Politische Morde und Fälle, bei denen ein politischer Mord nicht auszuschliessen ist

Olof Palme
Am 28.2.1986 durch Unbekannte ermordet

Am Abend des 28. Februar 1986 wird der schwedische Ministerpräsident Olof Palme in Stockholm auf dem Weg vom Kino nach Hause ermordet. Die Täter sind unbekannt.

Zunächst sei die Politik betrachtet, die Olof Palme seit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 1969 (mitten in den europaweiten Studentenprotesten gegen den US-Krieg in Vietnam) bis zu seiner Ermordung verfolgt hat. Olof Palme:
  • beginnt, einen radikalen anti-militaristischen Kurs einzuschlagen

  • verliert gemäß der (anonymen) Aussage eines hochrangigen militärischen Mitglieds der NATO-Geheimarmee in Schweden das Interesse an dieser Armee. (1) Es ist nicht ausgeschlossen, daß Palme die Absicht hatte, die schwedische Geheimarmee aufzulösen und die geheime Zusammenarbeit mit der NATO zu beenden. (2)

  • kritisiert sowohl die US-Invasion in Vietnam als auch den verdeckten US-Krieg in Nikaragua. US-Gegenspionage-Chef James Jesus Angleton bezeichnet Palme daraufhin gegenüber CIA-Direktor William Colby als 'Sowjet-Posten'. (3)

  • versucht Schweden auf Distanz zu NATO und den USA zu bringen, was zu Spannungen mit dem schwedischen Sicherheitsapparat führt

  • reagiert auf seinen Verteidigungsminister Torsten Gustafsson, der im August 1981 öffentlich erklärt "Auch wenn wir uns als neutral betrachten, wissen wir, wohin wir gehören. Amerika ist eine große Demokratie", mit der Erwiderung, die Neutralitätspolitik verbiete bestimmte Arten militärischer Kooperation mit den Ländern, 'zu denen wir gehören'. Solch eine Äußerung vertrage sich nicht mit den Anstrengungen, die Glaubwürdigkeit der Neutralitätspolitik aufrechtzuerhalten. (4)

  • erwägt, die NATO aus allen skandinavischen Ländern zu verbannen, in der Absicht, Skandinavien in eine atomwaffenfreie Friedenszone umzuwandeln

  • erhält im Sommer 1985 eine Einladung von Michail Gorbatschow, Generalsekretär der Kommunisten Partei der Sowjetunion, und bestätigt im Dezember 1985, daß er beabsichige nach Moskau zu fahren, vermutlich auch um den Skandinavischen Friedensplan zu diskutieren, dessen Realisierung möglicherweise den Rückzug Dänemarks und Norwegens aus der NATO, die Demontage der zwei NATO-Geheimdienst-Signal-Stationen in Musko and Karlskrona (zwei schwedische Stützpunkte) wie auch die verstärkte Demilitarisierung Finnlands bedeutet hätte (5)

  • äußert an seinem Todestag in seinem letzten Interview gegenüber einer schwedischen Gewerkschaftszeitung: "Dies ist ein Jahr der großen Möglichkeiten für den Frieden."
Jedoch: keiner dieser Pläne wird ausgeführt. Die Reformen Palmes werden durch einen Killer gestoppt - an einem kalten und verschneiten Abend des 28. Februar 1986.

Aussagen zur Täterschaft - Gladio, CIA und P2

Als CIA-Direktor William Colby seine Rolle beim Aufbau der geheimen NATO-Armee in Schweden beschreibt, macht er klar, daß das NATO-Netzwerk dazu ausgelegt sei, im Notfall gegen etwas eingesetzt zu werden, was die USA als innerstaatliche Feinde erachte.

