anlass ist in Berlin ein Projekt unter Beteiligung von Hanne Hiob geplant: “Das Begräbnis oder die himmlischen Vier“ .Sie erklärte dazu: “.... Die Antikriegsaktion „Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER“ nach Brechts Gedicht „Die Legende vom toten Soldaten“ ist von hoher Aktualität. Mehr noch: Sie ist dringend nötig in diesem Land, das sich 60 Jahre nach der großen Barbarei weigert, durch die Umsetzung und Anwendung der Beschlüsse von Potsdam in die Reihe der Völker zurückzukehren, deren Losung zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur sein kann : „Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg!“

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de


Bürgermeisterin Astrid Ströbele

Grußwort der Stadt Aachen zur Verleihung des Aachener Friedenspreises am 1. September 2005 in der Aula Carolina, Aachen

Liebe Friedensfreunde, liebe Preisträgerin, lieber Preisträger, meine sehr verehrten Damen und Herren,

vor 60 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Zunächst in Europa, einige Monate später auch in Japan. In Japan hatten die Vereinigten Staaten zu einem sehr drastischen Mittel gegriffen: Sie haben Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Noch keinen Monat ist es her, dass sich Menschen in Japan und weltweit an diesen verheerenden Atombombeneinsatz 60 Jahre danach erinnerten.

Krieg ist das grausamste und unwirksamste Mittel, um Probleme zu lösen. Diese Erkenntnis müsste sich eigentlich in den Köpfen aller Menschen auf dieser Welt festgesetzt haben. Die Geschichte liefert genügend Beispiele für die Unsinnigkeit und katastrophalen Auswirkungen von Kriegen. Doch die Realität ist immer noch eine andere. Gewaltherrschaft, Terror, Menschenverachtung, Verfolgung, Ausrottung und millionenfacher Tod sind weiter an der Tagesordnung - in vielen Ländern dieser Erde. Zurzeit fallen Menschen an rund 80 Standorten übereinander her, verstümmeln und morden sich. In vielen Fällen ist es für uns, die wir vermeintlich außen stehen, sehr schwierig zu verstehen, was dort wirklich passiert. Deutschland ist bereit, außerhalb des eigenen Landes Verantwortung zu übernehmen - auch mit Hilfe des Militärs. Aber nicht, um Krieg zu führen - das möchte ich an dieser Stelle betonen. Es geht vielmehr darum, verfeindete Volksgruppen voneinander zu trennen oder die Bevölkerung beim Wiederaufbau ihrer durch Krieg, Epidemien und Dürren verwüsteten Länder zu unterstützen - stets im Auftrag der Vereinten Nationen.

Die Wirklichkeit zeigt aber auch: Aktive Friedensarbeit ist wichtiger denn je. Denn die Saat des Friedens geht nicht von alleine auf. Die beiden Preisträger des diesjährigen Aachener Friedenspreises, Roy Bourgeois und Hanne Hiob, sind aktive Friedensarbeiter, setzen sich mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Tun für ein friedlicheres Miteinander ein.

Mein herzlicher Gruß gilt Hanne Hiob, die sich seit vielen Jahren unerschrocken und mit aller Kraft gegen Faschismus, Rassismus und Krieg einsetzt. Ich freue mich, Sie hier in Aachen begrüßen zu können. Sie werden nicht müde als Mensch und als Schauspielerin, immer wieder Zeichen zu setzen gegen jede Form von Faschismus. Sie tragen mit Ihrem Engagement auch dazu bei, dass die Frage nach Krieg und Frieden stets neu formuliert wird - auch hier bei uns in Deutschland.

Ebenso herzlich grüße ich für die Stadt Aachen Roy Bourgeois. Seit vielen Jahren protestieren Sie zusammen mit vielen anderen in den USA gegen die systematische Ausbildung von „Folter-Experten“. Sie riskieren viel mit Ihren Protesten: vier Jahre Gefängnis in US-Gefängnissen für die Teilnahme an gewaltfreien Protestaktionen gegen eine Militärschule in Georgia sprechen für sich. Sie sind das untrügliche Zeichen für einen brutalen Umgang von Mensch zu Mensch. Wer wie Sie den Finger in die Wunde legt und kritisiert, was eigentlich nicht passieren darf, muss mit Repressalien rechnen - auch heute noch.

Im Namen der Stadt Aachen gratuliere ich Ihnen herzlich zur Verleihung des Friedenspreises 2005. Ich bin sicher, dass es einen jeden von uns weiterbringt, so zu handeln, wie Sie es täglich tun. Ihr Mut, Ihre Unerschrockenheit gegenüber Machteliten und Institutionen tun gut, sind vorbildhaft. Bitte machen Sie weiter so.

Der Aachener Friedenspreis ist ein doppeldeutiges Signal im positiven Sinne. Er ehrt den Friedenseinsatz und mahnt von Jahr zu Jahr neu, dass vieles am Zusammenleben auf unserer Erde noch veränderungs- und verbesserungsbedürftig ist. Ihnen, liebe Freundinnen und Freunde des Aachener Friedenspreises, danke ich dafür, dass Sie nun schon zum 18. Mal den Preis für aktive Friedensarbeit verleihen und von Aachen aus beispielhaft zeigen, wie der Friede auf Erden aussehen könnte.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de


Otmar Steinbicker, Vorsitzender des Aachener Friedenspreis e.V.

