Rezensionen zum Thema 11.9.
Zu Publikationen von Gerhard Wisnewski, Willy Brunner, Mathias Bröckers, Andreas Hauß, Eric Hufschmid, Andreas von Bülow, Panorama, Monitor, RadioEins, Spiegel, Maischberger...
1. Rezensionen zu Veröffentlichungen von Juni bis August 2003:
2. Rezensionen zu Veröffentlichungen vom 21. August bis 8. September 2003:
3. Rezensionen zu Veröffentlichungen am 9. September 2003:
4. Rezensionen zu Veröffentlichungen am 10. September 2003:
5. Rezensionen zu Veröffentlichungen vom 11. September bis 22. Oktober 2003:
6. Rezensionen zu Veröffentlichungen vom 26. bis 27. Oktober 2003:
7. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab Dezember 2003:
8. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab April 2004:
9. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab August 2004:
10. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab Februar 2005:

Mythos 9/11 - Der Wahrheit auf der Spur

Erdrückende Beweislast - über das zweite Buch von Gerhard Wisnewski in Sachen 11. September

Gerhard Wisnewski
Mythos 9/11 - Der Wahrheit auf der Spur
Knaur 2004, ISBN 3-426-77783-5, 312 Seiten, 12,90 Euro

Gerhard Wisnewski entwickelt ein stichhaltiges, aufschlußreiches Gedankengebäude und zieht dabei eine Bilanz von erschreckender Klarheit. Er analysiert auf verschiedenen Ebenen: juristisch, kriminalistisch, psychologisch, medienpolitisch und machtpolitisch. Die Antwort auf die Frage, ob die offizielle, vom überwiegenden Teil der Medien verbreitete Version der Vorgänge vom 11. September zutrifft, kann ganz eindeutig mit Nein beantwortet werden. Nach der Lektüre können sich die Leser sicher sein: die Frage ist nicht ob, sondern auf welche Weise die USA in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt sind.

Nichts spricht dafür, daß es sich bei den Maschinen, die im World Trade Center und im Pentagon eingeschlagen sind, und bei der Maschine, die bei Shanksville einen Krater erzeugt hat, um die behaupteten Maschinen gehandelt hat. Und nichts spricht dafür, daß sich in den Maschinen, wie behauptet, Menschen befunden haben. Uns ist zwar per Medium Fernsehen im nachhinein vorgeführt worden, daß etwas in den Nordturm des World Trade Center einschlug, und uns ist gesagt worden, worum es sich dabei angeblich gehandelt hat, aber erkennen konnten wir von dem anfliegenden Flugobjekt fast nichts. Lediglich von dem Flugzeug, das in den Südturm des World Trade Center flog, gibt es Aufnahmen, auf denen die Maschine zu erkennen ist. Und was den Anschlag auf das Pentagon und den behaupteten Absturz bei Shanksville betrifft, sind wir ganz allein auf Behauptungen angewiesen, die wir glauben sollen, für die es aber keinerlei Beweise gibt. An keinem der drei Orte sind die Leichen der Insassen oder Teile der Maschinen glaubwürdig identifiziert worden.

Auf der anderen Seite ist die Beweislast erdrückend. Was Gerhard Wisnewski insbesondere in Zusammenhang mit dem angeblichen Absturz bei Shanksville an Zeugenaussagen und Indizien zusammenträgt, wiederlegt die offziellen Behauptungen von US-Regierungsseite, wie es überzeugender kaum möglich ist. Dabei geht es um die Beschaffenheit des Flugzeugs, die Art, wie das Flugzeug geflogen ist, die Beschaffenheit des Kraters, der eine Absturzstelle sein soll, die gefundenen bzw. nicht gefundenen Überreste der angeblich hier abgestürzten Maschine, die gefundenen bzw. nicht gefundenen Leichenteile hinsichtlich Menge, Beschaffenheit und Alter. Es sind ganz unterschiedliche Personen, die sich zu den verschiedenen Aspekten des Geschehens äußern, darunter der Feuerwehrchef von Shanksville und der zuständige Leichenbeschauer des Bezirks Somerset. Ihre Aussagen zu studieren, kann spannender und aufschlußreicher kaum sein. Darüberhinaus analysiert Gerhard Wisnewski die Glaubwürdigkeit bestimmter Aussagen, insbesondere der von Lee Purbaugh, einem ehemaligen Angehörigen der Navy, der einen Tag vor dem 11.9.2001 in der Nähe der 'Absturzstelle' einen Job annimmt und später spurlos verschwindet. Er ist der einzige, der den 'Absturz' unmittelbar beobachtet haben will. Und Gerhard Wisnewski macht deutlich, wie im Rahmen verschiedener Veröffentlichungen beim Zitieren nachgeholfen wurde, um den Eindruck zu erwecken, die offizielle Darstellung der Ereignisse treffe zu. Er kommt insgesamt zu dem Schluß: "Der Absturz von Shanksville ist ein Hirngespinst." Es muß sich um eine Simulation gehandelt haben - in Anlehnung an die Operation Northwoods etwa wie folgt: Flug UA93 schaltet auf dem Weg von Newark nach San Francisco seinen Transponder aus, geht in Tiefflug über und verschwindet, stattdessen steigt ein Erdkampfbomber vom Typ A-10 Thunderbolt auf, läßt bei Shanksville zusammen mit Müll und evtl. Leichenteilen eine Bombe fallen und verschwindet ebenfalls. Das Ganze wird dann als Absturz ausgegeben, mit dem ein Anschlag auf das Kapitol oder das Weiße Haus verhindert werden konnte.

Besonders interessant ist die Auswertung von Aufnahmen der Maschine, die in den Südturm des World Trade Center eingeschlagen ist. Filmaufnahmen, die unmittelbar vor dem Einschlag von unten aufgenommen sind, zeigen unter dem Rumpf des Flugzeugs, das angeblich eine Boeing 767-222 sein soll, eine untypische Verdickung, die an einen Tank erinnert. Damit liegt der Schluß sehr nahe, daß es sich bei dem einschlagenden Flugzeug nicht um Flug UA175 gehandelt hat. Auf Anfrage von 'La Vanguardia', einer der fünf bedeutendsten Tageszeitungen Spaniens, in dieser Sache reagiert Boeing (gemäß 'La Vanguardia' vom 22.6.2003), man könne darauf aus Gründen der nationalen Sicherheit nicht antworten. Das ist eine Antwort, die aufschlußreicher fast nicht sein kann. Wie kann die Beantwortung der Frage die nationale Sicherheit berühren, wenn es eine simple Erklärung gäbe. Damit könnte zutreffen, was die BBC schon lange behautptet, aber als unglaubwürdig anzusehen ist, wenn wir die offizielle Darstellung der Ereignisse für bare Münze nehmen: daß das einschlagende Flugzeug mehr Sprit an Bord hatte, als eine Boeing 767 beim Start maximal mit sich zu führen in der Lage ist. Sollte die BBC besser informiert gewesen sein als viele andere?

In allen vier Fällen erhärten Gerhard Wisnewskis Analysen die Annahme, daß die Passagierflugzeuge gegen unbemannte, ferngesteuerte Flugzeuge ausgetauscht wurden. Auch die Gerichtsverfahren um die angeblichen Unterstützer der Hijacker - Zacarias Moussaoui in den USA, Mounir Al-Motassadeq und Abdelghani Mzoudi in Deutschland - bringen keinerlei Beweise für die 'Beihilfe zum Mord in über 3000 Fällen' und für die angeblich von den 19 Hijackern begangene 'Haupttat' schon gar nicht. Alle drei Verfahren scheitern.

Doch das Buch 'Mythos 9/11' beleuchtet darüber hinaus eine Reihe weiterer entscheidender Aspekte: den religiösen Fundamentalismus insbesondere bei Bush und seinem Redenschreiber Michael Geerson, die Mechanismen des Schweigens, die Funktionsweise von Orwells Zwiedenken und Doppelsprech, die psychologische Wirkung und Wirkungsweise der Anschläge sowie die Rolle von funktionalen und dysfunktionalen Enthüllungen. Dysfunktional sind z.B. die Betrachtungen von Gerhard Wisnewski selbst. Sie laufen der beabsichtigten Funktionsweise der Anschläge vom 11.9.2001 zuwider. Funktional sind z.B. die Enthüllungen der 'Nationalen Kommission zur Untersuchung der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten' mit ihrem Abschlußbericht vom 22.7.2004. Indem ausgeführt wird, es seien von allen zuständigen Stellen Fehler gemacht worden und man habe zu wenig gegen Al-Qaida unternommen, wird die offizielle Darstellung des 11.9.2001 bestätigt, und es wird der Eindruck erweckt, als sei das Phantom Al-Qaida Wirklichkeit, das es mit einem Mehr an Investitionen in die Geheimdienste wirksamer zu bekämpfen gelte.

Und dann geht es bei Gerhard Wisnewski um die Gefahr eines weiteren Anschlags, diesmal mit Massenvernichtungswaffen und eine damit drohende Militärdiktatur im Rahmen eines globalen Notstands. Zitiert wird George Soros (internationaler Finanztycoon): Die Wahlen in den USA im Herbst 2004 seien einzigartig, es gehe nicht nur um die USA, sondern auch um den Rest der Welt. Die Wahlen seien eine Frage von Leben und Tod. Tommy Franks (leitender US-General für die Invasion in Afghanistan und im Irak) sieht für das Wahljahr 2004 die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags mit Massenvernichtungwaffen, wodurch die US-Verfassung durch eine Militäregierung außer Kraft gesetzt werden könnte. Damit ende dann jenes großartige Experiment, das wir Demokratie nennen. David J. Rothkopf (Professor für internationale Beziehungen und Managing Director der geoökonomischen Beratungsfirma Kissinger Associates) führt am 23.11.2003 in der Washington Post aus: Maßgebliche Vertreter aus dem Bereich von Wirtschaft und Regierung prophezeihen einen terroristischen Anschlag, größer als der vom 11.9.2001, wahrscheinlich mit Massenvernichtungswaffen. Es herrsche Konsens, daß ein solcher Anschlag zusätzliche Unterstützung für Präsident Bush mobilisieren würde. Und am 26.7.2004 lesen wir zu einem Zeitpunkt, wo das Buch von Gerhard Wisnewski bereits erschienen ist, bestätigend im 'Spiegel' die Äußerung von Thomas Kean, Vorsitzender der 'Nationalen Kommission zur Untersuchung der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten': "Ein noch schrecklicherer Angriff ist möglich und sogar wahrscheinlich."


World Trade Center Nordturm (in den Flug AA11 eingeschlagen sein soll)

Gerhard Wisnewski leitet sein Buch ein mit einer Betrachtung zu der Filmsequenz, die den Mythos 9/11 in zauberhafter Weise begründet.

  • Filmemacher (Naudet) schwenkt die Kamera (horizontal nach links) auf das World Trade Center in einer Weise, daß der Ausschnitt stimmt, bevor das Flugzeug in den Nordturm einschlägt, während die Feuerwehrleute, deren Arbeit angeblich dokumentiert werden soll, dem Geräusch folgend nach oben blicken (S.14)
Die Videoaufnahmen sind hinsichtlich der Kameraführung also 'genial'. Aber dennoch ist absolut nicht zu erkennen, was in den Nordturm einschlägt. Aber alle Welt hält die Aufnahmen für ein Dokument des Einschlags von Flug AA11. Mythen müssen nicht nachvollziehbar sein, sie bedürfen keiner Beweise.

