Köln, 23.11.2001 - SchülerInnen gegen Krieg! Wir wollen Frieden! Demonstration gegen Krieg!Bilder

Wir wollen Frieden!

Aufruf zur Demonstration am 23. November 2001, 14.30 Uhr, Köln, Offenbachplatz

SchülerInnen gegen Krieg: Wir wollen Frieden! Demonstration gegen Krieg

Sternmarsch von den Schulen aus

Wir fordern:
  • Die Einstellung der Bombardements! Kein Krieg!
  • Keine Aufrüsung und Militarisierung der BRD!
  • Kein Abbau von demokratischen Grundrechten!
  • Geld in die Bildung statt in die Rüstung!
  • Das Ende der pauschalen Diskriminierung von Unbeteiligten!
  • Keine Spaltung in Muslime und Nichtmuslime!
BezirksschülerInnen-Vertretung Köln


Dieser Krieg ist ungerecht

Nelap Yusufzai, stellvertretende Schulsprecherin der Heinrich-Böll-Gesamtschule - Rede im Rahmen der Auftaktkundgebung auf dem Offenbachplatz

Ich heiße Nelap Yusufzai und besuche die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Köln-Chorweiler. Seit 1996 lebe ich in Deutschland. Ich komme aus Afghanistan und darf in Deutschland als anerkannte Asylbewerberin leben. Meine Familie und ich waren fast zwei Jahre auf der Flucht, bis wir Ende 1995 nach Deutschland fliehen konnten. Wir haben aus polilitischen Gründen Afghanistan verlassen, weil wir unter den Mujahidinen, die sich jetzt Nordallianz nennen, nicht leben konnten.

Obwohl ich als Kind in Afghanistan viele schlimme Sachen erlebt habe, will ich nicht, dass mein Volk und mein Land von einer fremden Macht bombardiert werden. Das afghanische Volk braucht keine Terroristen, keine Talibanen, keine Nordallianz, keine Bomben von Amerika. Was wir brauchen, ist Demokratie.

Für diesen Krieg hat Deutschland finanzielle und militärische Unterstützung versichert. Aber nicht in meinem Namen - und auch nicht in eurem Namen!

Die Konsequenz dieser militärischen Unterstützung: In Afghanistan sind
  • 7.500.000 Menschen akut vom Hunger bedroht.
  • 400.000 bis 500.000 flüchtende Menschen von jeder Hilfe und Versorgung abgeschnitten.
  • 100.000 Kinder in wenigen Wochen verhungert und erfroren.
(Die Zahlen stammen von UNICEF und CARITAS, zitiert nach der Frankfurter Rundschau vom 6.11.2001)

Nach Ansicht der Deutschen Welthungerhilfe ist es wegen des Krieges kaum möglich, ausreichend Lebensmittel in mein Land zu bringen. Das, was hineinkommt, ist nur 'ein Tropfen auf den heißen Stein.'

Nach Berichten der BBC steht in Afghanistan eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der jüngsten Zeit bevor.

Jeden Tag, an dem die Kämpfe andauern, verlieren unschuldige Menschen ihr Leben!

Dieser Krieg ist ungerecht - er trifft unschuldige Opfer.

Ich fordere deshalb - zusammen mit EUCH:
Stoppt das Bombardement auf Afghanistan! Wir wollen Frieden - Stoppt den Krieg!


Uneingeschränkte Solidarität? Aber nicht in unserem Namen!

Özgür, DIDF-Jugend - Rede im Rahmen der Abschlusskundgebung auf dem Offenbachplatz

Liebe FreundInnen und liebe Freunde,
seit ca. 7 Wochen wird Afghanistan nun bombardiert. Hunderte von unschuldigen Menschen, Kinder, Frauen, Männer sind durch die Bomberdements der USA getötet worden. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Hunderttausenden droht mit dem Einbruch des Winters der Hungerstod.