Ansprache zur Verleihung des Aachener Friedenspreises am 1. September 2005 in der Aula Carolina, Aachen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

zum 18. Male verleihen wir heute den Aachener Friedenspreis.

Mit dieser Auszeichnung würdigen wir in jedem Jahr am 1. September - dem weltweiten Antikriegstag - Frauen, Männer oder Gruppen, die von „unten her“ dazu beigetragen haben, der Verständigung der Völker und der Menschen untereinander zu dienen sowie Feindbilder ab- und Vertrauen aufzubauen.

Zivilcourage, Gewaltlosigkeit sowie ein unerschrockenes Engagement für Frieden und Menschenrechte zeichnen die Aachener Friedenspreisträgerinnen und Friedenspreisträger aus.

Heute verleihen wir den internationalen Aachener Friedenspreis an Pater Roy Bourgeois aus den USA. Ihm ist es nicht an der Wiege gesungen worden, einmal diesen Preis zu erhalten - verlief doch seine Entwicklung anfangs in eine andere, eher gegensätzliche Richtung. Roy Bourgeois wählte nach seinem Collegeabschluss die militärische Laufbahn, wurde Berufsoffizier bei den Marines, diente auf NATO-Basen - auch in Europa, und meldete sich freiwillig nach Vietnam, als dieser Krieg eskalierte.

Dass es dann doch noch ganz anders kam, liegt an der bei Roy Bourgeois selten gut ausgeprägten Fähigkeit, zuhören und über Gehörtes nachdenken zu können. Es waren die Fragen der vietnamesischen Kinder - „Warum bombardiert ihr Amerikaner uns?“ - die ihn bewegten, seine Uniform an den Nagel zu hängen, den Priesterberuf zu studieren, die Soutane überzuwerfen und nach Lateinamerika zu gehen. Und es waren dort die Fragen der Armen, die ihn über die Ursachen von Armut und Reichtum nachdenken und zu politischem Engagement finden ließen.

Hinzu kommt bei Roy Bourgeois eine weitere bemerkenswerte Stärke: Die Konsequenz, mit der er einmal für richtig Erkanntes verficht. Sicherlich: Sein starkes Engagement für die Schließung der militärischen Ausbildungsstätte „School of the Americas“ gründet sich nicht nur auf abstrakte politische Erkenntnis, sondern auch auf bittere persönliche Erfahrungen. Es waren Menschen, die er kennen und schätzen lernte, denen er sich verbunden fühlte - seine Mitschwestern, die durch Absolventen dieser Folterschule grausam ermordet wurden.

Mehr als 20 Jahre führt Roy Bourgeois seinen Kampf für Frieden und Gerechtigkeit zugespitzt gegen diese berüchtigte Militärschule. Vier Jahre hat er für seine gewaltfreien Protestaktionen im Gefängnis verbracht. Andere sind ihm gefolgt. Zwei seiner Mitstreiterinnen sitzen auch an diesem heutigen Abend der Aachener Preisverleihung in ihren Gefängniszellen in Danbury im Bundesstaat Connecticut.

Es sind die 48jährige Alice Gerard und die 63jährige Ordensschwester Lil Mattingly, die zuvor 26 Jahre als Missionsschwester in Bolivien gearbeitet hat. Beide wurden wegen ihrer Protestaktionen zu jeweils sechs Monaten Haft verurteilt. Lieber Roy Bourgeois, bitte überbringen Sie den beiden Häftlingen die herzlichsten Grüße der Festgäste hier im Saal, grüßen Sie sie von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Aachen. Sagen Sie ihnen: Wir stehen an ihrer Seite! Bringen Sie ihnen etwas von der Wärme der Solidarität, die Sie, lieber Roy, heute hier in Aachen erfahren, mit in die architektonische und emotionale Kälte der Gefängniszellen in Danbury.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

unser Blick richtet sich heute aber nicht nur in die Welt, in andere Länder. Er geht auch ins eigene Land. Wir verleihen in diesem Jahr - 60 Jahre nach der Befreiung von Krieg und Faschismus - den nationalen Aachener Friedenspreis an die unermüdliche und oft auch unbequeme Mahnerin Hanne Hiob.

Sie steht als Überlebende des Holocaust, als Tochter des großen Dichters und Nazigegners Bert Brecht, aber auch und vor allem mit ihrem eigenen Wirken und ihren fantasievollen Straßentheateraktionen für das andere Deutschland
  • das Deutschland des Widerstands gegen die Nazis und
  • das Deutschland, das aus bitterer Erfahrung heraus endgültig Nein sagt zu Militarismus und Krieg.
Viele von uns sehen noch die Bilder des „Anachronistischen Zuges“ vor Augen, mit dem Hanne Hiob - und mit ihr viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter - Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre durch die Bundesrepublik Deutschland zogen um in szenischer Aufführung der „Legende vom toten Soldaten“ - leider vergeblich - davor zu warnen, dass mit Karl Carstens ein ehemaliges Mitglied der Nazipartei Bundespräsident wurde, oder - erfolgreich - dazu beizutragen die Kandidatur eines Franz Josef Strauß zum Bundeskanzler in die Wahlniederlage zu treiben.