World Trade Center Südturm (in den Flug UA175 eingeschlagen sein soll)

Gerhard Wisnewski analysiert Bildmaterial, auf dem das Flugobjekt kurz vor dem Einschlag in den Südturm zu erkennen ist, und kommt zu dem Schluß: nichts spricht dafür, daß es sich wie behauptet um Flug UA 175 gehandelt hat.

  • Die Auswertung von Filmaufnahmen, die unmittelbar vor dem Einschlag von unten aufgenommen sind, zeigt unter dem Rumpf des Flugzeugs, das angeblich eine Boeing 767-222 sein soll, eine untypische Verdickung, die an einen Tank erinnert. Damit liegt der Schluß sehr nahe, daß es sich bei dem Flugzeug, das in den Südturm einschlug, nicht um Flug UA175 handelt. (S.196/197)
  • Videoaufnahme des Flugzeugs mit untypischer Verdickung unter dem Rumpf kurz vor dem Einschlag in den Südturm (in der Darstellung von der Buchrückseite - mit verschiedenen Ausschnitten)
    Zur Bestätigung: Ein etwas späteres Standbild aus dem Video vom Einschlag eines Flugzeugs mit der verräterischen Verdickung unter dem Rumpf (mit Ausschnitt)
    Zur Bestätigung: Ein Standbild aus einem zweiten Video vom Einschlag eines Flugzeugs mit der ganz klar zu erkennenden, verräterischen Verdickung unter dem Rumpf (mit Ausschnitt)

  • Auf Anfrage von 'La Vanguardia', einer der fünf bedeutendsten Tageszeitungen Spaniens, in Sachen des undefinierten Objekts unter dem Rumpf der Maschine, reagiert Boeing (gemäß 'La Vanguardia' vom 22.6.2003), man könne darauf aus Gründen der nationalen Sicherheit nicht antworten (S.198)
  • Auf eine entsprechende Anfrage von Gerhard Wisnewski vom 5.2.2004 reagiert Boeing überhaupt nicht (S.198/199)
Damit könnte zutreffen, was die BBC schon immer behautptet hatte, aber als unglaubwürdig anzusehen war, wenn man die offizielle Darstellung der Ereignisse als bare Münze nahm: daß das einschlagende Flugzeug mehr Sprit an Bord hatte, als das behauptete Passagierflugzeug vom Typ Boeing 767 beim Start maximal mit sich zu führen in der Lage ist. Sollte die BBC besser informiert gewesen sein als viele andere? Aber wenn es sich nicht um Flug UA175 gehandelt hat, muß die Maschine keine Menschen an Bord gehabt haben, und so kann der Passagierraum für die Unterbringung von Sprit verwendet worden sein. So bleibt die Frage, welche andere Funktion die Verdickung unter dem Rumpf hat, außer deutlich zu machen, daß es sich um alles andere, nur nicht um Flug UA175 gehandelt hat.

Eine Anmerkung am Rande: In den Filmaufnahmen von Naudet, die ebenfalls den Einschlag von unten zeigen, ist die Perspektive eine etwas andere. Zu sehen ist während des geschwungenen Anflugs auf das World Trade Center nur der rechte Flügel des Flugzeugs. Der Rest des Flugzeugs ist vom Gebäude verdeckt. Ohne ersichtlichen Grund erfolgt im Moment des Einschlags ein abrupter Schwenk nach unten, obwohl dort nichts relevantes zu sehen ist und das eigentlich Spektakuläre oben geschieht. Nach einem kurzen Schnitt ist die Kamera dann wieder nach oben gerichtet (dorthin, wo die Explosion sich entwickelt). Hatte der Dokumentator die Befürchtung, etwas Verräterisches zu zeigen? Insgesamt entsteht der Eindruck, als seien die Aufnahmen im Großen und Ganzen im vorhinein geplant (Nordturm, Südturm, Gebäude 7).

World Trade Center

Für die beiden Türme des World Trade Center läßt sich zusammenfassen:

  • Aufnahmen und Erkenntnisse lassen keinen Rückschluß auf die Identität der eingeschlagenen Maschinen zu. (S.195)
  • Weder Insignien der Airlines (American Airlines bzw. United Airlines) noch irgendwelche Kennungen lassen sich erkennen. (S.195)
  • Aufschluß gebende Wrackteile wurden nicht gefunden oder zumindest nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (S.195)
  • Flugsicherungsdaten belegen einen Wechsel der Transpondersignale und somit der Identifikationscodes. (S.195)
  • Black boxes (Cockpitvoicerecorder und Flugdatenschreiber) wurden nicht gefunden oder zumindest nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (S.195)
  • Es gibt keinen Beweis, daß sich an Bord der Flugzeuge Menschen befunden haben, weder Hijacker noch Besatzung noch Passagiere. (S.199)
  • Es bleibt die Frage, wo die Maschinen von Flug AA11 und UA175 und die Menschen, die sich an Bord der Flugzeuge befunden haben, geblieben sind. (S.199)
  • Medienberichte erwecken den Eindruck, als seien Hijacker am World Trade Center identifiziert worden. Sie berufen sich dabei auf die Pressesprecherin des Chief Medical Examiner in New York, Ellen Borakove. Sie antwortet auf die Frage von Gerhard Wisnewski, ob Hijacker am World Trade Center namentlich identifiziert worden seien, mit einem klaren Nein. (S.119)
Das ist eine deutliche Aussage. Dieses 'No' aus 'offizieller' Quelle ist äußerst bemerkenswert. An diesem Beispiel zeigt sich die investigative Qualität der Arbeit von Gerhard Wisnewski. Er beschränkt sich nicht auf die Analyse vorhandenen Materials.

Pentagon (in das Flug AA77 eingeschlagen sein soll)

Am 11.9.2001 um 9.41 Uhr gibt es am Pentagon einen lauten Knall, und Rauchwolken steigen auf. (S.169) Das dürfte als erwiesen gelten, aber viel mehr nicht:

  • Es sind keine identifizierbaren Trümmerteile einer Boeing 757, die angeblich eingeschlagen sein soll, zu finden (S.169).
  • Mark Faram (First Class Navy Fotograf) fotografiert auf dem Rasen vor dem Pentagon ein Trümmerteil ohne Brandspuren, das fotogen auf einer sonst völlig sauberen Wiese liegt, ohne sich in den Rasen gebohrt oder dort zumindest eine Vertiefung verursacht zu haben (S.170/171)
  • Foto von Mark Faram: Trümmerteil auf der Wiese vor dem Pentagon

  • Mark Faram schreibt in einer eMail vom 17.9.2002 an Dick Eastman, es sei das einzige Trümmerteil gewesen, egal welcher Größe, das er dort gesehen habe (S.172)
  • Prof. Mete Sozen erstellt im Auftrag des Pentagon eine Computersimulation vom Einschlag einer Boeing 757 in das Pentagon-Gebäude, um damit in den Medien die offizielle Darstellung des Vorgangs plausibel zu machen zu können - bei näherer Untersuchung ist festzustellen, daß die Computersimulation von falschen Voraussetzungen ausgeht (S.172/173)
  • Bilder einer Überwachungskamera zeigen die Explosion am Pentagon. Eine Boeing 757 ist darauf nicht zu erkennen, obwohl die Maschine aufgrund ihrer Größe unbedingt zu sehen sein müßte. Stattdessen sieht man einen weißen Schweif wie von einer Rakete. (S.177/178)
  • Eher könnten die Bilder ein ferngesteuertes Flugzeug vom Typ Global Hawk zeigen, das beim Anflug Raketen abschießt (S.178/179)
  • Fotos von Trümmerteilen im getroffenen Pentagon-Gebäude-Komplex legen die Annahme nahe, daß darauf Teile einer Global-Hawk-Drohne zu sehen sind (S.182/183)
  • Es existiert ein Foto von Personen, die einen unter einer Plane verborgenen Gegenstand wegtransportieren, der von der Größe her dem Rumpf einer Global Hawk entspricht (S.186/187)
  • Eine Autofahrerin, die während der Explosion am Pentagon vorbeigefahren ist, sagt, sie habe auf dem Rücksitz ihres Autos ein Trümmerteil gefunden. Es besteht aus Glasfaserverbundstoff, wie er bei superleichten Flugzeugkonstruktionen verwendet wird (S.188)
  • Flug AA77 war vollbesetzt mit Navy-Personal (S.189)
  • Eine Reihe von Zeugen der offiziellen Version waren Angehörige der Navy, darunter Navy-Pilot Donald (Tim) Timmerman, der sich in einem Interview mit CNN in Widersprüche verwickelt: erst behauptet, die Maschine habe sich direkt vor ihm befunden, und dann zugibt, daß er so weit entfernt war, daß er Details doch nicht hat erkennen können (S.190/191)
Shanksville (wo Flug UA93 abgestürzt sein soll)

Die Beweislast ist erdrückend. Was Gerhard Wisnewski an Zeugenaussagen und Indizien zu den Ereignissen bei Shanksville zusammenträgt, wiederlegt die offziellen Behauptungen von US-Regierungsseite, wie es überzeugender kaum möglich ist. Hier ein kleiner Auszug:
  • Susan McElwain (gemäß Daily Mirror vom 13.9.2002): sieht ein Flugzeug mit zwei rückwärtigen Triebwerken, einer großen, hinteren Flosse wie der Spoiler am Heck eines Autos und zwei senkrechte Flossen an den Seiten, das sehr schnell, ca. 15 Meter über ihr gefolgen sei, kaum Geräusche machte -- die Form entspricht einem Erdkampfflugzeug vom Typ A-10 Thunderbolt (S.128/129)
  • Mark Stahl (Fotograf eines Bildes vom Krater - gemäß 'The Morning News' vom 12.9.2001): sah einen ausgehöhlten Krater im Boden - außer verbrannten Bäumen sei nichts übrig geblieben (S.142)
  • Foto von Mark Stahl: Der Krater von Shanksville - ohne Flugzeugtrümmer

  • Rick King (Feuerwehrchef von Shanksville gemäß 'Todesflug UA93' von Jere Longman, S.274): sah keinen Menschen, weder tot noch lebendig - niemanden, der im Rumpf eingekeilt gewesen wäre (S.143)
  • Wallace Miller (Leichenbeschauer des Bezirks Somerset gemäß 'Bible Network News' vom 26.6.2002): war fassungslos, wie klein der Krater war, als habe jemand einen Müllwagen genommen, ein drei Meter tiefes Loch gegraben und Schrott hineingekippt, Leichen seien dort keine zu finden gewesen (S.143)
Es sind viele weitere Zeugenaussagen, die Gerhard Wisnewski zusammenträgt. Dabei geht es um:
  • die Beschaffenheit des Flugzeugs
  • die Art, wie das Flugzeug geflogen ist
  • die Beschaffenheit des Kraters, der eine Absturzstelle sein soll
  • die gefundenen bzw. nicht gefundenen Überreste der angeblich hier abgestürzten Maschine
  • die gefundenen bzw. nicht gefundenen Leichenteile hinsichtlich Menge, Beschaffenheit und Alter
Es sind ganz unterschiedliche Personen, die sich zu den verschiedenen Aspekten des Geschehens äußern, darunter der Feuerwehrchef von Shanksville und der zuständige Leichenbeschauer des Bezirks Somerset. Ihre Aussagen zu studieren, kann spannender und aufschlußreicher kaum sein. Darüberhinaus analysiert Gerhard Wisnewski die Glaubwürdigkeit bestimmter Aussagen, insbesondere der von Lee Purbaugh, einem ehemaligen Angehörigen der Navy, der einen Tag vor dem 11.9.2001 in der Nähe der 'Absturzstelle' einen Job annimmt und später spurlos verschwindet. Er ist der einzige, der den 'Absturz' unmittelbar beobachtet haben will. Und Gerhard Wisnewski macht deutlich, wie im Rahmen verschiedener Veröffentlichungen beim Zitieren nachgeholfen wurde, um den Eindruck zu erwecken, die offizielle Darstellung der Ereignisse treffe zu.