Kurz vor der Aufdeckung der geheimen NATO-Armeen (in Italien bekannt unter dem Decknamen Gladio) erklärt der frühere CIA-Agent Richard Brennecke im Sommer 1990 im italienischen Fernsehen, daß die CIA die P2 (eine geheime italienische anti-kommunistische Organisation mit Licio Gelli an der Spitze) gegründet habe und daß sie in den Mord an Olof Palme verwickelt gewesen sei. "Ich kenne die P2 seit 1969 und habe mit ihr bis in die beginnenden 80er Jahre zu tun gehabt. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat die P2 mit 10 Millionen Dollar monatlich finanziert. Palme war eine Fliege in der Wundsalbe. Deshalb nahmen wir die P2, um ihn auszuradieren", gesteht der frühere CIA-Agent und behauptet, daß George Bush sen., der wie sein Sohn später Präsident der Vereinigten Staaten wurde, als CIA-Direktor unter Ronald Reagan unmittelbar in die Geheimoperation verwickelt war. "Bush, seinerzeit CIA-Direktor, wußte nicht nur von diesen CIA-Aktivitäten, er war ihr führender Kopf." (6) Daraufhin erklärt der Chef des schwedischen Ausschusses zur Untersuchung des Mordes, man sei seit langem auf einer Spur, die die CIA und die mächtige italienische Freimaurerloge P2 mit dem Mord an Palme in Verbindung brachte, und beklagt, daß die schwedischen Ermittler seit Jahren vergeblich versucht hätten, Personen betreffs der P2-Spur für ein Interview ausfindig zu machen. (7)

"Ein streng geheimes Geheimdienst-Netzwerk innerhalb der NATO steckt hinter dem Tod von Olof Palme", titelt die führende schwedische Tageszeitung 'Dagens Nyheter' am 28.4.1992, zwei Jahre nach dem Brennecke-Geständnis. "Dies sei aufgrund mehrerer Quellen in Schweden und Deutschland durchgesickert", berichtet die Zeitung. Unter den Quellen wird nur der angebliche CIA-Agent Oswald Le Winter namentlich genannt, eine berüchtigte Quelle, da er amerikanische Jorunalisten während der Iran-Contra-Affaire in die Irre geführt und eine Verschleierung für die CIA betrieben hatte. Zwei andere Quellen, "beide mit Geheimdiensthintergrund", wollen ungenannt bleiben, aber einer behauptet "daß er in der Lage gewesen sei, Dokumente zu sehen und zu fotografieren, aus denen hervorgehe, daß die NATO hinter dem Mord stecke". Das NATO-Organ, das mit dem Mord in Verbindung stehe, sei SOPS (Special Operations Planning Staff), ein Teil des ACC (Allied Clandestine Committee), einer Organisation, innerhalb derer die Geheimdienste der NATO-Länder sich treffen, und Koordinationsorgan für die Stay-Behind-Organisationen in Europa. (8)

Aussagen zur Täterschaft - CIA, Lyndon LaRouche und die EAP

1986 erscheint das Buch 'Deckname: Schiller' von Helmut Lorscheid und Leo A. Müller über die Organisationen des US-Amerikaners Lyndon LaRouche, die 'Europäische Arbeiter Partei' (EAP) und das so genannte 'Schiller-Institut', dessen schwedischer Zweig am 9.9.1984 gegründet wird.

'Deckname: Schiller' von Helmut Lorscheid und Leo A. Müller - erschienen Dezember 1986

Ihm sind hinsichtlich des Mords an Olof Palme weitere Informationen zu entnehmen:
  • Am 18.3.1986, knapp drei Wochen nach dem Mord, erscheint in der schwedischen Tageszeitung 'Svenska Dagbladet' ein Bericht, in dem von dem Tatverdächtigen Victor Gunnarsson die Rede ist. Dieser sei 1984 Mitglied der (von dem US-Amerikaner Lyndon LaRouche aufgebauten) 'Europäischen Arbeiter Partei' (EAP) geworden. Das gehe aus einer Mitgliederliste in den Unterlagen der schwedischen Steuerbehörden hervor, die für eine Kandidatur zu Parlamentswahlen eingereicht wurde. Diese Information wird am 18.3.1986 auch über dpa verbreitet und findet sich daraufhin u.a. im Wiesbadener Kurier (Wiesbaden ist Sitz der bundesdeutschen EAP) auf der Titelseite wieder: "Tatverdächtiger Schwede war bis 1985 EAP-Mitglied - Partei distanziert sich von Palme-Mord - Neue Nahrung für Komplott-Theorie". Der 'Kölner Stadtanzeiger' schreibt: "Palme stand auf seiner Todesliste - Führte der verhaftete Ake Gunnarsson die Mordwaffe?"

  • Die in den USA lebende Ex-Frau Gunnarssons äußert in einem Interview mit der Stockholmer Boulevard-Zeitung 'Aftonbladet' vom 18.3.1986: "Er glaubte, daß Palme Schweden der Sowjetunion eingemeinden und damit in des Teufels Grab bringen werde." Andere Zeugen erklärten, Gunnarsson habe Anfang Februar 1986, also vielleicht drei oder vier Wochen vor dem Mord, in Telefongesprächen gesagt: "Palme steht oben auf der Todesliste. Blut wird auf den Straßen Stockholms fließen."