Als Hanne Hiob anlässlich der deutschen Wiedervereinigung vor neuen Gefahren warnte, dass - entgegen allen früheren Beteuerungen - doch wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen könnte, da wollten auch viele von uns ihr nicht glauben. Stärkte doch das Ende des Kalten Krieges so offensichtlich die Hoffnung auf eine Lösung internationaler Konflikte durch ernsthafte Verhandlungen.

Doch leider sollte Hanne Hiob mit ihrer Warnung Recht behalten. Kaum war die Tinte unter dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur Deutschen Einheit trocken, da waren es maßgeblich deutsche Politiker, die dazu beitrugen, mit Feuer am alten Pulverfass des Balkans zu hantieren. Und es war die deutsche Bundesregierung, die im Frühjahr 1999 unter flagranter Verletzung des im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerten Verbots eines Angriffskrieges und unter Umgehung des UNO-Sicherheitsrates zum zweiten Mal in einem Jahrhundert Bombenflugzeuge mit ihrer tödlichen Fracht nach Jugoslawien schickte. - Da war er endgültig wieder auferstanden und ins Leben zurückgekehrt - jener „tote Soldat“ aus Bert Brechts mahnender Legende.

Die weitere Entwicklung über den KSK-Einsatz in Afghanistan bis hin zu den Verteidigungspolitischen Richtlinien im Jahre 2003 und den militärischen Implikationen der - dank des klaren NON des französischen Volkes - gescheiterten EUVerfassung ist ein Weg, die Bundeswehr umzubauen, weg von der verfassungsmäßig gebotenen Landesverteidigung hin zu einer weltweit agierenden Interventionsarmee.

Der letzte Großversuch in eine solchen Richtung endete in Deutschland vor 60 Jahren mit Tod und Vernichtung.

Liebe Hanne Hiob, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

wir bleiben bei den beiden Bestandteilen der Mahnung der Überlebenden:

Nie wieder Faschismus und nie wieder Krieg!

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de


Bernhard Nolz

Laudatio zur Verleihung des Aachener Friedenspreises am 1. September 2005 in der Aula Carolina, Aachen

Im Jahre 2002 war ich Aachener Friedenspreisträger. Eine Vision vom ewigen Frieden bildet die Grundlage für meine politische Bildungsarbeit und für die Friedenserziehung. „Erziehung zum Frieden ist Erziehung zur Politik“. So hat es der Pädagoge Hartmut von Hentig vor mehr als 20 Jahren formuliert. Als Friedenspädagoge und Pazifist setze ich mich dafür ein, dass in allen Bereichen der Gesellschaft eine Politik verwirklicht wird, die gewaltfreie Konfliktlösungen ermöglicht. In den Friedensorganisationen, in denen ich Mitglied bin, bilden die Konzepte einer konstruktiven Konfliktbearbeitung, der Sozialen Verteidigung und der gewaltfreien Aktion den Kern der Arbeit. Mit diesem „Friedensgepäck“ habe ich mich auf die Reise in die Welten der diesjährigen Friedenspreisträger begeben. Als Laudator bin ich des Lobes voll für diese beiden außergewöhnlichen Menschen.

Mit dem Aachener Friedenspreis werden heute Hanne Hiob und Roy Bourgeois ausgezeichnet. Ich habe beide sofort in mein friedenspädagogisches Herz geschlossen, weil sie einen Beitrag dazu leisten wollen, dass Menschen in Gemeinschaft mit anderen ein glücklich gelingendes Leben führen können, das frei ist von Krieg und Gewalt, von Ungerechtigkeit und Zwang.

Für Hanne Hiob ist es klar, dass nazistisches und faschistisches Gedankengut den Menschen so viel Hass und Gewaltbereitschaft einpflanzt, dass sie zu keinem Frieden finden können. Für Roy Bourgeois steht fest, dass das Erlernen brutaler Foltermethoden und das Abrichten zu willigen Gewaltvollstreckern allen demokratischen Grundsätzen und der christlichen Nächstenliebe widersprechen. Hannes und Roys Eintreten für die Würde des Menschen geschieht seit Jahrzehnten kraftvoll und kreativ, liebevoll und eben lobenswert! Wovon bin ich fasziniert, wenn ich mich mit den beiden und mit ihrem Wirken beschäftige?

Ich beginne mit Hanne Hiob, der Brecht-Tochter. Eine große Dame des Theaters, die ihr festes Engagement Mitte der siebziger Jahre aufgibt, um frei arbeiten zu können, z.B. beim politischen Straßentheater. Sie gestaltet Brecht-Abende. „Brechts Literatur unliterarisch verwenden, so wie Brecht es immer wollte“, sagt sie. Kultur des Friedens durch Literatur und Theater lautet aus meiner Sicht das ungeschriebene bildungspolitische Programm, mit dem Hanne zu den Menschen kommt. Sowohl die Brechtschen Texte als auch Hannes Aktionstheater sind keine Seifenopern, sondern sie sind einer Ästhetik der Aufklärung verpflichtet. Indem ein neuer, ein anderer Blick auf die Welt möglich wird, können die Zuschauerinnen und Zuschauer Bezüge zum eigenen Leben und zur gesellschaftlichen Wirklichkeit herstellen, die oft meilenweit von einer Kultur des Friedens entfernt sind.