Gerhard Wisnewski kommt insgesamt zu dem Schluß: "Der Absturz von Shanksville ist ein Hirngespinst." Bei dem Absturz muß es sich um eine Simulation gehandelt haben, etwa wie folgt: Flug UA93 schaltet auf dem Weg von Newark nach San Francisco (in Anlehnung an die Operation Northwoods) seinen Transponder aus, geht in Tiefflug über und verschwindet, stattdessen steigt ein Erdkampfbomber vom Typ A-10 Thunderbolt auf, läßt bei Shanksville zusammen mit Müll und evtl. Leichenteilen eine Bombe fallen und verschwindet ebenfalls. (S.157/159)

Die Hijacker

Gerhard Wisnewski stellt die Frage nach den Hijackern. Es ist unklar, ob sie heute noch leben, ob sie tot sind oder ob es noch etwas dazwischen gibt. (S.113) Durchaus denkbar ist, daß ein Teil von ihnen nur in Form synthetischer Bilder mit erfundenen Namen und Daten existiert hat.

  • Es gibt keinen Beweis, daß Hijacker an Bord der Maschinen waren. (S.114)
  • Um Glauben zu machen, daß Hijacker an Bord der Maschinen gewesen seien, reicht es aus zu erzählen, daß ein paar islamistische Fanatiker Flugunterricht genommen haben. (S.205)
  • Die Gerichtsverfahren um angebliche Unterstützer der Hijacker - Zacarias Moussaoui in den USA, Mounir Al-Motassadeq und Abdelghani Mzoudi in Deutschland - bringen Beweise weder für die 'Beihilfe zum Mord in über 3000 Fällen' noch für die 'Haupttat' selbst. Die Verfahren scheitern. (S.66)
Gerhard Wisnewski sieht also keine Beweise dafür, daß Hijacker an Bord der Maschinen waren. Nun ließe sich einwenden, begleitend zur Präsentation des Abschlußberichts der 9/11-Kommission am 22.7.2004 sei (nach Fertigstellung des Buches) das Video einer Sicherheitskamera vom Check-In der Hijacker auf dem Flughafen Washington-Dulles aufgetaucht. Doch bei genauerer Analyse des Bildmaterials zeigt sich, daß auch dieses keine Beweiskraft hat. Wer auf den Bildern zu sehen ist, ist nicht seriös zu beurteilen. Und auch eingeblendete Zeiten - wie bei solchen Aufnahmen üblich - gibt es nicht.

Die Maschinen

Hinsichtlich der Maschinen faßt Gerhard Wisnewski zusammen, was er teils bereits in seinem ersten Buch 'Operation 9/11' umfangreich ausgeführt hat:

  • Drei der vier Maschinen sendeten andere Transpondercodes als die mit Passagieren besetzten Originale. (S.205)
  • Mehrere Maschinen zeigten ein ungewöhnliches Flugverhalten, das kaum zu einem Passagierjet paßt. (S.206)
  • Mehrere Maschinen flogen auffällige Kursschlenker, die sie zunächst von den Zielen wegführten. (S.206)
  • Zwei Maschinen (Pentagon, Shanksville) wurden am Ort des angeblichen Absturzes nicht gefunden. (S.206)
  • An einer Maschine (World Trade Center Südturm) ist eine auffällige Ausbuchtung festzustellen, die nicht zur gestarteten Maschine von Flug UA175 paßt. (S.206)
  • Es liegt sehr nahe anzunehmen, daß die Passagierflugzeuge gegen unbemannte, ferngesteuerte Flugzeuge ausgetauscht wurden. (S.207)
Daraus abgeleitet stellt sich die Frage, wo die vier Maschinen mit ihren Passagieren, die am 11.9.2001 planmäßig in Boston und Washington gestartet sind, geblieben sind, und was mit ihnen passiert ist. (S.209)

Mechanismen des Schweigens

  • Es stellt sich die Frage, warum kein Mitwisser der Inszenierung davon etwas an die Öffentlichkeit gelangen läßt (S.212)
  • Verantwortlich dafür sind implizite und explizite Mechanismen (S.212)
  • Implizit, sozusagen auf freiwilliger Basis, wirkt die Schweigespirale: je mehr Menschen schweigen, desto stärker wird der Druck, ebenfalls zu schweigen (S.213)
  • Explizit wirkt die Androhung von Sanktionen, wie Verlust von Karriere und Lebensperspektive, Entlassung, Haftstrafen bis hin zum Tod (S.213)
  • Extremere Sanktionsmechanismen als z.B. im Militärapparat als Ganzem wirken in einer Struktur in der Struktur, die für den 11.9.2001 verantwortlich sein dürfte (S.213/214)
Zwiedenken und Doppelsprech

  • George Orwell hat in '1984' das Zwiedenken beschrieben: Menschen praktizieren z.B. in ihrem Beruf logisches Denken und sind gleichzeitig dazu befähigt, ihren Denkapparat auszuschalten und z.B. der von den Medien verbreiteten Propaganda Glauben zu schenken (S.214)
  • Jere Longman schafft es, im Buch 'Todes-Flug UA93' seitenweise Belege gegen die offizielle Version zu sammeln, ohne die offizielle Version auch nur einmal explizit in Frage zu stellen (S.214/215)
  • Auch der Bürgermeister von Shanksville, Ernie Stull, ist ein Beispiel für jemandem, der Erkenntnisse hat, daraus aber nicht die entsprechenden logischen Schlüsse zieht (S.215)
  • Der hohe Meinungsdruck ist in der Lage, das menschliche Denken zu verformen (S.215)
  • George Soros (internationaler Finanztycoon): Worten wie Demokratie und Freiheit werde ein dem Orwell'schen Doppelsprech gemäßer entgegengesetzter Sinn gegeben. In den Worten Bushs wie 'wer nicht für uns ist, der ist für die Terroristen' zeige sich die Sprache von Machthabern totalitärer Systeme (S.249)
Psychologische Wirkung und Wirkungsweise der Anschläge

  • Das Ziel war eine universelle Traumatisierung und seelische Entwaffnung (S.222)
  • Kranke Hirne haben sich mit dem, was sie am 11. September 2001 inszeniert haben, der Köpfe der Menschen bemächtigt (S.222)
  • Die Geschichte von Osama und seinen 19 Räubern, die auszogen, das Imperium zu überfallen, klebt in unseren Gehirnwindungen (S.225)
  • Unsere Hirne sind in der Lage, die mit dem 11. September verbundene Propaganda zu schlucken, weil sie dem bereits im Vorfeld verinnerlichten Bilderalphabet Hollywoods entspricht (S.227)
  • Im Zentrum moderner, von Hollywood und Pentagon gemeinsam konzipierter Propagandafilme steht der globale Notstand, aus dem uns nur durch einen starken Präsidenten oder das Militär herausgeholfen werden kann (S.230/231)
  • Es wird ein neues wirtschaftliches, militärisches und imperiales Zeitalter eingeläutet, ein Zeitalter der Antiaufklärung, in dem Vernunft nichts gilt (S.225)
  • Es geht um die Umwertung aller Werte (S.236)
  • Der 11. September ist angelegt als ein multimediales Lernprogramm, eine umfassende Tiefengehirnwäsche, die den Weg zurück ins Mittelalter ebnen soll: globaler Sozialabbau, Verschlechterung der medizinischen Versorgung, Herabsetzung der Löhne, Mißachtung der Menschenrechte, Rechtfertigung von Folter, Denunziation der Aufklärung, inquisitorische Verfolgung von Ketzern... (S.236)
  • Ein republikanischer Abgeordneter aus Texas stellt die Frage, wo eigentlich die Idee herkomme, daß jeder ein Recht auf freie Ausbildung, freie Krankenversorgung usw. habe. Seine Antwort: sie werde als Barmherzigkeit verkleidet, komme aber tatsächlich direkt aus dem Höllenpfuhl, aus Moskau (S.247)
Funktionale und dysfunktionale Enthüllungen

  • Es ist die Aufgabe von Yosri Fouda, Reporter bei Al-Dschasira, mit Hilfe eines Interviews, das er 2002 in Karatschi geführt haben will, zu enthüllen, daß Ramzi Binalshibh (angeblich festgenommen am 11.9.2002) und Khalid Sheikh Mohammed (angeblich festgenommen am 1.3.2003) Masterminds des 11. September gewesen seien. Die beiden Phantome, die niemand zu Gesicht bekommt und von denen nicht bekannt ist, ob sie überhaupt leben bzw. wo sie sich befinden, wurden gebraucht, um die Aufmerksamtkeit von Bin Laden wegzuführen. (S.31ff)
  • Richard A. Clarke, ehem. Antiterrorberater der Bush-Administration, Autor des Buches 'Against all Enemies', macht sich vor der 9/11-Untersuchungskommission zum Anwalt der Angehörigen der am 11.9.2001 ums Leben gekommenen Opfer und begegnet damit den immer stärker werdenden Forderungen nach tatsächlicher Aufklärung. Und indem er den Vorwurf erhebt, der Präsident habe so gut wie nichts gegen Al-Qaida unternommen, erweckt er den Eindruck, als sei das Phantom Al-Qaida Wirklichkeit, das es wirksamer zu bekämpfen gelte. (S.95/96)
  • Auch Präsidentschaftskandidat John Kerry und seine Demokraten dürften an einer echten Aufklärung kein Interesse haben. 'Progressive Policy Institute', Think Tank der Demokraten: wie der Kalte Krieg werde auch der Kampf gegen den Terrorismus nicht Jahre, sondern Jahrzehnte dauern. "Die Demokraten sind der Überzeugung, daß eine energische US-Führungsrolle unverzichtbar ist, um die Welt entsprechend unseren Interessen zu formen... Die Hauptverantwortung in der globalen Führung fällt Amerika zu als erste unter gleichen." (S.100)
  • Die Untersuchungskommissionen dienen der Vertuschung des großen Skandals durch Aufdeckung eines kleinen (Versagen der Geheimdienste) (S.67-69)
  • Die Untersuchungskommissionen zum 11.9.2001 (--> siehe auch Abschlußbericht vom 22.7.2004) werden zu einer Werbeveranstaltung für den 'Krieg gegen den Terror' (S.110)
  • Paul O'Neill, ehemaliger US-Finanzminister, Anfang 2004 in einer CBS-Talkshow über die erste Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats mit George W. Bush am 30.1.2001: "Vom ersten Moment an ging's um den Irak. Diese Dinge wurden am ersten Tag besiegelt. Alles drehte sich darum, wie man's machen könnte... Der Präsident sagte: 'Findet mir einen Weg, es zu tun.'" (S.239)
  • Den dysfunktionalen Enthüllungen O'Neills wird im April 2004 die funktionale Enthüllung von Washington-Post-Reporter Bob Woodward, berühmt für seine Watergate-Enthüllungen, entgegengesetzt: der Irak-Krieg sei von der Bush-Administration bereits kurz nach dem 11.9.2001 geplant worden. (S.239)
  • Dysfunktionale Enthüller wie Gerhard Wisnewski und Willy Brunner werden verleumdet, in die rechtsextreme Ecke gestellt und mit Auschwitz-Leugern auf eine Stufe gestellt (S.216)
Anschlag mit Massenvernichtungswaffen und das Ende des Experiments, das wir Demokratie nennen