  • Die EAP bestreitet noch am gleichen Tag dessen Mitgliedschaft. Die EAP verwickelt sich in dieser Frage allerdings in Widersprüche, als kurze Zeit später EAP-Sprecher Michael Ericson die Mitgliedschaft bestätigt. Gunnarsson sei im Dezember 1984 Mitglied der Partei geworden, aber im Mai 1985 wegen 'seines merkwürdigen Auftretens' wieder aus der Mitgliederkartei gestrichen worden.

Das Buch 'Deckname: Schiller' thematisiert die Hetze der EAP gegen Olof Palme. In der schwedischen Ausgabe der 'Neuen Solidarität', Zeitung der EAP, wird Olof Palme als Wahnsinniger, geistesgestörter Mörder, rasende Bestie, Mörder mit der Axt, als 'der Teufel schlechthin' verunglimpft. Mit ähnlichen Begriffen operiert die deutsche Ausgabe der 'Neuen Solidarität' in der Ausgabe vom 18.6.1975, presserechtlich verantwortet von Anno Hellenbroich, in einem mit 'W. Engdahl' gezeichneten Artikel mit der Schlagzeile: 'Palme: Des Teufels Beelzebub'. In der 'Neuen Solidarität' vom 12.7.1984 wird in Zusammenhang mit Schweden von einem 'faschistoiden Staatsmodell' gesprochen. Die Schlagzeile lautet: "Olof Palmes Schweden: Totalitärer Polizeistaat - EAP führt Widerstandsbewegung gegen sozialdemokratische Gleichschaltung".

Zu der Frage, wie die Rolle und der Hintergrund der EAP einzuschätzen ist, sind in 'Deckname: Schiller' mehrere Stellungnahmen wiedergegeben:
  • Klaus-Henning Rosen, zeitweise vorgeschlagen für den Stellvertreter-Posten im Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Leiter des Parlamentsbüros von Willy Brandt, sagt, daß mit der EAP "von einem westlichen Geheimdienst systematisch Desinformation betrieben" werde.

  • Robert Steigerwald, Mitglied im Parteivorstand der DKP, zitiert in der DKP-Zeitung 'Unsere Zeit' eine Aussage des ehemaligen CIA-Direktors William Colby, wonach die CIA jährlich 90000 Dollar in die Wochenzeitung 'New Solidarity' stecke und die Kader der LaRouche-Komitees zu 80 Prozent aus CIA- und FBI-Leuten bestünden.

  • Norman Bailey, ehemals hoher Beamter im Nationalen Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten, äußert in einem Interview mit der US-Fernsehgesellschaft NBC, LaRouche besitze "einen der besten privaten Nachrichtendienste der Welt".
Schweden gehört - so ist in 'Deckname: Schiller' zu lesen - neben der Bundesrepublik und Italien, zu den wichtigsten Operationsgebieten der LaRouche-Organisation in Europa. Aufschlußreich ist das Verhalten des deutschen Verfassungsschutzes. Er macht die ab 1973 operierende EAP zwar zunächst zum Gegenstand der Beobachtung - mal als links-, mal als rechtsextremistisch eingestuft -, stellt die Beobachtung aber bald ein - auf Bundesebene 1979, in NRW 1983.

Thomas Falkner
Terrorismus-Report
Rom, Stockholm, Beirut und andere Schauplätze
Urania-Verlag, Leipzig, Jena, Berlin (DDR), 1988

Mit dem Mord an Olof Palme - und speziell der Rolle von Victor Gunnarsson - befaßt sich auch der DDR-Autor Thomas Falkner in seinem 1988 erschienenen Buch 'Terrorismus-Report'. Diesem, dem Buch 'Deckname: Schiller' und weiteren Quellen sind bzgl. des Verdächtigen Victor Gunnarson folgende Angaben zu entnehmen:
  • Gunnarson wird am 12. März 1986 auf der Basis eines Phantombildes, das eine Augenzeugin gezeichnet hatte, von der Polizei verhaftet (die Zeugin gibt an, Gunnarson in der Mordnacht gegen 23.45 Uhr unweit des Tatortes gesehen zu haben)