Unter Kultur des Friedens verstehe ich im Sinne der UNESCO die Werte, Verhaltens- und Lebensweisen, die auf der Achtung vor dem Leben, der menschlichen Würde und den Menschenrechten sowie auf der Ablehnung von Gewalt beruhen.

Die Ablehnung von Gewalt ist ein Motiv für die antifaschistische Arbeit von Hanne Hiob. Und sie erhebt ihre Stimme und geht mit viel anderen auf die Straße, wenn die alten und die neuen Nazis in politische Ämter drängten und drängen. Und sie protestiert gegen die Gewalt von Neonazis, die selbst vor Mord nicht zurückschrecken.

Im Jahre 1947 schrieb Brecht das Gedicht „Der anachronistische Zug Oder Freiheit und Democracy. Schon damals zeichnete sich die Rückkehr der alten Nazis in ihre Ämter ab. Mit der Gestaltung des „Unzeitgemäßen Zuges“, das bedeutet „anachronistisch“, gelingt Hanne Hiob und ihren MitstreiterInnen eine aktuelle Interpretation des Textes. Selbst wer nur wenige Verse zu Gehör bekommt, wird die Kraft und Brisanz der politischen Aussage spüren, die die Fantasie anregt oder die Realität erträglich macht.

Von Berufs wegen habe ich Strophe 13 ausgesucht:

Gleichen Tritts marschiern die Lehrer / Machtverehrer, Hirnverheerer / Für das Recht, die deutsche Jugend / Zu erziehn zur Schlächtertugend.

In der Tat haben führende Nazi-Pädagogen nach 1945 schnell wieder Fuß gefasst. Zu viele Lehrer wurden - wie ich - in der BRD diszipliniert, weil sie sich gegen Faschismus und Militarismus gewandt haben. Hanne Hiobs Theaterprojekte verfehlen ihre Wirkung auf die Menschen nicht. Das Theater macht klar, wie die Machthaber - auch in der Demokratie - die Lehrerinnen und Lehrer auf ihre politischen Ziele einzuschwören versuchen und wie sich die meisten PädagogInnen - auch heute - ohne nennenswerten Widerstand den Gegebenheiten anpassen.

Hanne Hiob hat bei ihrer Friedensarbeit sowohl den Einzelnen als auch das politische System im Blick. In ihren Projekten zeigt sie, wie eine ganze Gesellschaft den Verführungen der Gewalt erliegen kann. Das staatliche Erziehungssystem beispielsweise zielt zu allen Zeiten auf Angepasstheit der Menschen an die vorgegebenen Normen. Hanne Hiob und viele Friedenspädagogen setzen dagegen auf die Entwicklung stabiler Subjektstrukturen, die den einzelnen befähigen, selbst zu entscheiden, was gut ist. Eine persönliche Stabilität und die Stabilität in den Beziehungen sind das beste Mittel, sich den Unterdrückungsmechanismen des kapitalistischen Systems zu entziehen.

Wie sich alter Faschismus, Militarismus und Kapitalismus nach 1945 verbinden, zeigen Bertolt Brecht und seine Tochter in Strophe 32 des Anachronistischen Zuges: Knochenhand am Peitschenknauf / Fährt die Unterdrückung auf. / In nem Panzerkarrn fährt sie / Dem Geschenk der Industrie.

Wenn ich in Hannes Straßentheater diese Szene sehe, wird mir klar, wie die Knochenhand des Todes die Werkzeuge des Folterers führt, wie die Wirtschaft das Militär sponsort, wie die Unterdrückung perfekt wird. Es ist die Unkultur des Kapitalismus.

Eine Kultur des Friedens aber kann sich nur ausbreiten durch die Beseitigung der neoliberalen Auswüchse des kapitalistischen Denkens und Handelns, durch die Rückkehr der Politik zur Menschlichkeit, durch die Beseitigung der Armut, durch eine gerechte Verteilung des Wohlstandes, durch soziale Integration und durch eine gute Bildung für alle. Hanne Hiobs Wirken ist den Zielen dieser Friedenskultur verpflichtet. Mutig haben sie und ihre MitstreiterInnen allen Angriffen gegen den Anachronistischen Zug und gegen das antifaschistische Straßentheater widerstanden. Widerstand gegen Krieg, Gewalt und Folter kennzeichnen das Leben von Roy Bourgeois seit mehr als 30 Jahren. Seine Erfahrungen als Marineoffizier im Vietnamkrieg (1963 - 67) haben ihm die Augen geöffnet für das Verbrechen, das der Krieg ist. Noch von Vietnam aus organisiert er zum Weihnachtsfest eine Geschenkaktion für vietnamesische Kinder, die als Opfer des Krieges verletzt und verstümmelt worden waren oder als Kriegswaisen lebten. Die überwältigende Spendenbereitschaft von US-Bürgern trifft auf ein großes Medienecho, das die Kritik an der US-amerikanischen Vietnam-Politik verstärkt. Am beeindruckendsten sind die Bilder von den Opfern des Krieges, die Roy auch bei Vortragsreisen in den USA zeigt. Indem er den Opfern Gesichter gibt und den Krieg mit ihren Augen zeigt, ist seine Botschaft wirkungsvoll.