  • George Soros (internationaler Finanztycoon): Die Wahlen in den USA im Herbst 2004 seien einzigartig, es gehe nicht nur um die USA, sondern auch um den Rest der Welt. Die Wahlen seien eine Frage von Leben und Tod. (S.270)
  • Tommy Franks (leitender US-General für die Invasion in Afghanistan und im Irak) sieht für das Wahljahr 2004 die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags mit Massenvernichtungwaffen, wodurch die US-Verfassung durch eine Militäregierung außer Kraft gesetzt werden könnte. Damit ende dann jenes großartige Experiment, das wir Demokratie nennen (S.249/250)
  • David J. Rothkopf (Professor für internationale Beziehungen und Managing Director der geoökonomischen Beratungsfirma Kissinger Associates am 23.11.2003 in der Washington Post): Maßgebliche Vertreter aus dem Bereich von Wirtschaft und Regierung prophezeihen einen terroristischen Anschlag, größer als der vom 11.9.2001, wahrscheinlich mit Massenvernichtungswaffen. Es herrsche Konsens, daß ein solcher Anschlag zusätzliche Unterstützung für Präsident Bush mobilisieren würde (S.252)
  • Richard Perle (PNAC-Stratege in seinem Buch 'An End to Evil. How to Win the War on Terror'): schon morgen könne es passieren, daß eine Sprengladung mit radioaktivem Material in Los Angeles hochgehe, Nervengas in einem Tunnel unter dem Hudson freigesetzt werde oder eine furchtbare unbekannte Krankheit in Großbritannien ausbreche (S.259)
Was Gerhard Wisnewski in diesem Teil des Buches zusammenträgt, ist erschreckend und muß uns aufrütteln. Wenn in führenden Kreisen vom Ende des Experiments, das wir Demokratie nennen, die Rede ist, müssen bei uns die Alarmsirenen aufheulen. Was immer wir von den realen Demokratien halten mögen: einen Rückfall ins Mittelalter darf es nicht geben. In diesem Sinne ist das Buch ein Aufschrei, den wir nicht überhören dürfen.


Monitor im Fahrwasser von SpiegelTV

Über den Beitrag 'Mit Computer und Kalaschnikov - Der heilige Krieg im Internet' von Asiem el Difraoui, Markus Schmidt und Markus Zeidler in der ARD-Sendung 'Monitor' vom 9.9.2004

Ankündigungstext: "Beim Terroranschlag von Madrid starben im März 2004 mehr als hundert Menschen. Ein Anschlag, der bereits im Dezember 2003 im Internet angekündigt worden war. Nach der Zerschlagung von Trainingscamps und der Verhaftung vieler Aktivisten hat sich das weltweite Computernetz zum Rückrat der Terroristen entwickelt. Alles läuft online: Strategie, Ausbildung, Kommunikation. Polizei und Geheimdienste stehen dieser neuen Entwicklung weitgehend machtlos gegenüber."

Und hier ein kommentierter Streifzug durch den Beitrag (Zitate aus dem Beitrag kursiv):

Ohne Distanz und Scheu führt Sonia Mikich das Wort Islamismus ein: "...islamistische Terroristen haben das Internet längst als modernes Kommunikationsmittel entdeckt..." sagt sie.
"Wir werden die heilige Erde von den Ungläubigen befreien!" Hören wir zu der mysteriösen Videoaufnahme. Von wem diese Aussage stammt, erfahren wir nicht. Auch nicht, woher die Video-Aufnahme stammt. 'Monitor' fährt fort: "Längst geht es den Islamisten im Internet um mehr als nur um Hetz-Propaganda gegen den Westen."
Von dem als Islamwissenschaftler bezeichneten Prof. Gilles Kepel erfahren wir: "Für Terroristen ist das Internet die Waffe schlechthin..." Und er behauptet: "...im Internet hinken die Geheimdienste den Islamisten immer hinterher." 2003 ist von ihm ein Buch über die letzte Phase des 'Heiligen Krieges' im 20. Jahrhundert erschienen. So genannte Islam-Wissenschaftler haben heutzutage Konjunktur. Nie war ihre Rolle so wichtig wie heute - zumal wenn sie sich durch die Unterstützung der Ideologie vom 'Kampf der Kulturen' im Sinne der Weltherrschaftsstrategie der USA nutzen lassen.
Monitor läßt den als "selbsternannten Sprecher Bin Ladens in Europa" bezeichneten Scheich Omar Bakri zu Wort kommen: "Die Kommunikation via Internet ist für die weltweit verstreuten Zellen der Mudschahedin ein Kinderspiel. Sie wissen alles, wie man hackt, wie man sich selbst vor Hackern schützt und wie man seine Spuren im Internet verwischt."

Aus welchem Zusammenhang diese Szene stammt, erfahren wir nicht. Auch wo Omar Bakri lebt, wird uns nicht gesagt. Die 'Süddeutsche Zeitung' vom 20.4.2004 hat uns folgende Äußerung des in London lebenden Scheichs überliefert: "Wir machen keine Unterschiede zwischen Zivilisten und Nicht-Zivilisten, zwischen Unschuldigen und Schuldigen - nur zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. Und das Leben eines Ungläubigen ist wertlos." Es wäre wichtig, dem nachzugehen und zu prüfen, ob das tatsächlich eine Äußerung von Omar Bakri ist. Sie paßt fast zu gut in das Feindbild, das seit den Anschlägen vom 11. September 2001 aufgebaut worden ist - Anschläge, die gemäß US-Verlautbarungen angeblich von arabischen Terroristen, von 'Islamisten' begangen worden sein sollen.
Konrad Freiberg von der Gewerkschaft der Polizei gegenüber Monitor: "Wir sind, wenn man so will, blind auf diesem Auge, wir versuchen bruchstückhaft unsere Erkenntnislage zu verbessern, aber alles dieses reicht bei weitem nicht aus."
Monitor: "Geheime Chatrooms, ständig wechselnde Internet-Adressen, vertrauliche Diskussionsforen. In Europa gibt es nur eine Handvoll Experten, die sich in diesem virtuellen Labyrinth auskennen. Die in der Propaganda versteckten Botschaften erkennen und Wichtiges von Unwichtigem trennen können. Der Franzose Dominique ist einer von ihnen. Er ist Arabist, hat fünf Jahre in Palästina gelebt. Bestens vertraut mit der Denkweise und dem kulturellen Hintergrund der Islamisten kann er ganz tief in ihre Cyberwelt eintauchen."
Wer ist 'Dominique'? Es klingt wir ein Deckname. Seit wann ist es üblich, einen Gesprächspartner nur mit dem Vornamen zu bezeichnen? Immerhin erfahren wir in der Einblendung seinen vollen Namen: Dominique Thomas. Warum diese Inkonsequenz? Und uns wird vermittelt, was ihn für seine Einschätzung des 'Islamismus' kompetent macht: Er hat fünf Jahre in Palästina gelebt. Palästina: der Hort der 'Islamisten'? Soll uns so das nächste Feindbild - die Palästinenser - vermittelt werden?
"...im Internet ist auf Bin Laden und die Seinen Verlass. Hier bekennen sie sich zu ihren Gräueltaten. Doch was bislang kaum einer weiß: Sie kündigen ihre Terror-Anschläge sogar an..." hören wir von Monitor.

Das Internet ist ein Kuriosum. Mal wird es wegen seiner Unkontrollierbarkeit verurteilt. Mal liefert es Beweise. Mal werden authentische Texte, wie die großer Medienkonzerne, als Basis kritischer Betrachtungen verurteilt. Mal werden dubiose Informationen, die auch von Geheimdiensten zur Desorientierung ins Netz gestellt sein können, zur Grundlage unseres Denkens gemacht. Gerade so, wie es gebraucht wird.
Gemäß der Aussagen eines 'Forschungsinstituts des norwegischen Verteidigungsministeriums' wird in einem so genannten 'Strategie-Dokument' die 'brisante' Behauptung verbreitet, das Attentat von Madrid am 11.3.2004 sei bereits im Dezember 2003 auf einer website angekündigt worden. Es seien Islamisten gewesen, die eine 'eiskalte Analyse' angestellt hätten. Ihr Ziel sei es gewesen, 'die US-Verbündeten' aus dem Irak zu vertreiben. Am verwundbarsten sei Spanien.
In einem 'Papier' stehe folgendes: "Die spanische Regierung wird nicht mehr als zwei oder drei Schläge aushalten." Vorgeschlagen werde, "…sich die bevorstehenden Parlamentswahlen im März soweit wie nur möglich zu Nutze zu machen." Und 'Monitor' kommentiert dann: "Es reicht ein fürchterlicher Schlag. Am 11. März, drei Tage vor der spanischen Parlamentswahl."

Wir erkennen: die Rechnung der so genannten Islamisten ist aufgegangen. Und wir schließen daraus: es war ein Fehler, daß Spanien auf den Anschlag vom 11. März mit dem Ruckzug aus dem Irak reagiert hat. Und wir stellen fest: es ist den 'islamistischen Terroristen' gelungen, den 'Westen' zu schwächen und ein Land aus dem Bündnis, das einen notwendigen, wichtigen Krieg führt, herauszubrechen. Und es darf nie wieder passieren, daß wir dem Druck 'islamistischer Terroristen' nachgeben. Erkennen wir das tatsächlich?

Nein, wir erkennen, daß wir es hier mit Kriegspropaganda zu tun haben. Es soll uns unterschwellig vermittelt werden, es handele sich tatsächlich entsprechend der US-Propaganda um einen Krieg gegen den Terror, in dem die so genannten Islamisten der Feind sind. Mit keinem Wort wird in dem Monitor-Beitrag der Krieg gegen den Irak als das bezeichnet, was er ist: Terror - Terror, der in einer unvorstellbaren Dimension Leid und Tod hervorruft, die über die Dimension aller bisherigen Terroranschläge weit hinausgeht.

Was sagen die Sätze aus dem 'Papier' im Internet, insbesondere der, man wolle "…sich die bevorstehenden Parlamentswahlen im März soweit wie nur möglich zu Nutze zu machen." Klare Hinweise auf das Attentat von Madrid soll das 'Papier' liefern. Doch Beweiskraft haben solche Sätze nicht. Es ist nicht bekannt, von wem sie tatsächlich stammen. Wenn irgendwo im Internet, in Diskussionsforen oder Chatrooms beispielsweise, Texte platziert werden, bleiben ihre Urheber im Dunkeln. Solche Texte können ohne Probleme von Geheimdiensten stammen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, mit Hilfe des Internets das Feindbild zu schaffen oder zu festigen, das zur Führung von Kriegen gebraucht wird.
Monitor läßt Thomas Hegghammer vom Norwegischen Forschungszentrum für Verteidigung spekulieren: "In dem Papier gibt es eine Textstelle, die sagt: Niemand kann die Kreuzritter und Juden besser aus dem Irak vertreiben als Abu Dujana und seine jugendlichen Anhänger. Abu Dujana war ein Kriegsgefährte des Propheten Mohammeds. Und das Interessante: Auch in dem Bekennervideo der Madrid-Attentäter tritt ein Mann namens Abu Dujana auf. Und woher hat er diesen Kriegsnamen? Möglicherweise aus dem Text." Möglicherweise! Was nicht alles möglich ist!
Dies sind Bilder, wie wir sie schon häufig gesehen haben, z.B. bei SpiegelTV. Und es ist immer wieder dieselbe Musik, mit der diese Bilder hinterlegt sind. Wo sie herstammen, wird uns hier nicht gesagt. SpiegelTV konnten wir seinerzeit entnehmen, daß es sich angeblich um Aufnahmen aus Propaganda-Videos von 'Al Qaida' handelt. Aber Belege dafür liefert uns weder SpiegelTV noch Monitor.