  • Gunnarsson wird am 19. März 1986 auf freien Fuß gesetzt und an einen unbekannten Ort außerhalb Stockholms gebracht, da - so der mit der Leitung der Untersuchungen beauftragte Stockholmer Polizeichef Hans Holmer - sich insbesondere die Gegenüberstellung mit Zeugen als nicht ausreichend erwiesen hätte und - gemäß Aussagen aus Polizeikreisen - ein wichtiger Entlastungszeuge aufgetreten sei

  • Gunnarson wird am 6. Mai 1986 erneut festgenommen und Zeugen gegenüber gestellt, woraufhin Polizeichef Holmer unter Druck gerät: in der Stockholmer City wird seine Frau Ingrid von einem Fremden belästigt, der abschließend droht: "Das ist die letzte Warnung an Ihren Mann!" Zwei Wochen später überfallen zwei andere Unbekannte Frau Holmer in der Nähe der Stadt. (9)

  • Wenig später werden die Ermittlungen gegen Gunnarson eingestellt. Der Chefankläger K.G. Svensson tritt wegen Differenzen mit Polizeichef Hans Holmer zurück. Zu einer gerichtlichen Anklage gegen Gunnarsson kommt es nicht.

  • Gunnarson verschwindet bald in die USA, wo er ermordet wird. Als Zeitpunkt der Ermordung wird in einem Artikel der WoZ 1994 (10) bzw. bei Wikipedia 1993 angegeben. Gemäß Wikipedia wurde er in North Carolina durch den früheren Polizeibeamten L.C. Underwood ermordet. (11)
Thomas Falkner resümiert: "Zweifellos fällt in bezug auf Gunnarson einiges ins Gewicht, das ihn nicht unbedingt als den Schützen [...] erscheinen läßt. [...] Die Zeugin, auf deren Phantombild hin die Inhaftierung zurückgeht, meint, Gunnarson in der Mordnacht gegen 23.45 Uhr unweit des Tatortes gesehen zu haben. Von der Stelle, an der Palme erschossen wurde, bis zu jenem Punkt, wo die Zeugin Gunnarson beobachtet haben will, braucht man jedoch selbst ohne Eile nicht länger als zwei bis drei Minuten. Sollte sich der Mörder [...] fast eine ganze Viertelstunde am Tatort aufgehalten haben, wo bereits die Polizei eintraf, um erst dann, wie die Zeugin beschreibt, wegzurennen? Das erscheint wenig wahrscheinlich." Es sei jedoch vorstellbar, daß Gunnarson zu jener Mannschaft gehörte, "die den Tatort weiträumig sichern sollte und abgezogen wurde, als der 'Erfolg' des Unternehmens feststand, der eigentliche Mörder geflohen und die Polizei eingetroffen war? Das würde die Zeiten erklären."

Aussagen zur Täterschaft - CIA und WACL

Thomas Falkner befaßt sich in seinem Buch 'Terrorismus-Report' mit einem weiteren möglichen Akteur. Er erwähnt eine Information des französischen Fernsehens TF-1 vom 5. September 1986, die schwedischen Fahnder verfügten über Angaben, wonach die Verantwortung für den Mord an Olof Palme bei der 'Antikommunistischen Weltliga' (World Anticommunist League, WACL) liegt. Palmes Politik habe vor allem die skandinavischen Mitglieder der Liga gestört, die ihren Unmut einige Zeit vor der Tat auf einer Tagung der WACL in Paraguay unter direkter Leitung von Diktator Stroessner zur Sprache gebracht hätten. (12)

Thomas Falkner charakterisiert die WACL u.a. wie folgt:
  • Die WACL hat sich in ihrer mehr als 20jährigen Geschichte "darauf konzentriert, die Verbindungen zwischen Rechtsgruppierungen Europas und anderer Erdteile fester zu knüpfen" ('Los Angeles Times'). Dabei arbeitet sie auch mit der CIA zusammen und unterhält Verbindungen zu ultrarechten Terrorgruppen in Westeuropa, wie unter anderem die Aufzeichnungen des Schweizers Jean Ziegler von der Tagung des WACL-Exekutivrates im Jahre 1979 belegen, die in der spanischen Zeitschrift 'Interviu' veröffentlicht wurden.