Roy Bourgeois entwickelt in diesem Projekt eine wichtige Friedenskompetenz, die Empathie, das Mitgefühl mit anderen. Die Mitmenschlichkeit verbindet sich bei Roy mit der Zivilcourage. Dann kann er zu Unrecht und Gewalt, die andere erleiden müssen, nicht schweigen. Schweigen empfände er als Mittäterschaft oder gar als stillschweigende Zustimmung. Nach dem Militärdienst tritt Roy Bourgeois dem Maryknoll Missions Orden bei und wird als katholischer Priester ordiniert.

In Lateinamerika findet er ein Betätigungsfeld, das ihn erneut mit Gewalt und Unmenschlichkeit konfrontiert. Immer klarer tritt für ihn hervor, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in Lateinamerika ein Unterdrückungssystem etabliert haben, das die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht. Unter solchen Umständen ergibt sich für Friedensarbeiter die Frage nicht, auf welcher Seite sie stehen. Ihr Handeln im Dienste des Friedens ist getragen von einer fundamentalen praktischen Solidarität der Gleichen. Sie befähigt zu einer Verständigungsbereitschaft mit allen Menschen, mit den Gleichaltrigen und über alle Grenzen der Generationen und Kulturen hinweg. Damit meine ich die Fähigkeit zur Kooperation und Verständigung, die sich zur Menschlichkeit und zum Leben bekennt und zum Abbau von Gewalt bereit ist.

Seit 25 Jahren liegt Roy Bourgeois` Schwerpunkt in der Organisation von Protestaktionen gegen das Training lateinamerikanischer Soldaten und Polizisten an der US-Militärschule in Fort Benning, der „School of the Americas“ (SOA). Das Trainingsprogramm besteht vor allem aus dem Erlernen von Folter- und Terrormethoden.

„Was wir hier haben, ist ein Ausbildungslager für Terroristen“, sagt Roy Bourgeois. Roys zivilcouragierter und gewaltfreier Kampf gegen diese Schule des Terrors und der Folter hat ihm bereits vier Jahre Gefängnis eingebracht. Dafür dass er immer wieder ein militärisches Sperrgebiet betritt. Ist das noch ein demokratischer Staat, fragt man sich, der den gewaltfreien Protest gegen eine Folterschule mit Gefängnis bestraft, die Kriegsverbrecher und Folterer bei Polizei und Militär aber unbehelligt lässt. Und man erschrickt angesichts der Unerbittlichkeit und Unmenschlichkeit der Vertreter des Staates, der doch eigentlich nichts Anderes sein will, als der friedliche Zusammenschluss mündiger Bürgerinnen und Bürger.

Sie werden immer mehr. Im letzten Jahr protestierten mehr als 16.000 Menschen vor den Toren von Fort Benning. Es war die bisher größte Protestaktion und an der Spitze stand Roy Bourgeois. Immer wieder stellt Roy kritische Fragen und bringt staatliche Gewalttaten ans Licht der Öffentlichkeit. Kritik von Gewalt und Willkür ist eine demokratische Tugend. Z.B. fragt Roy, wie man Demokratie in einer nicht-demokratischen Einrichtung wie der Militärschule in Fort Benning lehren könne. Und er stellt fest: „Demokratie und Menschenrechte lernt man nicht beim Militär.“

Mit Freunden zusammen hatte Roy vor 15 Jahren die geniale Idee, die „School of the Americas Watch“ (SOAW) zu gründen. Sie ist eine Einrichtung der amerikaischen Friedensbewegung und der Gewaltlosigkeit verpflichtet. Sie recherchiert und veröffentlicht die Aktivitäten der Folter-Schule „School of the Americas“ (SOA), die inzwischen umbenannt wurde, um nicht mit Roys Organisation verwechselt zu werden.

Die in den USA gepflegte Theorie vom Kampf der Kulturen findet in der US-amerikanischen Friedensbewegung keine Resonanz. In wie vielen Kulturen kann ein Mensch sich auskennen, wäre für Roy eine genauso unsinnige Frage wie die nach der Anzahl der Sprachen, die einer sprechen sollte. Frieden gibt es in jeder Sprache. Gewaltfrei zu kommunizieren lernt man in jeder Sprache und Kultur. Auch ohne Sprache kann man gewaltfrei handeln. Die Sprache des Hasses kennt Roy nicht. Der Respekt gegenüber dem Anderen stärkt den Wunsch, mit ihm in seiner Sprache zu reden, damit man sich in seiner Kultur auskennt und sie mit den bisherigen Erfahrungen vergleichen kann.

Friedensarbeit hat die Humanisierung der Gesellschaft zum Ziel. Wie weit aber die Transformation des Sozialen bereits gediehen ist, zeigt sich in der deutschen und der amerikanischen Gesellschaft, in der sich die Individuen lieber einzeln gewaltsam verändern lassen, als dass sie gemeinsam die Verhältnisse verändern. Für die Veränderung werden Menschen wie Hanne Hiob und Roy Bourgeois gebraucht.