Monitor: "'Sprengt sie in die Luft'... Es klingt siegesgewiss. Trotz der Vertreibung aus Afghanistan. Den Verlust ihrer Ausbildungslager als Operations-Basis hat Al Qaida schnell überwunden. Längst sind solche Bilder Terroristen-Folklore. Heute trainiert Al Qaida seine Nachwuchs-Kämpfer und -Kader im Internet."

Übrigens: es ist interessant, was Monitor behauptet: körperlicher Drill, wie wir ihn hier sehen, findet jetzt im Internet statt. Das ist ein guter Gedanke - sicherlich auch für die Grundausbildung bei der Bundeswehr. Monitor sollte bei Verteidigungsminister Peter Struck vorstellig werden und vorschlagen, die Grundausbildung mit ihrem Drill im Internet praktizieren zu lassen. Dann brauchen wir keine Kasernen und Übungsplätze mehr. So können wir viel Geld sparen.
Hier gelingt den Machern des Beitrags eine besonders wirkungsvolle Aufnahme. Wir bewegen uns dank der gekonnten Lichtführung in einer düsteren, dämonischen Atmosphäre. Aber zum Glück haben wir Experten, die für uns Licht ins Dunkel bringen können...
Wieder kommt 'Dominique' zu Wort: "Erst nachdem diese Militärzeitschrift im Internet über verschiedene Entführungstechniken berichtet hatte, ging das mit den Entführungen von Ausländern in Saudi Arabien und dem Irak richtig los. Ich kann mir gut vorstellen, dass in diesen Artikeln nicht nur das Know-How vermittelt wurde, sondern dass dort auch der konkrete Angriffsbefehl stand, verschlüsselt als geheime Botschaft."

Er kann sich das vorstellen. Vorstellen kann man sich viel. Aber mit gesichertem Wissen hat das nichts zu tun. Daß es sich um von Geheimdiensten lancierte Desinformation zur Ablenkung von den wahren Tätern handeln könnte, übersteigt offenbar die Vorstellungskraft von 'Dominique'. Zumindest tut er so.
Während 'Dominique' noch mutmaßt, ist sich Monitor offenbar hundertprozentig sicher: "Geplant und befohlen im Internet. Erbarmungslos ausgeführt. Danach im Internet als Propaganda ausgeschlachtet. Die Morde im Namen von Al Qaida: Ein Teufelskreis." So einfach werden aus wagen Andeutungen Behauptungen. Was gibt Monitor diese Sicherheit?
"Was sind die nächsten Ziele?" fragt Monitor dann. "Gibt es geheime Anweisungen für weitere Anschläge in Europa?" Und gibt gleich selbst die Antwort, zwar nicht per gesprochenem Text, sondern im Bild. Monitor ist informiert und zeigt verschwommen und verwischt, aber deutlich erkennbar einen ICE. Unverantwortlich!
Monitor: "Inzwischen suchen auch die deutschen Geheimdienste Antworten hierzu im Internet. Nach Monitor-Recherchen durchforsten eine Handvoll Cyber-V-Leute als verdeckte Spitzel das Netz. Erstmals spricht ein Verfassungsschützer öffentlich darüber."

Markus Kaiser vom Verfassungsschutz in Baden-Württemberg sagt in ungelenken Worten: "…ab einer bestimmten Ebene muss man sozusagen in dem soziokulturellen Raum dieser Gruppierung verhaftet sein, das heißt am Beispiel der Hamas, zum Beispiel, muss man wissen, wie der Imam der Moschee im Gazastreifen in meinem Nachbarort sozusagen heißt, um eine bestimmte Vertrauensbasis zu schaffen. Und da weisen sich natürlich Grenzen auf."

Es ist erstaunlich. Erstmals spricht ein Verfassungsschützer darüber - und das gegenüber Monitor. Wie ist das möglich, wo doch sonst staatliche Stellen eher auf Distanz zu Monitor gingen. Was hat sich da verändert?

Und ganz beiläufig wird uns vom Verfassungsschutz noch ein Brocken zum Fraß vorgeworfen, der unser Feindbild vervollständigen soll: Hamas. Es ist erstaunlich, wie die weit verbreiteten Feindbilder, die Monitor früher doch eher in Frage gestellt hat, jetzt plötzlich verfestigt werden.
Monitor: "Von diesem Mann konnten internationale Fahnder viel lernen. Sein Name: Nur Kahn. Der junge Ingenieur gilt als einer der Top-Informatiker der Al Qaida. Vor wenigen Wochen meldeten die Zeitungen seine Festnahme in Pakistan. Über die Analyse seiner Internet-Verbindungen kommen die Ermittler zu der erschreckenden Erkenntnis: Bin Ladens Kommandostruktur ist wieder intakt. Seine Befehle erreichen über das Internet die Terror-Zellen rund um den Globus."

Wer ist 'Nur Kahn'? Was sind 'die Zeitungen', die über seine Festnahme berichtet haben sollen. Stichproben in großen deutschen Zeitungen ergeben, daß das so nicht zutrifft. Weder in der 'Welt', der 'FAZ' oder in der 'Süddeutschen Zeitung' findet sich im Jahr 2004 ein Artikel über eine Person namens 'Nur Kahn', die in Pakistan festgenommen wurde. Das ergeben Recherchen in deren Archiven eindeutig.

Erst wenn man auf die Idee kommt, daß der Name nicht korrekt wiedergegeben sein könnte, stoßen wir auf Meldungen entsprechenden Inhalts. Die Person, um die es geht, heißt z.B. in der 'Welt' vom 7.8.2004 'Mohammed Naeem Noor Khan alias Abu Talha', in der 'Neuen Zürcher Zeitung' vom 4.8.2004 fast identisch 'Mohammad Naeem Noor Khan alias Abu Talha'. Er habe einen Anschlag auf den Londoner Flughafen Heathrow geplant und laut eines pakistanischen 'Sicherheitsbeamten' auf Servern in Nigeria, der Türkei und Pakistan Internetseiten und geheime E-mail-Codes eingerichtet, damit führende al-Kaida-Mitglieder untereinander kommunizieren konnten. Am 12. Juli 2004 sei er in der ostpakistanischen Stadt Lahore festgenommen worden. Doch was besagt die Aussage eines pakistanischen 'Sicherheitsbeamten' in Anbetracht der Verbindungen zwischen pakistanischen und US-amerikanischen Geheimdiensten, wie Michel Chossudovsky sie z.B. in Zusammenhang mit der tschetschenischen Rebellenarmeen beschreibt? Nicht viel!
Und nochmal läßt Monitor 'Dominique' zu Wort kommen: "Die Geheimdienste haben bislang große Probleme, die Kommunikation der Terroristen im Netz zu überwachen und dadurch die Täter zu finden. Sie benutzen geheime Codewörter in den Chat-Rooms. Sie verstecken ihre Identität im Netz hinter Decknamen und Kriegstiteln. Vor allem aber operieren sie nie von zuhause aus. Es gelingt fast nie, ihre Identität aufzudecken."

Die Geheimdienste als Versager. Das Lied kennen wir doch. Das haben wir zuletzt wieder von der US-Kommission gehört, die sich mit den Anschlägen vom 11.9.2001 beschäftigt hat. Die Geheimdienste sind bei all dem Bösen in der Welt hoffnungslos überfordert. Akteure, die sich krimineller Methoden bedienen - das sind die Geheimdienste nie. Ist das die neue Denkweise bei Monitor?
Monitor: "Vor der australischen Botschaft in Jakarta explodiert eine Bombe... Im Internet beglückwünschen sich Terroristen und Sympathisanten zum gelungenen Anschlag." So leicht lassen sich im Zeitalter des Internet 'Beweise' herbeischaffen.
Sonia Mikich: "Das Internet, so erfuhr MONITOR aus zuverlässigen Quellen, wird demnächst deutsche Rechtsgeschichte schreiben. Erstmals werden Erkenntnisse, die durch das Überwachen des Internets gewonnen wurden, als Beweismittel in einem deutschen Strafprozess gegen Islamisten eingeführt." So wie Sonia Mikich begonnen hat, so endet sie auch: mit der unreflektierten Verwendung des Begriffs 'Islamisten'.

Etwa eine Woche später wird gemeldet: "Das US-Militär hat nach eigenen Angaben ... 60 radikale Islamisten getötet. Mit einem 'Präzisionsschlag' aus der Luft..." (tagesschau.de vom 17.9.2004) Als Terroranschlag wird das nicht bezeichnet. Keinerlei Verurteilung. Das Feindbild hat sich in den Köpfen verankert - dank der Mainstream-Medien wie Spiegel, SpiegelTV - und jetzt Monitor. Es sei die Frage gestattet: Ist der Mord an einem Menschen straffrei, wenn der Mörder behauptet, es habe sich bei dem Ermordeten um einen 'Islamisten' gehandelt?

Einer der Autoren dieses Beitrags ist Asiem el Difraoui. Ihn finden wir auch als Autor bei SpiegelTV und eines von Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust mit herausgegebenen Buches mit dem Titel 'Irak - die Geschichte eines modernen Krieges'. 'Spiegel' bzw. 'SpiegelTV' und 'Monitor': das waren bisher zwei Pole in der Medienlandschaft: Propaganda und Aufklärung. Sollte sich hier eine Angleichung vollzogen haben? Was sind das für Mechanismen, die zu dieser Entwicklung bei Monitor geführt haben?

Dieser Beitrag kann und darf nicht die neue Linie von Monitor sein. Aufgabe von Monitor - nach bisherigem Verständnis - wäre, Begriffsbildungen wie das Wort 'Islamismus' als das zu entlarven, was sie sind, nämlich Propaganda, um ein Feindbild zur Führung weltweiter Kriege aufzubauen. Aufgabe von Monitor wäre, Terror als das darzustellen, was es in hohem Maße ist, nämlich ein Instrument imperialistischer Staaten, vor den Augen der Öffentlichkeit ihre Kriege zu rechtfertigen. Aufgabe von Monitor wäre, aufzuzeigen, wie mit verdeckten Operationen unter Einbeziehung von instrumentalisierten, inszenierten oder fingierten Terroranschlägen Weltpolitik gestaltet wird.

Das vollständige Manuskript ist abrufbar unter: www.wdr.de/tv/monitor/beitragsuebersicht.phtml?sid=118


Einblicke in die Funktionsweise der Machtapparate

Eine Betrachtung zur Ausstellung über die Kriegsberichterstattung der Agentur VII im Rahmen der 'Visual Gallery', Photokina, Köln 2004

In verwinkelten Gängen tauchen wir ein in fast vollkommene Dunkelheit. Alles ist schwarz verkleidet. Eine Chance zur Orientierung geben uns nur die hell leuchtenden Bilder, die eine Art Fenster zur Welt bilden. So sieht offenbar das Konzept der Ausstellungsmacher aus.