  • Der bekannte amerikanische Publizist Charles Allen bezeichnet die WACL als "die wichtigste internationale faschistische Organisation höchster Ebene". (13)

  • Der sowjetische Experte zum Problem Terrorismus Jewgeni Kisseljow resümiert in einer Untersuchung über die terroristischen Aktivitäten der WACL, ihr "stehen Dutzende professioneller Mörder und ein Heidengeld zur Verfügung. Da sie weit verzweigt ist, kann sie die Komplikationen vermeiden, mit denen es isolierte Terrorgruppen bei Reisen von Land zu Land, beim Herstellen falscher Papiere, beim Waffentransport usw. zu tun bekommen." (14)

  • Von 1984 bis 1986 steht an der Spitze der WACL der Vietnamveteran General a.D. John Singlaub

  • Jose Desmarets, der ab 1986 Führer der Liga war, erklärt auf der WACL-Jahrestagung im September 1986 in Luxemburg ausdrücklich, er zähle zum Kommunismus auch "indirekte Formen wie die Beschäftigung der Grünen mit dem Umweltschutz, ferner die Pazifisten und die Anhänger der Neutralität". Olof Palme war Ministerpräsident eines neutralen Landes.
Thomas Falkner formuliert eine Hypothese, wie sich die Verschwörung gegen Olof Palme entwickelt haben könnte: 1985 wird auf einer Konferenz der WACL in Paraguay das Todesurteil gefällt. Die EAP wird für die Vorbereitung und Absicherung der Aktion eingespannt. Über Geheimdienstleute werden Informationen über den geeignetsten Ort und Zeitpunkt für das Attentat eingeholt. Um sich nicht selbst zu belasten und zugleich für eine den eigenen Interessen dienende Propaganda nach dem Mord die nötige Handhabe zu gewinnen, wird ein Todesschütze gesucht, der von der WACL möglichst weit entfernt scheint.

Auch Harald Haack, Freier Autor und Mitglied von 'Investigative Reporters and Editors Inc.', (13) befaßt sich mit der 'World Anticommunist League' (WACL). In ihr seien weltweit alle möglichen rechtsextremen Gruppierungen, Vertreter der freien Marktwirtschaft und radikale Antikommunisten vereinigt. Auch im Umfeld der geheimen NATO-Armeen (Deckname: Gladio) treffe man immer wieder auf die WACL:
  • Michael Townly, Mitglied der WACL, der Palmes Namen auf einer Todesliste geführt haben soll

  • Miro Baresic, Mitglied der WACL und der kroatischen faschistischen Organisation Ustascha, der den Revolver der Marke Smith & Wesson, mit dem Palme erschossen wurde, von einem Heroinhändler mit PKK-Verbindungen beschafft haben soll

  • Anders Larsson, früherer Generalsekretär der Europa-Sektion der WACL
Letzterer habe behauptet, das 'Covert Action Department' der CIA, das die WACL durch dessen internationalen Leiter General John Singlaub kontrollierte, habe den Mord angeordnet.

Mit Dank an den Schweizer Historiker Dr. Daniele Ganser für seine Unterstützung



Fußnoten:

1 Kanger and Hedin, hemliga gerilla, 4.10.1998

2 Annika Annerud: Palme hade nära samarbete med IB. Avslöjande i TV 4 film. Statsministern bagatelliserade sin roll i svensk underrättelsetjänst. Der Dokumentarfilm von 1999 des Schwedischen Journalisten Jonas Gummesson basiert auf früheren Geheimdokumenten und über 30 Interviews. In: Schwedische Tageszeitung 'Dagens Nyheter', 16.4.1999

3 Mangold, Tom: Cold Warrior James Jesus Angleton: The CIA's Master Spy Hunter (London: Simon and Schuster. 1991), S.280

4 Bjarne Stenquist: CIA skulle stödja Sverige vid krig. Hemlig svensk organisation förberedde västkontakter om Sovjet skulle ockupera. In: Schwedische Tageszeitung 'Dagens Nyheter', 18.12.1990

5 British periodical Intelligence Newsletter, 30.4.1997

6 Das italienische Staatsfernsehen RAI 1 sendete zwischen 28. Juni und 2. Juli 1990 die vier Interviews mit CIA-Agent 'Zero One', der später enttarnt als CIA-Agent Richard (Dick) Brennecke. Die Brennecke-Äußerungen erschienen danach in zahlreichen Medien-Veröffentlichungen. Vergleiche: Französische Monatszeitung 'Le Monde Diplomatique', Dezember 1990; International news service Reuters, 1.8.1990; Österreichische Tageszeitung 'Der Standard', 24.7.1990; britische Tageszeitung 'The Times', 24.7.1990