Wieder einmal hat der Aachener Friedenspreis eine gute Wahl getroffen, für die ich alle daran Beteiligten loben möchte. Bei den Überlegungen zu meiner Laudatio war ich selber über zwei Dinge überrascht: Wenn ich jetzt aber darüber rede und die Stimmung in diesem Raume aufnehme, kommen sie mir allerddings ganz selbstverständlich vor. Über das Verbundenheitsgefühl mit den Preisträgern zum Einen und zum Anderen über die Harmonie in ihrer Ausstrahlung und in ihren Wirkungsfeldern. Dieses Harmonieempfinden hat mich veranlasst, in dieser Laudatio zum Schluss von den Gemeinsamkeiten von Hannes und Roys Arbeit zu sprechen.

In der Friedensarbeit interessiert vor allem das Verbindende und nicht, was trennt. Wenn zur Gewalt - auch verbal - gegriffen wird, sind die Grenzen von Toleranz und Respekt überschritten. Wer das Verbindende sucht, lässt sich Misserfolge nicht so einfach selbst zuschreiben, sondern erkennt bzw. spürt die Abhängigkeiten vom System, in dem er lebt und arbeitet. Wie das geht, machen uns Hanne und Roy seit Jahrzehnten vor. Der Kapitalismus aber ist seit Jahrhunderten der gleiche Imperialismus, Militarismus und Nationalismus. Als Neoliberalismus tritt er seit Jahren immer gewalthaltiger auf.

Solidaritätsprojekte in der heutigen Zeit erzielen ihre größte Wirkung, wenn gleichzeitig am Ort, wo das Unrecht geschieht, und im „Solidaritätsland“ öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt werden können. Das geschieht auf der Basis einer wechselseitigen Kommunikation der Anerkennung. Wenn die Integrationskraft der Friedensarbeit wirksam werden soll, werden Menschen wie Hanne und Roy gebraucht, die sich auf beiden Seiten auskennen.

Immer wieder ist Versöhnungsarbeit angesagt, aber die geht nicht ohne Kritik und Selbstkritik und auch nicht ohne eine klare Analyse der Verhältnisse.

Die Weiterentwicklung einer Kultur des Friedens im 21. Jahrhundert kann ich mir in Form eines Revolutionären Pazifismus vorstellen. Dann geht es darum, kontinuierlich und selbstorganisiert gewaltfreie Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu entwickeln. Auf diese Weise entstehen alternative Inseln in den Gewaltwelten des Neoliberalismus. Dort leben wir, wie wir leben wollen und machen uns dran, Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit wirklich zu leben. Der Ausgangspunkt ist unsere Vision, etwas Besseres zu machen, als wir jetzt haben. Auf dem Weg dorthin lassen wir nicht nach in unserem Widerstand gegen Unrecht und Gewalt. Die Menschen, die sich daran beteiligen, sind Pioniere einer friedlichen Welt und bilden die Keimzellen eines Revolutionären Pazifismus.

In Aachen ist im Jahre 1988 eine solche Keimzelle entstanden. Alljährlich lobt sie Menschen, die - wie Hanne und Roy - Frieden gestiftet haben. Hannes und Roys Friedensarbeit ist auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt. Ihr uneigennütziges Handeln macht den Erfolg ihres Wirkens möglich.

Roy Bourgeois, der Chronist des Unrechts in Amerika, könnte ein Verzeichnis der Millionen von Menschen anlegen, denen der Reichtum dieser Welt übertragen werden müsste, weil sie in Hunger und Armut leben oder unter Folter und Gewalt leiden.

Hanne Hiob, die Aufklärerin und Warnerin in Brechtscher Tradition, wird nicht nachlassen dürfen, die Auswüchse und Apologeten des Neo-Faschismus zu benennen, auch wenn sie sich in der Mitte der Gesellschaft bewegen und sich andere Namen gegeben haben.

Loben Sie nun die Aachener Friedenspreisträgerin Hanne Hiob und loben Sie den Aachener Friedenspreisträger Roy Bourgeois mit Ihrem Beifall. Dafür dankt Laudator Bernhard Nolz.

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de


Roy Bourgeois

Rede zur Verleihung des Aachener Friedenspreises am 1. September 2005 in der Aula Carolina, Aachen

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

es ist mir eine Ehre und eine Freude mit gleichgesinnten Friedensaktivisten zusammen zu sein. Ihr gebt mir Hoffnung im Kampf für Frieden. Ich nehme diesen Preis stellvertretend für all jene in meinem Land, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen an.

Jeder hat eine eigene Geschichte die sein Leben formt. Mein Leben hat sich mit dem Leben der Armen in Lateinamerika verknüpft durch meine eigenen Erfahrungen in dieser Region der Welt in den 70er und 80er Jahren. Meine Erfahrungen in Vietnam und Lateinamerika, wo Menschen seit Jahrhunderten für grundlegende Menschenrechte und einen ordentlichen Lebensstandard kämpfen, haben mich so tief berührt, dass ich beschlossen habe, dafür zu arbeiten, die ungerechte Politik meines Landes zu verändern. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert habe ich mich darauf konzentriert, das US-Militär davon abzuhalten, lateinamerikanisches Militärpersonal auszubilden, damit dieses gegen seine eigenen Leute Krieg führen kann. Ich habe mich als junger Mann dafür entschieden, ein Friedensstifter zu sein, indem ich mich und mein Volk für die Ungerechtigkeiten, die die US-Regierung an unschuldigen Menschen in Lateinamerika und anderen Ländern verübt, verantwortlich halte.