Zwei Fotografen und Kriege in drei Ländern seien hier herausgegriffen und stellvertretend betrachtet. Um die Aussage der Ausstellung nicht zu verfälschen, werden hier alle von dem jeweiligen Fotografen mit einem bestimmten Krieg in Zusammenhang stehenden Bilder mit den Original-Bildlegenden in die Rezension einbezogen. (Original-Bildlegenden: kursiv, rechts neben den Bildern)

Irak

Mit fünf Bildern von James Nachtwey befaßt sich die Ausstellung der Agentur VII mit dem Irak im Jahr 2003, dem Jahr als die USA mit ihrer 'Koalition der Willigen' in dieses Land mit militärischer Gewalt eingefallen sind - mit dem Ergebnis von bislang 100.000 Toten auf Seiten der irakischen Bevölkerung (gemäß einer Studie, die am 29.10.2004 von der britischen Medizinzeitschrift 'The Lancet' veröffentlicht wurde: www.thelancet.com).

Von immerhin einem getöteten irakischen Soldaten erfahren wir in der Ausstellung (Bild 1). Dabei wird dieser eine Tote nicht gezeigt. Und es bleibt verschwommen, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Von Toten in der irakischen Zivilbevölkerung erfahren wir nichts.

Bild 1

"Die Familienmitglieder eines Soldaten, der getötet wurde, als er während eines amerikanischen Missile-Angriffs ein Gebäude in Bagdad bewachte, trauern vor seiner Beerdigung an seinem Sarg. 28. März 2003"
Bild 2

"Irakische Soldaten suchen nach einem vermeintlichen amerikanischen Piloten, der während des zweiten Golfkriegs gegen die Herrschaft Saddam Husseins im Zentrum Bagdads über dem Flussufer des Tigris abgeschossen wurde. 23. März 2003."
Bild 3

"Ein Mann hat den Kopf einer Statue Saddam Husseins vom Pelestine Square in Bagdad gerettet und transportiert ihn auf einem Handkarren weg. 10. April 2003."
Bild 4

"Am 22. und 23. April fand eine Pilgerfahrt zur schiitischen Grabmoschee des Al Hussein in Kerbela statt. Schiiten aus dem ganzen Irak und auch aus dem Iran beteiligen sich an der Pilgerfahrt. Frauen beten vor dem Schrein, der an der Stelle errichtet wurde, an der Imam Hussein ermordet worden war. 23. April 2003."
Bild 5

"Ein US Marine von der 3/4-Marine-Einheit bezwingt einen Plünderer während einer Patrouille zum Schutz vor Plünderei, Angriffen auf irakische Bürger und feindliche Angriffe auf die Marines in Bagdad. Eine Menschenmenge hat sich versammelt, um zuzusehen. Sie jubelt den Marines zu. 14. April 2003."

Eins weiteres Bild aus dem Irak (Bild 5) zeigt folgende Szene: Ein US-Elite-Soldat hat einen Mann an Armen und Kopf gefaßt, hält ihm dabei die Augen zu und lacht dabei. Der Fotograf steht unmittelbar davor. Aber es ist etwas anderes, was sich neben dem Fotografen befinden muß, auf den der Blick des Soldaten gerichtet ist. Es bleibt also im Unklaren, wem er mit seinem Lachen seinen Gemütszustand vermitteln will. Auch warum er in dem Moment lacht, als er den Mann gefaßt hält, ist dem Foto nicht zu entnehmen. Weit weg im Hintergrund ist eine Menschenmenge zu erkennen, deren Verhalten aber auf dem Foto nicht zu beurteilen ist. Was in der Folge mit dem Gefaßten geschehen wird, ist nicht zu erschließen. Es sind weder weitere Soldaten zu sehen, auch kein Fahrzeug, in daß der Gefaßte abgeführt werden könnte. Es ist nicht auszuschließen, daß der Gefaßte im nächsten Moment sich wieder frei bewegen wird. Das Bild wirkt inszeniert.

In der Ausstellung lesen wir dazu: "Ein US Marine von der 3/4-Marine-Einheit bezwingt einen Plünderer während einer Patrouille zum Schutz vor Plünderei, Angriffen auf irakische Bürger und feindliche Angriffe auf die Marines in Bagdad. Eine Menschenmenge hat sich versammelt, um zuzusehen. Sie jubelt den Marines zu. 14. April 2003."

Was ist daraus zu entnehmen? Was ist das für eine Patrouille? Sie wird durchgeführt erstens zum Schutz vor Plünderei. Dann dient die Patrouille dem Schutz vor Angriffen auf irakische Bürger. Hier stellt sich die Frage, wer irakische Bürger angreift. Angegriffen ist der Irak durch die USA und ihre Koalition der Willigen. Der Soldat, dem wir gegenüber stehen, ist also Teil der Angreifenden. Und dieser Soldat soll nun die irakischen Bürger vor dem Angriff schützen, an dem er selbst beteiligt ist. Folgen wir dieser Logik, dann heißt das: er wird im nächsten Moment auf seine Kameraden losgehen und sie aus dem Land werfen. Und dann dient die Patrouille dem Schutz vor Angriffen auf feindliche Angriffe auf die US-Marines. Hier geraten wir ins Stocken. Was soll mit dieser komplizierten Formulierung zum Ausdruck gebracht werden? Also: es gibt offensichtlich Angriffe auf die US-Soldaten. Auf diese Angriffe wird mit Angriffen reagiert. Das wäre aus Sicht des US-Militärs nachvollziehbar. Nun soll aber die US-Patrouille vor diesen Angriffen des US-Militärs schützen. Wir sind verwirrt. Doch dann löst sich die Verwirrtheit zugunsten einer klaren Erkenntnis: das Vorgehen des US-Soldaten findet die Zustimmung der irakischen Bevölkerung. Sie jubelt den US-Elite-Soldaten zu. Wir sind erlöst. Unser Weltbild stimmt wieder. Wir werden bestätigt in unserer Auffassung, wer die Guten und wer die Bösen sind. Und James Nachtwey stellt sich auf die Seite der 'Guten'. Die Propagandisten des völkerrechtswidrigen Raubüberfalls der USA auf den Irak können zufrieden sein.

Afghanistan

James Nachtwey ist auch dazu bestimmt, uns mittels zweier Bilder den Krieg zu vermitteln, den die USA und ihre Verbündeten - u.a. mit Unterstützung Deutschlands - gegen Afghanistan geführt haben, basierend auf der in den Raum gestellten, unbewiesenen Behauptung, von hier aus seien die Anschläge vom 11. September 2001 geplant worden.

Bild 6

"Ein Mitglied einer anti-talibanischen Panzer-Crew zeigt seinen Kameraden einen amerikanischen Jet, der Al-Kaida-Stützpunkte in den Bergen in der Nähe von Tora Bora angreift. Der Angriff ist im Hintergrund zu sehen. Dezember 2001."

Auf dem einen Bild (Bild 6) sehen wir einen mit seinem Oberkörper aus einem Panzer ragenden Soldaten, der in einer Art, die einer Verrenkung nahekommt, nach oben blickend einen Arm in etwa senkrecht gen Himmel ausgestreckt hält. Im Hintergrund der weiten Landschaft sehen wir Rauchschwaden. Zu diesem Bild lesen wir in der Ausstellung: "Ein Mitglied einer anti-talibanischen Panzer-Crew zeigt seinen Kameraden einen amerikanischen Jet, der Al-Kaida-Stützpunkte in den Bergen in der Nähe von Tora Bora angreift. Der Angriff ist im Hintergrund zu sehen. Dezember 2001." Warum jemand mit derartigen Verrenkungen auf etwas aufmerksam machen will, was die anderen, die wir nicht sehen, wahrscheinlich ohnehin mitbekommen, bleibt unklar. Auch dieses Bild wirkt inszeniert: eine spektakuäre Pose für den berühmten Fotografen.

Bild 7

"Ein tödlich verwundeter Taliban Kämpfer, der am Kriegsschauplatz liegen gelassen wurde. Vorbeiziehende Menschen sehen zu, wie der Mann stirbt. 26. November 2001."

Das zweite Bild (Bild 7) zeigt einen am Boden liegenden, wahrscheinlich toten oder fast toten Menschen, auf den ein Gewehrlauf gerichtet ist. Dazu lesen wir: "Ein tödlich verwundeter Taliban Kämpfer, der am Kriegsschauplatz liegen gelassen wurde. Vorbeiziehende Menschen sehen zu, wie der Mann stirbt. 26. November 2001." Vorbeiziehende und dabei zusehende Menschen sehen wir nicht. Von wem der Mensch am Boden umgebracht wurde, erfahren wir nicht. Und wer das Gewehr auf den am Boden Liegenden gerichtet hält, bleibt uns ebenso verborgen. Es sieht fast so aus, als könnte der am Boden Liegende gerade mit Kugeln aus dem Gewehrlauf liquidiert worden sein.

Insgesamt erfahren wir über den Krieg, den die USA und ihre Verbündeten gegen ein Land führen, das die USA nicht angegriffen hat, fast nichts - nichts über die Brutalität der Bombenangriffe mit ihren Opfern und nichts über die Hintergründe. Wiederholt wird die gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung, es gäbe hier Stützpunkte einer Al-Kaida genannten Organisation mit Verbindungen zu den Taliban. Ob davon irgendetwas zutrifft, wird nicht hinterfragt. Indem das nicht geschieht, werden die vorgeschobenen Kriegsgründe als Tatsache dargestellt und damit der Angriffskrieg gegen Afghanistan legitimiert. James Nachtwey wird damit wiederholt zum Propagandisten für einen Krieg, den 'sein' Land führt und zu verantworten hat.

Jugoslawien

Für die Vermittlung der Kriege in Jugoslawien, insbesondere des Krieges, den die NATO 1999 unter Mißachtung der Vereinten Nationen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien geführt hat, ist der für 'Newsweek' arbeitende Ron Haviv auserkoren.

Seine Sicht ist eindeutig: die Brutalität geht von den Serben aus. Opfer gibt es ausschließlich auf der anderen Seite, bei den Kroaten, Bosniern und Kosovo-Albanern. Gezeigt wird (Bild 10) u.a. ein Lager, das in den Medien eine überdurchschnittliche Aufmerksamkeit erfahren hat und das uns noch als ein von den Serben betriebenes Konzentrationslager in Erinnerung ist - eine Behauptung, die sich im nachhinein als Fälschung herausgestellt hat. Fliehen müssen (Bild 11) die Kosovo-Albaner - vor den Serben. Daß die Ursachen für die Flucht keineswegs eindeutig nur auf der serbischen Seite zu suchen sind, wird uns verschwiegen. Es gibt ethnische Säuberungen. Opfer sind die Kroaten. Verantwortlich sind - die Serben (Bild 13). Ein Moslem wird bedroht - von Serben (Bild 14). Es sind Kosovo-Albaner, die verbrannt werden - von Serben (Bild 9).

Und wir sehen (Bild 12) eine Menschenmenge, die dem Fotografen - teils weinend - gegenübersteht. Dieses Bild steht gemäß Bildlegende in Zusammenhang mit den Ereignissen von Srebrenica, die als eins der schlimmsten, von Serben begangenes Massaker in unseren Köpfen verankert sind, über die bis heute keine Klarheit besteht, die aber der NATO die Legitimation verschafft haben, auf der Seite der bosnischen Muslime militärisch einzugreifen. Im August 1995 bombardierten US-Kampfflugzeuge zwei Wochen lang serbische Stellungen. Mit ihrer Unterstützung konnten muslimisch-kroatische Bodentruppen fast ein Fünftel des Landes erobern. Und Ex-Präsident Milosevic, der entgegen der jugoslawischen Verfassung außer Landes gebracht wurde und der bis heute nicht beweiskräftig verurteilt ist, blickt gewissermaßen aus der Wand als derjenige, der als der 'Schlächter' für all das Leid verantwortlich ist (Bild 8). So einfach ist das.