7 International news service Reuters, 23.7.1990

8 Göran Beckerus: Ett topphemligt underrättelseorgan inom den västliga försvarsalliansen Nato lag bakom mordet pa Olof Palme. In: Schwedische Tageszeitung 'Dagens Nyheter', 28.4.1992

9 horizont, Berlin, 5/1986

10 Reinhard Wolff in der in Zürich erscheinenen Wochenzeitung WoZ vom 23.2.2006 (uni-kassel.de/fb5/frieden)

11 Dagens Nyheter, February 2, 1994 (en.wikipedia.org)

12 Vgl. Prawda, Moskau, 6.9.1986

13 zitiert in: Neue Zeit, Moskau, 49/1986

14 zitiert in: Neue Zeit, Moskau, 49/1986

15 Harald Haack in 'Journalismus - Nachrichten von heute' am 2.2.2007 (oraclesyndicate.twoday.net)



Anhang

Auszug aus dem Artikel 'Nato-Geheimarmeen und ihr Terror' von Daniele Ganser, erschienen in 'Der Bund' vom 20.12.2004

Dass es die Nato-Geheimarmeen gab – Fachjargon: Stay-behind-Armeen –, wurde erstmals im Herbst 1990 in Italien durch Ministerpräsident Giulio Andreotti offiziell bestätigt: In Italien, erklärte Andreotti dem erstaunten Senat, sei die Geheimarmee unter dem Decknamen «Gladio» – das Schwert – als geheime Unterabteilung im Verteidigungsministerium innerhalb des militärischen Geheimdienstes angesiedelt.

Ministerpräsident Andreotti hatte die Existenz der Geheimarmeen nicht freiwillig bestätigt, sondern war durch die Forschungsresultate von Richter Felice Casson dazu gezwungen worden. Casson hatte über mehrere Jahre Terroranschläge in Italien untersucht, vor allem jenen von Peteano 1972, und hatte schliesslich «Gladio» und die «Strategie der Spannung» entdeckt. «Diese zielt darauf ab», so schreibt Casson, «innerhalb des Landes Spannung zu erzeugen, um konservative, reaktionäre soziale und politische Strömungen zu stärken. Während diese Strategie ausgeführt wurde, war es notwendig, die Drahtzieher zu schützen, da verschiedene Fakten auf sie hinwiesen. Zeugen haben also Informationen zurückgehalten, um rechtsextreme Täter zu schützen.»

Neben dem äusseren Feind, der Sowjetunion, bekämpfte die antikommunistische Geheimarmee zusammen mit rechtsextremen Terroristen auch einen inneren Feind, wie Casson entdeckte: die starke Kommunistische Partei (PCI) und die kleinere Sozialistische Partei (PSI). Washington, London und der italienische militärische Geheimdienst befürchteten, dass der Einzug der Kommunisten in die Regierung die Nato von innen heraus schwächen könnte. Um dies zu verhindern, wurde das Volk manipuliert: Rechtsextreme Terroristen führten Anschläge aus, diese wurden durch gefälschte Spuren dem politischen Gegner angelastet, worauf das Volk selber nach mehr Polizei, weniger Freiheitsrechten und mehr Überwachung durch die Nachrichtendienste verlangte. Hinter den Kulissen schützten die Nachrichtendienste über Jahre die Täter und flogen sie bei Bedarf auch ins Spanien Francos aus.

«Man musste Zivilisten angreifen, Männer, Frauen, Kinder, unschuldige Menschen, unbekannte Menschen, die weit weg vom politischen Spiel waren», erklärte der Terrorist Vincenzo Vinciguerra, der von Casson als Täter des Anschlags von Peteano überführt wurde. Der Grund dafür war einfach. Die Anschläge sollten das italienische Volk dazu bringen, den Staat um grössere Sicherheit zu bitten. Diese politische Logik liegt all den Massakern und Terroranschlägen zu Grunde, welche ohne richterliches Urteil bleiben, weil der Staat sich ja nicht selber verurteilen kann.» Die teuflisch ausgeklügelte Strategie funktionierte und trug dazu bei, dass die im Parlament stark vertretenen italienischen Kommunisten nie eine Regierung bilden konnten und dass auch die Sozialisten stark geschwächt wurden.


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