Lateinamerika hat eine lange Geschichte von Kolonialismus, ökonomischer Ausbeutung und Ungerechtigkeit. Fast die Hälfte aller Menschen in Lateinamerika leben in Armut - eine Statistik die man sich in Industrienationen nicht vorstellen kann. Armut und Unterdrückung in Lateinamerika haben tiefe historische Wurzeln.

Die Eroberung Lateinamerikas geht in der Form weiter, dass multinationale Unternehmen dessen Menschen und Ressourcen ausbeuten. Und die brauchen das Militär, die bewaffneten Männer, um ihren Reichtum und ihre Macht zu schützen. Da kommt die „School of the Americas“ ins Spiel.

Die in Fort Benning ansässige „School of the Americas (SOA), im Jahre 2001 umbenannt in „Western Hemisphere Institute for Security Cooperation (WHINSEC), produziert seit 1946 Mörder, Diktatoren und Anführer von Todesschwadronen für die Drecksarbeit in Lateinamerika.

Am 16. November 1989 wurden sechs Jesuitenpriester, deren Mitarbeiterin und deren Tochter in El Salvador ermordet. Eine Kommission des US-Kongresses berichtete, dass diejenigen, die dafür verantwortlich waren, in der US-Armeeschule „School of the Americas“ in Fort Benning, Georgia, ausgebildet worden waren.

Im Jahre 1990 begann unsere Gruppe SOA Watch ihre Arbeit in einem kleinen Appartement gegenüber des Haupteinganges von Fort Benning. Zunächst fingen wir mit einer Gruppe von Geistlichen an, aber schnell wurde das Wissen und die Erfahrung von vielen in den USA hinzugezogen, die mit Menschen in Lateinamerika in den 70er und 80er Jahren zusammengearbeitet hatten. Seitdem haben viele Spuren von scheußlichen Menschenrechtsverstößen, die gegen die Menschen in Lateinamerika begangen wurden, zu denen geführt, die in der SOA ausgebildet worden sind.

Die SOA, häufig auch als „Schule der Mörder“ bezeichnet, hat eine Spur von Blut und Elend in den Ländern hinterlassen, in die deren Absolventen zurückgegangen sind.

Die SOA / WHINSEC hat über 64.000 lateinamerikanische Soldaten in Kursen wie Aufstandsbekämpfung, psychologische Kriegsführung, militärische Geheimdienstoperationen und Verhörtaktiken ausgebildet. Absolventen der Schule sind durchweg mit Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung von Volksbewegungen verbunden.

Unter denen, die von SOA-Absolventen angegriffen werden, befinden sich Lehrer, Gewerkschafter, kirchliche Mitarbeiter, Studentenvertreter und andere, die sich für die Rechte der Armen einsetzen. Hunderttausende von Lateinamerikanern sind gefoltert, vergewaltigt, erschossen, beseitigt oder massakriert worden und in die Obhut jener getrieben worden, die in der Schule der Mörder ausgebildet wurden. SOA-Absolventen unterstützen rechtsgerichtete Regierungen und Todesschwadronen, indem sie manchmal sogar Leute ausbilden, die dann demokratisch gewählte Regierungen umstürzen. Insgesamt hat diese Schule mindestens elf lateinamerikanische Diktatoren produziert.

Im Jahre 1996 musste das Pentagon Ausbildungsbroschüren, die in der „School of the Americas“ verwendet wurden, herausgeben. In diesen Broschüren wurde der Gebrauch von Folter, Nötigung sowie Exekution befürwortet. Die New York Times berichtete: „Amerika kann jetzt für sich manche der schädlichen Unterrichtseinheiten, die die US-Armee tausenden Lateinamerikanern gegeben hat, nachlesen.“

Die SOA-Ausbildungsbroschüren befürworten, jene anzugreifen,
  • die die Bildung von Gewerkschaften und deren Mitgliederwerbung unterstützen
  • die Agitationsmaterial im Interesse der Arbeiter verteilen
  • die mit Streiks und Demonstrationen sympathisieren
  • die die Regierung beschuldigen, nicht die elementaren Bedürfnisse des Volkes zu wahren
Die Länder mit den schlechtesten Menschenrechtsstatistiken haben beständig Soldaten geschickt, damit diese an der SOA ausgebildet würden. Zum Beispiel Bolivien während der Schreckensherrschaft von General Banzer, Nicaragua während der Diktatur des Somoza-Clans, El Salvador während der Periode der blutigsten Unterdrückung und zurzeit Kolumbien.

Während SOA- und Pentagon-Vertreter wollen, dass die Öffentlichkeit glaubt, diese Gräueltaten seien nur von ein paar SOA-Absolventen ausgeführt worden, sind in Wirklichkeit die große Mehrheit der Offiziere, die die schrecklichsten Menschenrechtsverletzungen in ganz Lateinamerika begehen, ehemalige Soldaten, die ihre Ausbildung in der SOA erhalten haben.