Bild 8

"Belgrad: Ein zerrissenes Poster des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic an einer Mauer in Belgrad am Tag seiner Verhaftung. 2001"
Bild 9

"Die sterblichen Überreste eines Kosovo-Albaner, der von serbischen Truppen verbrannt wurde. Sommer 1999"
Bild 10

"Bosnier und kroatische Kriegsgefangene im Lager Trnopolje. Sommer 1992"
Bild 11

"Kosovo-Albaner, die im Schnee eine Schubkarre mit einer alten Dame schieben, auf der Flucht vor serbischen Truppen bei ihrer Ankunft in Montenegro. Winter 1999."
Bild 12

"Überlebende des serbischen Angriffs auf Srebrenica weinen nach dem Fall des sicheren Hafens der Vereinten Nationen. Sommer 1995."
Bild 13

"Kroaten, die während der ethnischen Säuberung durch serbische Truppen durch die zerstörten Straßen der Stadt Vukovar laufen. Vukovar wurde drei Monate lang von serbischen Truppen belagert und vollkommen zerstört. November 1991."
Bild 14

"Ein Moslem in Bijeljina fleht um sein Leben, nachdem er von Arkan-Tigern gefangen genommen wurde. Frühjahr 1992."
Bild 15

"Ein serbischer paramilitärischer Soldat der Arkan-Tiger geht vorbei an sterbenden muslimischen Zivilisten, die kurz zuvor in Bijeljina auf der Straße erschossen wurden. Frühjahr 1992."

Auf der Eingangstafel zur Ausstellung insgesamt lesen wir: "VII setzt sich aus einer Gruppe von etablierten Fotografen zusammen, von denen die meisten eng mit bekannten Nachrichtenmagazinen zusammenarbeiten, sowohl in den USA als auch in Europa. Diese Fotografen werden in die Welt hinausgeschickt, um über die akutellen Themen zu berichten - sei es über Jugoslawien, Albanien, Afghanistan, Tschetschenien und zuletzt auch den Irak - und prägen so die Bilder der Gegenwart." Besonders eine Formulierung darin ist interessant und aufschlußreich: die Fotografen werden geschickt. Es sind also andere, die bestimmen, wer wohin geschickt wird und wo die Fotografen fotografieren und wo nicht. Und diese gesteuerten Fotografen prägen dann unser Bild von der Gegenwart. James Nachtwey und Ron Haviv sind zwei davon. Ungewollt gibt der Text zur Ausstellung uns so einen tiefen Einblick in die in den kapitalistischen Medien herrschenden Mechanismen.

"Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit den Kriegsberichterstattern selbst... Wir können uns ein Bild von ihrer Arbeit machen, von ihren Methoden und ihren Freiheiten sowie ihrer Rolle als Bindeglied zwischen Medien und Politik." So heißt es dann. Obwohl wir eben gelernt haben, wie die Fotografen gesteuert werden, ist hier die Rede von ihren Freiheiten. Das irritiert. Die Fotografen seien ein Bindglied zwischen Medien und Politik. Was kann das heißen? Fotografen sind unzweifelhaft Bestandteil der Medien. Und trotzdem sollen sie ein Bindeglied zwischen sich selbst und der Politik darstellen. Vielleicht ist gemeint, sie seien ein Bindeglied zwischen den Führungsetagen der Medienkonzerne, die sie schicken, und der Politik. Das hieße dann: sie funktionieren als Elemente im Wechselspiel zwischen den verschiedenen Teilen des Machtapparats, den Medien, die uns die Sicht der Mächtigen als die unsere verkaufen soll, und den Politikern, die im Auftrag der Mächtigen die Politik umsetzen. Wir können Gabriel Bauret, dem Autor der Eingangstafel, dankbar sein für die Darstellung von Zusammenhängen, die uns sonst eher verborgen bleiben.

Bilder der Agentur VII bringen Licht ins Dunkel, Ausstellungskonstruktion

Alles in allem: der Schlußpunkt, den diese Ausstellung der Agentur VII innerhalb der 'Visual Gallery' auf der Photokina 2004 gebildet hat, verstärkt das herrschende Weltbild als das Bild der Herrschenden. Grundsätzliche Fragen bleiben unberührt. Krieg ist furchtbar, aber aus dem Blickwinkel der Herrschenden bisweilen notwendig.


Gespaltene Wahrnehmung

Über das Ende 2004 erschienene Buch 'Bilder des Krieges - Krieg der Bilder' von Gerhard Paul

Gerhard Paul
Bilder des Krieges - Krieg der Bilder - Die Visualisierung des modernen Krieges, Schöningh W. Fink Paderborn, 2004, 527 Seiten, 49,90 Euro

Das umfangreiche, mit viel Bildmaterial ausgestattete Buch befaßt sich mit einer großen Zahl von Kriegen - von ca. 1850 bis ins begonnene Jahrhundert. Zwei davon seien herausgegriffen: der Krieg der NATO von 1999 und der so genannte "Krieg gegen den Terror", mit dem wir seit 2001 konfrontiert sind.

Pauls Einschätzung des Krieges der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien von 1999 ist klar. Er verwendet den Begriff zwar nicht, aber was er beschreibt, umreißt den Tatbestand des Kriegsverbrechens klar und deutlich. "Statt auf die gegnerischen Streitkräfte" habe der Krieg "vor allem auf den Durchhaltewillen der serbischen Bevölkerung" gezielt. "Seine vorrangigen Angriffsziele waren daher Einrichtungen der Infrastruktur und der Medien." Er befindet sich damit in Übereinstimmung mit Bundeswehr-Offizier Jürgen Rose, der die in Jugoslawien und Afghanistan angewandte Warden-Doktrin beschreibt und formuliert: "Hervorzuheben ist, daß diese Luftkriegsdoktrin ganz bewußt auf die Zerstörung der Lebensgrundlagen eines Staates abzielt und insbesondere auch die Zivilbevölkerung selbst zum expliziten Ziel deklariert." Die Truppen des Feindes sind in diesem Modell der konzentrischen Ringe das am wenigsten wichtigste Ziel. Paul schreibt sogar vom "Gesicht des totalen Krieges mit Opfern unter der Zivilbevölkerung, zusammenbrechender Infrastruktur und einem vom Krieg durchdrungenen Alltag". Und er formuliert ohne jede Einschränkung den Straftatbestand nach §80 des Strafgesetzbuches der Bundesrepublik Deutschland, dem gemäß die führenden deutschen Politiker Schröder, Fischer und Scharping zu mindestens 10jähriger wenn nicht lebenslanger Haft verurteilt werden müssen: "Für die NATO wurde die 'Operation Allied Force'", wie die militärische Operation gegen Jugoslawien genannt wurde, "ihr erster Angriffskrieg".

Und es war ihr "erster Cyber- und Medienkrieg". Gemäß NATO-Sprecher Jamie Shea habe es gegolten, "'die Medienkampagne zu gewinnen', die nach seiner Meinung 'genauso wichtig' war wie die militärische Kampagne." "Im Vorfeld des Krieges heizte man daher die Stimmung in Europa visuell auf, inszenierte man eine mediale Realität, die das völkerrechtliche Nichteinmischungsgebot erfolgreich relativierte und den Krieg als Akt des Widerstandes und 'humanitäre Intervention' scheinbar legitimierte." Als einen der wichtigsten Akteure benennt Paul das 1998 in London gegründete Kosovo-Crisis-Center (KCC), das "die Medien weltweit mit Bildern und Nachrichten aus dem Umfeld der kosovo-albanischen UCK versorgte." "Vor allem dem Kampf der Bilder wurde nun eine zentrale Aufgabe zugewiesen. Um der bildpublizistischen Offensive des Milosevic-Regimes zu begegnen, gab Jamie Shea die Devise aus: 'Wir müssen Bilder mit Bildern bekämpfen.' ... Im Zeitalter des Fernsehens seien 'Bilder das, was zählt'. 'Bilder sind Waffen', befand auch Sheas deutscher Partner Walter Jertz. Walter Jertz: '...Das Leid war zunächst gesichtslos. Erst als die Welle der Vertreibungen weiter anstieg, die Menschen auf der Flucht abgebildet wurden..., gewann die Öffentlichkeitsarbeit der NATO allmählich verlorenes Terrain zurück.'" "Da die behauptete ethnische Säuberung selbst nur wenige Bilder produzierte... besann man sich wie weiland am Golf auf die Möglichkeit selbst Bilder zu schaffen. Hierzu gehörten die Satellitenaufnahmen angeblicher Massengräber, die auf der bloßen Behauptung ihrer Beweiskräftigkeit beruhten, sowie vor allem Bilder traumatisierter Flüchtlinge." "An der Grenze zu Mazedonien und Albanien warteten ganze Scharen von Bildreportern auf die herausströmenden Opfer."

Jamie Shea: "Wir müssen Bilder mit Bildern bekämpfen"

Satellitenaufnahmen angeblicher Massengräber, die auf der bloßen Behauptung ihrer Beweiskräftigkeit beruhten

Soweit können wir den Ausführungen Pauls folgen. Unbegründet und nicht nachvollziehbar erscheint indes seine Einschätzung der bekannten Fotografen David Turnley, Peter Turnley und James Nachtwey. Ihre Bilder vom "Flüchtlingselend", auf das sie sich mit ihrer Arbeit konzentriert hätten, bezeichnet Paul als "anspruchsvoll" und "beeindruckend". Gerade weil das so ist - müssen wir erkennen - entfalten die Bilder ihre propagandistische Wirkung im Sinne der NATO. Die Bilder mögen von außerordentlicher gestalterischer Qualität sein. Aber genau das macht ihre Gefährlichkeit aus.

Im letzten Kapitel des Buches mit dem Titel "Angriff in Echtzeit und der unsichtbare Gegenschlag in Afghanistan" befaßt sich Gerhard Paul mit dem 11. September 2001 und dem nachfolgenden Krieg, für den die Ereignisse dieses Tages der Auslöser sind. Hier löst er ein erhebliches Erstaunen aus. Hat er noch gerade bei der Analyse des Krieges gegen Jugoslawien die Propaganda als solche entlarvt, schreibt er jetzt: "Erstmals wurden Passagierflugzeuge von islamistischen Selbstmordkommandos zur mörderschen Waffe umfunktioniert. Die terroristische Botschaft - auch ein Novum - reduzierte sich auf die symbolische Tat und deren Bilder ohne jeden erläuternden Subtext: das Bild als Kriegserklärung." Wie kann es sein, daß Gerhard Paul die über die Medien verbreitete Darstellung der Ereignisse vom 11. September im Kern unreflektiert als Tatsache hinnimmt. Woher nimmt er die Gewißheit? Es gibt nur ein Geflecht von Behauptungen, das voller Widersprüche ist. Beweise für die Richtigkeit der Darstellung finden wir nirgends. Wenn er auch nicht wissen kann, was sich genau wie von wem geplant ereignet hat, so wäre es doch das Mindeste, die verbreitete Darstellung als ungeklärt zu bezeichnen, von Behauptungen zu sprechen, so wie er im Fall Jugoslawien von 'behaupteten ethnischen Säuberungen' spricht - und nicht von tatsächlichen.