Der Terroranschlag am 11. September hat die ganze Welt schockiert. Aber vielmehr schockiert und entsetzt sind die Menschen über den jetzigen Zustand in Afghanistan. USA, eines der reichsten Länder hat eines der ärmsten Länder der Welt "Afghanistan" angegriffen und wurde ohne Ausnahme von allen Verbündeten unterstützt. Doch die Völker der Welt haben sehr schnell bemerkt, dass es bei diesem Krieg nicht in erster Linie um Terrorismusbekämpfung geht, sondern mehr um wirtschaftliche, geostrategische und militärische Interessen. Denn , die USA war es, die während des Kalten Krieges die Taliban im Kampf gegen die Sowjetunion selbst politisch, militärisch und finanziell unterstützt hatte. Sie war es, die der Taliban die Regierungsmacht in Afghanistan verschaffte. Die Terroristen wurden in den Militärlagern der USA ausgebildet, jahrzehnte Lang wurden sie mit Waffen versorgt.

Jetzt versuchen aber die USA die eigenen Stützpunkte im Nahen Osten und Mittelasien wieder zustärken. Sie wollen über die Märkte allein herrschen, greifen Afghanistan militärisch an. Genauso wie in Vietnam, Ruanda, Irak geht es auch in diesem Krieg um die Sicherung der eigenen Macht auf diesem Gebiet. Auch Deutschland hat ein sehr grosses Interesse daran, diese Gebiete zu beanspruchen. Deswegen ist auch der Bundeswehreinsatz von den Regierungsparteien im Bundestag durchgesetzt worden. Obwohl jetzt die Mehrheit der in Deutschland lebenden Bevölkerung laut Umfragen sich gegen diesen Krieg ausspricht, sollen die Lasten dieses Krieges aber wiederum die arbeitenden Menschen und die Völker der Erde tragen.

Wir sagen nein zum Krieg!

Liebe Freundinnen und liebe Freunde,
In allen Ländern wurde gleichzeitig unter dem Vorwand, terroristische Organisationen und Strukturen bekämpfen, verhindern und ausrotten, massiv in die demokratischen Grundrechte eingegriffen. "Die Welt nach der Wände sollte eine Welt ohne Kriege und Armut sein." Aber alle westlichen Mächte zeigen ein sehr grosses Interesse daran, bei diesem Krieg mitmischen zu dürfen. Die Rüstungsindustrie blüht auf. Je mehr Bomben auf Afghanistan fallen, desto mehr reiben sich die grossen Unternehmen die Hände, natürlich die grossen Waffenkonzerne in erster Linie.

Der Krieg darf nicht befürwortet werden!

Laut Angaben der Caritas International und UNICEF sind in Afghanistan 7,5 Millionen Menschen vom Hunger bedroht, über 400.000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen und sind auf der Flucht, in den nächsten Wochen werden 100.000 Kinder im Falle der Forsetzung des Krieges verhungern und erfrieren. Es droht eine humanitäre Katastrophe an, wenn dieser Krieg nicht sofort gestoppt wird. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Krieg, der von den PolitikerInnen als ein chirurgischer Eingriff und Bekämpfung des Terrorismus gesehen und vorgetäuscht wird, im Kern ein Anschlag gegen ein unschuldiges und wehrloses Volk ist. Das wollen wir und dürfen wir nicht befürworten.

Uneingeschränkte Solidarität? Aber nicht in unserem Namen!

Direkt nach den Anschlägen auf das Worldtrade Center und Pentagon hat die Bundesregierung mit Ausnahme der PDS der US-Regierung direkt uneingeschränkte Solidarität versichert. Letzte Woche Freitag wurde sogar im Bundestag darüber entschieden, dass Deutschland mit 3900 Soldaten, sich an diesem und anderen Kriegen beteiligen wird! Diese Solidarität ist aber nicht in unserem Interesse, wir können nicht zusehen wie Deutschland sich an diesem blutigen Krieg mitbeteiligt.

Liebe Freundinnen und Freunde,
nachdem tage- und wochenlange Hetze gegen Muslime und Ausländer in Deutschland und überall auf der Welt betrieben wurde, begann man die „innere Sicherheit“ großzuschreiben. Die 30.000 potenziellen Flugzeugentführer, die unter uns sind, sollen ausfindig gemacht werden. Dabei spielte und spielt auch heute die Abschaffung der Demokratie keine grosse Rolle. So wurden unter anderem die Rasterfahndung wiedereingeführt. Die Debatten im Bundestag, die Berichterstattung der Medien, Aussagen der PolitikerInnen richteten sich in den letzten sechs Wochen daraufhin, dass die Sicherheitsmassnahmen gegen den Terrorismus nicht ausreichend genug wären.