Als die Wahrheit über die SOA in der amerikanischen Öffentlichkeit bekannt wurde, entstand eine Protestbewegung mit dem Ziel, die Schule zu schließen. Unzählige Aktionen haben in den Vereinigten Staaten, Chile, Kolumbien, Honduras, Mexiko, Nicaragua, El Salvador, Österreich, Frankreich und Deutschland, sowie in anderen Ländern, stattgefunden. Besorgte Bürger setzten ihr Leben ein, um die Terroristenausbildung zu beenden. Über 180 Gefangene des Gewissens haben zusammen 81 Jahre in Staatsgefängnissen in den ganzen USA für Protestaktionen gegen die SOA verbringen müssen. Deren Strafen, die zwischen einem Monat und zwei Jahren Gefängnis betragen, sind ein Versuch, jene ruhig zu stellen, die versuchen die SOA zu schließen und andere vom Protest abzuhalten.

Im Jahre 1999, nach einer starken, von der Basis ausgehenden Lobby-Kampagne, stimmte der US-Kongress einer Kürzung der Mittel für die SOA zu, aber diese Initiative verlor mit nur einer Stimme im Vermittlungsausschuss. Auf nationaler Ebene setzen sich weiterhin hunderte von Universitäten, Redaktionen, öffentliche Körperschaften, Veteranen und Kirchengruppen (mit der Beteiligung von über 300 Bischöfen) für die Schließung der Schule ein.

Vom Kongress unter Druck gesetzt und vom öffentlichen Aufschrei berührt, reagierte das Pentagon 1999 mit einem Trick und änderte den Namen, um die Schule am laufen zu halten. Eine Gesetzesinitiative - die die Schule für immer geschlossen und eine Untersuchungskommission des Kongresses installiert hätte, um die Verbindung von Menschenrechtsverletzungen in Latein Amerika und der Ausbildung bei der SOA zu untersuchen - wurde mit 214 gegen 204 Stimmen abgelehnt.

Eine neue Gesetzesinitiative um die SOA zu schließen, hat im Repräsentantenhaus begonnen. Eine Abstimmung im Kongress wird 2006 stattfinden. Innerhalb von sechs Wochen nach Vorstellung des neuen Gesetzentwurfes zur Schließung der SOA im Kongress, unterstützten 100 Abgeordnete, darunter Barbara Lee, Aachener Friedenspreisträgerin im Jahr 2002, die Gesetzesinitiative des Abgeordneten James P. McGovern, die eine Untersuchung der SOA ermöglichen würde. Jetzt sind wir in der besten Ausgangslage seit der Abstimmung im Repräsentantenhaus 1999, diese Schule zu schließen.

Am 19. und 20. November werden wir erneut in Fort Benning zusammentreffen, um der Ungerechtigkeit entgegenzutreten und um uns gegen die unterdrückerische US-Außenpolitik auszusprechen. Dies ist eine Zeit der Veränderung. Gerechtigkeit ist in Reichweite, wenn wir so zahlreich darstehen, dass wir nicht länger ignoriert werden können.

Wir werden diese Schule, die so viel Tod und Elend gebracht hat, schließen.

Eine wachsende Zahl von Bürgern realisiert, dass die US-amerikanische Politik nicht ihre eigenen Werte und Vorstellungen von Frieden reflektiert. Mehr und mehr Menschen fangen an, die amerikanische Außenpolitik, so wie sie sich in der SOA zeigt, zu hinterfragen. Die Bewegung für Gerechtigkeit wird immer stärker und die Ungerechtigkeit kann nur solange fortbestehen, wie wir sie lassen.

Der Widerstand gegen die Militarisierung, Ausbeutung und die eklatante Verachtung menschlichen Lebens weitet sich aus. Aktivisten der Zivilgesellschaft in Nord- und Südamerika weigern sich, still zu halten; sie weigern sich den Status quo aufrechtzuerhalten, in dem so viele ausgebeutet werden für den Gewinn von Wenigen.

Indem wir aufstehen und zusammenstehen, können wir jede Ungerechtigkeit beseitigen.

Indem wir aufstehen und zusammenstehen, können wir die Welt verändern!

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de


Hanne Hiob

Rede zur Verleihung des Aachener Friedenspreises am 1. September 2005 in der Aula Carolina, Aachen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

einen Oskar habe ich nie bekommen, eine Anerkennung der Leistungen am Theater hat nicht stattgefunden. Nun war ich sehr verwundert, dass es doch jemanden gibt, der wenigstens mein politisches Wirken auszeichnen will, mein Kampf gegen alte und neue Nazis, gegen Faschismus und Krieg, gegen soziale und politische Ungerechtigkeiten in unserem Land.

An dieser Stelle möchte ich mich natürlich sehr bedanken bei all jenen aus Politik und Kultur, die diesen Kampf unterstützt haben.

Eine lange Liste von A - Z, von Pastor Albertz bis zum Schriftsteller Zwerenz, alle Namen die ich jetzt nicht nennen kann mögen Nachsicht haben.

Nicht zu vergessen und vielen Dank an alle Mitarbeiter und Mitstreiter, welche diesen Kampf organisatorisch und technisch unterstützt haben.

Den Freunden des Aachener Friedenspreis danke ich, dass sie diese meine Arbeit anerkennen.

Ein kurzer brecht:
Den Haien entrann ich
Die Tiger erlegte ich
Aufgefressen wurde ich
Von den Wanzen

Quelle: www.aachener-friedenspreis.de