Gerhard Paul meint zu wissen, daß Mohammed Atta im dem Flugzeug gesessen hat, das am 11. September 2001 in den Nordturm des World Trade Center geflogen ist und steigert sich dabei zu der Aussage: "Mit einem Hieb hatten Mohammed Atta und seine Gefolgsleute ganz in der Tradition des islamistischen Ikonoklasmus dem Leviathan der kapitalistischen Weltherrschaft den Kopf abgeschlagen." Solche Sätze, die auf unbelegten Annahmen beruhen, schaden der Glaubwürdigkeit des sonst aufschlußreichen Buches. Das ist schade. Warum zitiert er z.B. ohne jede Distanz Telepolis-Chefredakteur Florian Rötzer, der vom 'Aufmerksamkeitsterror' gesprochen habe, "der von den Terroristen bewußt einkalkuliert und über die Medien in aller Welt vermittelt worden sei", ohne die Frage zu stellen, wer die Terroristen tatsächlich sind. Und warum macht er sich die zweifelhafte Ideologie eines Samuel Huntington mit seinem 'Kampf der Kulturen' zueigen, indem er eine "ikonologiosche Korrespondenz zwischen den von den Taliban in Afghanistan zerstörten Zwillingsstatuen der Buddhas bei Bamijan und den Zwillingstürmen des World-Trade-Center" zu erkennen glaubt und damit meint, "die Anschläge des 11. September... als Teil eines sehr viel allgemeineren global ausgerichteten islamistisch-fundamentalistischen Kulturkampfes" deuten zu müssen.

"Die Planung und Dramaturgie der Ereignisse zeigten symptomatisch, 'dass die Bildgestaltung der Massenmedien nicht nur unsere Weltwahrnehmung bestimmt, sondern die Weltereignisse strukturiert.'" So zitiert Paul aus einem Aufsatz von Joan Kirstin Bleicher. Man mag sich fragen, was es denn heißt, daß die Bildgestaltung die Weltereignisse strukturiert. Interessanter ist der Titel des Aufsatzes, den wir zwar nicht im Text des Kapitels, aber in den Fußnoten finden. Er lautet: "Terror made in Hollywood". Folgt das Drehbuch des 11. September nun also dem Islamismus - was immer dieser urplötzlich gestreute Begriff auch bedeutet - oder doch vielmehr der perversen Gedankenwelt der Medienmaschinerie Hollywoods?

"Aus dem Schrecken der Sichtbarkeit sei die Sichtbarkeit des Schreckens getreten." "Spätestens seit dem 11. September wissen wir... dass der reale Schrecken den Schutzschild des Bildschirms durchschlagen kann." "Nie zuvor wurde ein Massenmord live ausgestrahlt..." "Der 11. September [habe uns] die Macht des Fernsehens demonstriert." Es kommt zu einer "Live-Schaltung, die die Attentäter durch ihr Timing und die ganze Anlage dieses Großattentats mit uns, den Hirnen der Fernsehzuschauer der Welt hergestellt hatten." So versucht Gerhard Paul uns über das Zitieren verschiedener Autoren klar zu machen, mit welcher Macht die Medien die Menschen erreicht haben - uns alle und auch ihn.

"Zum bewegendsten Dokument dieser anderen Perspektive wurde gewiss der Film der Brüder Jules und Gedeon Naudet 'Der 11. September. die letzten Stunden im World Trade Center'", lesen wir ohne jede kritische Distanz. Dabei ist der Film ein geschickt gemachtes Propagandawerk zur Rechtfertigung des geplanten Krieges, das in der Aussage gipfelt: "Nach allem, was ich hier gesehen habe, gehe ich auch töten, wenn mein Land mich schickt." Und - wer sich nicht durch die Propaganda des Films vereinahmen läßt - kann erkennen, daß dieser Film eine Schlüsselszene enthält, die in zweierlei Hinsicht zur Irritation Anlaß gibt. Gemeint ist die Szene vom Einsturz von World Trade Center Gebäude 7, der am späten Nachmittag des 11. September stattgefunden hat. Der Film zeigt, wie das Gebäude viele Stunden nach dem Einsturz von Nord- und Südturm ohne ersichtliche Ursache exakt senkrecht in sich zusammenfällt. Und die Autoren des Films sind angeblich genau im richtigen Moment zur Stelle, haben die Kamera auf das Gebäude ausgerichtet, bevor der Einsturz beginnt. Das muß einen kritischen Geist, der sich von Propaganda nicht gefangen nehmen läßt, doch zum Nachdenken bringen.

Erstaunlich ist auch folgende Erkenntnis: die gigantischen, den kapitalistischen Interessen verpflichteten Medien lassen sich - wie wir den Ausführungen Pauls entnehmen können - vereinnahmen durch ihre Feinde. Die Mediengiganten werden zu "ungewollten Komplizen" der Terroristen. Sie sitzen in einer "doppelten Falle". Das Fernsehen wird zu einer "willig gekidnappten Apparatur". An anderer Stelle lesen wir von einer "erzwungenen Komplizenschaft". "Die Attentäter hatten [den Medien]... ohne jegliche Vorankündigung den Handlungsablauf diktiert" schreibt er, um dann unmittelbar fortzufahren: "die US-amerikanischen Networks monopolisierten das Bildmaterial... Die international von US-amerikanischen Agenturen und Networks offerierten Bilder [erwiesen sich] ... aus 'patriotischen Gründen' als gefiltert und gereinigt." Auf der einen Seite werden die US-Medien zu Opfern und lassen sich angeblich den Handlungsablauf diktieren, auf der anderen Seite greifen sie weltweit steuernd ein und lassen nur eine Sicht der Dinge zu. Wie kann das zusammenpassen?

Hätte Gerhard Paul als Beispiel für die Berichterstattung die Titelseite des 'Express' vom 12.9.2001 analysiert, so wie er den 'Express' mit Scharpings Lügengeschichten aus dem Krieg der NATO gegen Jugoslawien in seine Betrachtungen einbezogen hat, dann wäre von der Verlogenheit bei der Darstellung des 11. September möglicherweise einiges klar geworden. Auf der Express-Titelseite wäre ihm ein Bild mit jubelnden Palästinensern aufgefallen, das sich in der präsentierten Form als Fälschung herausgestellt hat. Er hätte sich dann erinnert, das Bilder dieser Art noch am 11. September auch im Fernsehen eine gewichtige Rolle gespielt haben. Sodann wäre bei ihm die Frage aufgekeimt, wer für das In-Umlauf-Bringen der gefälschten Bilder verantwortlich gewesen ist. Und er hätte sich anhand der Express-Titelseite fragen können, wie es möglich ist, daß noch am Tag des Geschehens eine Figur namens Osama bin Laden ohne ein vorliegendes Bekenntnis als Verantwortlicher benannt wird. Zumindest hätte er sich gewundert, daß es Journalisten mit übermenschlichen Fähigkeiten gibt.

'Express'

links: aus der Titelseite vom 28.4.1999

rechts: Titelseite vom 12.9.2001

Gerhard Paul schreibt: "Nur wenige Medien entzogen sich der herrschenden Logik und verweigerten sich der Komplizenschaft." Und dann behauptet er: "Hierzu zählten in Deutschland Zeitungen wie die 'tageszeitung' und 'Jungle World', die auf ihren Titelseiten bewußt auf die spektakulären Bilder vom Einschlag des zweiten Flugzeugs verzichteten..." Sehen wir uns die Titelseite der 'tageszeitung' vom 12.9.2001 an. Keineswegs läßt sich behaupten, sie würde aus der nazu gleichgeschalteten Presselandschaft ausscheren. 'Krieg gegen die USA' titelt die 'taz' und fährt damit auf der gleichen Schiene wie der 'Express'. Und sie zeigt sehr wohl ein Bild, das denen auf den Titelseiten der meisten anderen Zeitungen in nichts nachsteht. Das ist an diesem Tag auch keine Ausnahme. Wie wir immer wieder feststellen müssen, ist die 'taz' bei weltpolitisch entscheidenden Fragen im wesentlichen auf Linie.

Titelseite der 'tageszeitung' vom 12.9.2001

Und die von Paul erwähnte 'Jungle World' ist eine Zeitung, die in keiner Weise vorbildhaft ist - die mit ihrer 'anti-deutschen' Haltung die aggresive Politik der USA und Israels verteidigt und jeden Versuch, die offizielle Darstellung des 11. September in Frage zu stellen, mit unsachlichen Behauptungen und Verleumdung ins Abseits zu rücken versucht.

Das Kapitel über den 11. September spart alle Unstimmigkeiten, die das verbreitete Bild von den Ereignissen ins Wanken bringen könnten, aus. Es könnte sich der Eindruck einstellen, als hätte jemand dem Autor einen Streich gespielt und in das Buch ohne dessen Wissen Passagen hineingepflanzt, die alles andere in diesem Buch in einem fragwürdigen Licht erscheinen lassen sollen. Es kann doch nicht sein, daß ein Autor, der vielfach erkannt hat, wie die Menschen mittels der Medien und der dahinter stehenden Kräfte mit dem Ziel der Legitimation von Kriegen bewußt desinformiert werden, keinen Gedanken daran verschwendet, daß hier mit Hilfe der Medien eine gigantische Lüge verbreitet worden sein könnte. Eine solch gespaltene Wahrnehmung ist kaum erklärbar.

Gerhard Paul kommt abschließend auf den Krieg in Afghanistan zu sprechen. Wenn er dabei auch von einem "ziellosen Krieg" spricht, als hätten die USA mit diesem Krieg keinerlei Ziele vefolgt, und mit Anton Holzer über einen "fundamentalistischen Bildersturm der Taliban" spekuliert, der "sich mit dem militärischen Bilderverbot des Westens verbunden hätte", so vermittelt er uns in Zusammenhang mit diesem Krieg dennoch wichtige Erkenntnisse über die Rolle der Bilder. "Nie zuvor in einem Krieg sei das gegnerische Gelände derart umfassend ausgeleuchtet gewesen wie in diesem Krieg und sei die Öffentlichkeit zugleich so sehr im Dunkel gelassen worden." "Der Krieg in Afghanistan sei zu 'unkonvertionell' als dass Journalisten der freie Zugang zum Kampfgeschehen erlaubt werden könnte", wird aus einer Erklärung des Pentagon zitiert. Bis heute seien "dem globalen Publikum die Aufnahmen verschiedener Massaker im Norden Afghanistans an Taliban- und Al Qaida-Kämpfern" vorenthalten worden, "die nachweislich von Kamerateams gemacht worden waren. Rechercheure, die diesen Bildern auf der Spur waren, seien bedroht, zusammengeschlagen und ermordet worden." (Jamie Doran in 'Das Massaker in Afghanistan', ARD, 18.12.2002) "Der Verlauf der Militäraktion blieb im Dunkeln, nichts war nachprüfbar. Dieser Krieg berührte die Zuschauer im Westen nicht wirklich. Die PR-Abteilungen der Amerikaner und der NATO hatten ihren Job gut gemacht. Die Mär vom sauberen Krieg in Afghanistan zu entzaubern, war für die Medien nachträglich kaum möglich: keine Bilder, keine öffentliche Empörung." (Astrid Frohloff, 'Fälscher an der Front', 'Die Zeit', 3.4.2003)

Sein Buch schließt mit der Aufforderung, die Abrüstung in den Köpfen beginnen zu lassen und so den Kriegen der Zukunft bereits im Vorfeld die Grundlage zu entziehen. Das ist ein schöner Gedanke, dem wir uns - auch wenn er nach den bisherigen Erfahrungen eher illusionär anmutet - durchaus anschließen können. Allerdings sollten wir dabei unsere Kritikfähigkeit nicht in dem einen Fall ein- und in dem anderen Fall ausschalten. Auf eine gespaltene Wahrnehmung müssen wir verzichten.


>>> Nicht Angegriffene bezeichnen sich als angegriffen und greifen an. Warum? >>>