Die Bevölkerung wurde in Angst und Schrecken versetzt. So wurde versucht einerseits die Kriegsstimmung zu legitimieren und andererseits den Überwachungsstaat auszudehnen. Pässe mit biometrischen Angaben, die Ausweitung der Bundeswehreinsätze auch im Inneren des Landes, die Verschärfung des Ausländer- und des Asylgesetzes, die Abschaffung der Datenschutzgesetze , die aktive Beteiligung der Bundeswehr an Kriegen im Ausland sind auch als Ergebnisse der deutschen Grossmachtpolitik zu verstehen.

Diese Logik kann aber nicht weitergehen. Es kann nicht sein, dass Schröder einer Gewerkschaft wie der IG-Metall vorschreibt, dass sie sich in der Aussenpolitik nicht einzumischen hätte, weil sie sich für den sofortigen Stopp der Bombardements aussprach. Nichtdeutsche wurden mit den gesetzlichen Neuregelungen diskriminiert und für die Abschaffung der demokratischen Rechte missbraucht. Das friedliche, gleichberechtigte, tolerante und solidarische Zusammenleben wird mit diesen Sicherheitspaketen plattgetreten. Die "Ausländer", die in Deutschland leben, werden wieder einmal zu Sündenböcken und potenziellen Terroristen erklärt, und es werden gleichzeitig demokratische Rechte, die von der Gesamtgesellschaft beansprucht werden, abgeschafft. Wir dürfen da nicht einfach zusehen, dass das vor unseren Augen geschieht! Ausländer und Deutsche müssen jetzt mehr zusammenhalten. Wir können nicht zulassen, dass wir noch einmal gegeneinander ausgespielt werden.

Liebe Freundinnen und Freunde,
wir dürfen uns jetzt nicht in Deutsche und Nichtdeutsche spalten lassen, sondern müssen uns geschlossen und entschlossen gegen den Krieg, die Beteiligung der Bundeswehr an diesem Krieg und den Abbau unserer demokratischen Rechte aussprechen. Auch die türkische Lobby erhofft sich aus diesem Krieg Vorteile für sich zu schaffen. Dieser Krieg wird dazu missbraucht, die Bevölkerung in Deutsche und türkisch stämmige aufzuteilen. Sie versuchen, die Abkapselung und Isolierung der türkischstämmigen Menschen zu vollenden. Diese sollen sich von den gesellschaftlichen Geschehnissen fernhalten, die Kontakte zu der deutschen Bevölkerung abbrechen. Auch der Krieg soll dazu dienen, die Menschen nach ihren Nationalitäten, Kulturen und Religionen zu spalten, um sie dann wiederum gegeneinander auszuspielen.

Wir alle sind aber, egal ob wir Deutsche oder Nichtdeutsche sind, von den gesellschaftlichen Problemen wie Arbeitslosigkeit etc. gleich betroffen. Seit Jahren ist in Deutschland die Rede davon, dass die Staatskassen nicht mehr belastbar wären, es wären keine Gelder da und deswegen müssten Sozialabbau und Rotstiftpolitik betrieben werden. Die Arbeitslosenquote erreicht die 12%-Marke, es fehlen bundesweit über 300.000 Ausbildungsplätze, 10.000 LehrerInnen müssten eingestellt werden und Universitäten, Schulen, Krankenhäuser, Sozialwohnungen sollen privatisiert werden. In Köln z.B. sollen 23 Mensen an Ganztagsschulen privatisiert werden, da angeblich die Stadtkassen der Stadt Köln leer wären. An einer Gesamtschule müssen SchülerInnen 20Pf pro Klobesuch bezahlen. 42500 städtische Wohnungen, die als Sozialwohnungen gelten, sollen an die Sparkasse verkauft und somit privatisiert werden. Wenn es nach den Erklärungen der Bundesregierung ginge, wären die Haushaltskassen schon längst überlastet. Die arbeitende Bevölkerung, die Jugend, müsste halt den Gürtel enger schnallen.

Aber die gleiche Bundesregierung kann innerhalb von wenigen Tagen Milliarden für einen Krieg auftreiben! Es sollen in nächster Zeit 4 Milliarden aus dem Gesundheitsbereich in die Bundeswehr einfliessen. Und zwar nicht im Interesse der eigenen Bevölkerung, sondern der Wirtschaft und Industrie! Ein Krieg, bei dem Menschen ermordet werden und der dazu noch mit unseren Steuergeldern finanziert wird, wird nicht im Interesse der arbeitenden Bevölkerung und der Jugend sein!

Deswegen rufen wir als DIDF-Jugend alle dazu auf, sich, ohne Unterschiede zwischen Nationalitäten, Herkunftsländern und Kulturen zu machen, in den Betrieben und Gewerkschaften, Schulen und Universitäten und in den Städten und Bezirken noch aktiver gegen diesen Krieg auszusprechen und für den sofortigen Stopp dieses Krieges einzutreten.

Wir fordern:
  • Die sofortige Einstellung der Bombardements!
  • Keinen Bundeswehreinsatz in Afghanistan oder sonst wo!
  • Geld für Arbeits- und Ausbildungsplätze, statt für die Rüstung!
  • Keinen Abbau von demokratischen Rechten in Deutschland!


Zeichen für den Frieden setzen

Aurelie Manzambi, Schulsprecherin der Heinrich-Böll-Gesamtschule - Rede im Rahmen der Abschlusskundgebung auf dem Offenbachplatz

Ich heiße Aurelie Manzambi,, bin Schulsprecherin und besuche die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Köln-Chorweiler.

Wir haben uns hier versammelt, um gegen den Krieg zu demonstrieren. Ich sehe eure und die von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern angefertigten Transparente. Transparente mit der Aufschrift 'Gewalt schafft nichts als Gegengewalt' oder 'Gewalt verursacht Hass'.

Das Prinzip 'Auge um Auge' macht blind. Gewalt schafft nichts als Gegengewalt. Wer die Ursachen dieses grezenlosen Hasses begreifen will, muss sich erst einmal fragen, wo und wie dieser Hass entstanden ist.
  • Wer sich ehrlich diese Frage stellt, wird feststellen, dass eine Minderheit dieser Welt ihre Interessen und ihren Wohlstand mit dem Hunger und dem Tod der Mehrheit unserer Weltbevölkerung erkauft.
  • Unser Wohlstand - auch hier in Deutschland - beruht auch auf der Armut in den Ländern der sogenannten Dritten Welt.
  • Wenn wir weiter verdrängen, dass unser Wohlstand auf Kosten anderer geht, wird wahrscheinlich der Hass der hungernden Teile dieser Welt nicht weniger werden.
  • Auch in diesem Jahr liegt der Anteil unserer Entwicklungshilfe wieder einmal erheblich unter der UN-Empfehlung von 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes.
  • Inzwischen liegt unser Engagement in Deutschland für die Belange der Weltbevölkerung auf dem Stand von 1982.
  • Eine Welt, in der sich alles nur noch um Geld, Ansehen und Macht dreht, wird nie zur Ruhe kommen.
Ich glaube, dass die Menschlichkeit wieder einen Stellenwert in unserem Leben bekommen muss. Dies erfordert jedoch bei uns allen ein vollkommenes Umdenken - auch ein Umdenken bei uns und ein Aufgeben von unseren Privilegien.

Das Militär kann Schlachten und Kriege gewinnen. Frieden jedoch muss man mit dem Herzen machen.

Deshalb muss es auch unsere Aufgabe sind, allen Völkern unserer Erde lebenswerte Daseinsbedingungen zu schaffen.

Diese Demonstration Kölner Schülerinnen und Schüler soll auch ein Zeichen sein für ein Umdenken. Wir wollen ein Zeichen setzen für den Frieden.


Stoppt den Krieg

Sprechchöre der Schüler und Schülerinnen

Geld in die Bildung statt in die Rüstung

Stoppt den Krieg

1, 2, 3 und 4, den Frieden, den wollen wir
5, 6, 7, 8, die USA will nur die Macht
9 und 10, der Krieg darf nicht weiter geh'n

Terrorismus, Bomben, Krieg, wo ist da der Unterschied?!


Links

Kölner Aktionsbündnis gegen Krieg und Rassismus
attac Köln
Pax An - Arbeitskreis Frieden Köln
Kölner Friedensforum
Friedensbildungswerk Köln
Friedenskooperative
Friedenspolitischer Ratschlag
www.antimilitarismus.de
Website zu Krieg und Frieden, Ökonomie und Politik
Informationsstelle Militarisierung IMI e.V.